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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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wie möglich zu halten. Kristina stierte ihm gierig nach. Ein Teil von ihr wusste, dass es falsch gewesen war, ihn anzufallen, doch die Bestie in ihr verlangte nach Blut.
    „Du kannst dir die restliche Nacht freinehmen“, rief die Unsterbliche lachend. Carl schnaubte und zeigte ihr den Mittelfinger. Das Sakko und das blutige Hemd hingen in Fetzen von seiner Schulter.
    „Mir scheint, sie ist noch nicht lange eine der Unseren. Wie kannst du sie nur hierher bringen, bevor sie die Möglichkeit hatte, ihren Hunger nach Menschenblut zu stillen?“, sagte die Unsterbliche nun an Marcus gewandt.
    „Wir wurden vom Ältestenrat hierher beordert“, erklärte er.
    Kristina sackte in sich zusammen. Die Bestie hatte sich beruhigt. Zurück blieb das Brennen in ihren Magen und eine tiefe Leere.
    „Ihr seid die beiden Abtrünnigen, hab ich recht?“ Die Unsterbliche grinste. „Ich habe gar nicht gewusst, dass deine Geliebte verwandelt wurde? Hat das der Rat genehmigt?“
    „Das geht dich nichts an“, entgegnete Marcus unwirsch. „Kannst du uns zu den Ratsmitgliedern bringen oder müssen wir unseren Weg alleine finden?“
    Die Unsterbliche schürzte die Lippen und blickte verschnupft drein. „Es gibt keinen Grund, so unhöflich zu sein. Folgt mir, ich zeige euch den Weg“, sagte sie nun bedeutend kühler.
    Marcus zog die schlaffe Kristina hinter sich her, bis sie zur Lounge gelangten. Kristina sah sich um. Eine Handvoll Unsterbliche saßen auf den Sofas, nippten an mit Blut gefüllten Kelchen und beobachteten die Menschen durch die Gucklöcher im Boden.
    „Ich habe schrecklichen Durst“, wisperte sie.
    Marcus nickte. „In Ordnung, lass uns schnell etwas trinken.“
    Bevor er an der Bar bestellen konnte, öffnete sich eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Ein dunkelhäutiger Mann trat hinter dem Vorhang hervor. „Die Drinks gehen auf das Haus, Ewan“, wies er den Barkeeper an, bevor er lächelnd auf Kristina und Marcus zukam. „Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Kristina. Ich bin Nahum Akech, der Oberste des Europäischen Rates.“
    Kristina lächelte schwach. Für eine höfliche Erwiderung fehlte ihr die Energie. Sie konnte nur noch an das Blut denken, welches der Barkeeper in die Kelche füllte.
    „Wenn ich Sie so ansehe“, fuhr Nahum unbeirrt fort. „Verstehe ich, warum Marcus del Casals der Versuchung nicht widerstehen konnte.“
    Er wandte sich Marcus zu. „Das ist er also, unser widerspenstiger Unsterblicher. Willkommen in meinem Haus.“
    Marcus beäugte ihn misstrauisch. Der Barkeeper reichte ihnen die Kelche. Kristinas Hand zitterte vor Gier, als sie ihren entgegen nahm. Am liebsten hätte sie das Blut sogleich hinuntergestürzt, doch mit dem letzten Funken Selbstbeherrschung versuchte sie, höflich abzuwarten. Nahum bemerkte ihren inneren Kampf.
    „Trinken Sie, Kristina. Schämen Sie sich nicht. Ein jeder von uns hat schon den alles verzehrenden Hunger erlebt, und die Umstände Ihrer Verwandlung waren sicherlich nicht gerade angenehm.“
    Bei diesen Worten warf er Marcus einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Kristina lächelte dankbar und leerte den Kelch in einem Zug. Das Blut des Rehs erschien ihr regelrecht fade dagegen, als würde man ein Kobe Steak mit einer Bratwurst vergleichen. Es stillte ihren Hunger nicht vollständig, doch es besänftigte die Bestie. Sie senkte den Kopf und schloss die Augen. Wie gerne hätte sie sich diesem fantastischen Gefühl hingegeben, das durch ihren Körper brandete, doch das durfte sie nicht. Sie musste wachsam bleiben, hier, im Haus des Feindes.
    „Wo ist meine Tochter?“, fragte sie.
    Nahum hielt ihr seinen Arm hin. „Kommen Sie, ich führe Sie zu ihr.“
    Kristina warf Marcus einen skeptischen Blick zu, hakte sich dann bei Nahum ein und folgte ihm in den benachbarten Raum. Einige Unsterbliche standen, andere saßen an dem riesigen ovalen Tisch, doch alle blickten ihnen gespannt entgegen. Offensichtlich brannten sie darauf, den Abtrünnigen endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Leila stand mit Tian vor einem der abgedunkelten Fenster. Sie jauchzte, als sie ihre Mutter erblickte, und warf sich in ihre Arme.
    Kristinas Augen brannten. Sie wollte weinen, doch keine einzige Träne perlte hervor. Marcus trat auf sie zu und räusperte sich leise. „Komm. Wir müssen in die Mitte“, flüsterte er.
    Widerwillig löste Kristina sich aus Leilas Umarmung. „Wir reden später.“
    Nahum bat die Anwesenden, Platz zu nehmen und bedeutete Marcus und

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