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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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schneller. Sie würde sterben? Das wollte sie nicht, auch nicht für ein paar Minuten. Schon gar nicht ohne ihre Mutter an ihrer Seite. „Wie ist die Verwandlung für einen normalen Menschen?“
    „Schrecklich. Es ist schmerzhaft, du fühlst dich so elend, dass du sterben möchtest. Du bekommst Schüttelfrost und Muskelkrämpfe, musst dich übergeben und hast rasende Kopfschmerzen. Dein Körper glüht. Ich habe mir den Tod gewünscht, als ich in der Verwandlung war und das ewige Leben war mir in dem Moment scheißegal. Ich wollte nur, dass mich jemand von diesen Qualen erlöst.“ Uljana schloss in Erinnerung daran die Augen, ein Schatten huschte über ihr Gesicht. „Egal wie viele Jahre vergehen, diese einunddreißig Stunden werde ich niemals vergessen.“
    „Einunddreißig Stunden?“ rief Leila erstaunt. „Ich dachte es dauert nur ein paar Stunden?“
    Uljana zuckte mit den Schultern. „Meistens ein bis zwei, manchmal sogar drei Tage. Schneller geht es nur, wenn der Körper vorher schon durch Krankheit oder Alter geschwächt ist. Deshalb sage ich dir, dass du froh sein kannst Leila, du wirst nicht halb so viel leiden müssen wie andere.“
    Leila stand auf und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Ihr altes Leben schien auf einmal Lichtjahre entfernt. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie es vermisste. Thea, Nico, Nadine, selbst die alte Frau Mettmann, sie alle waren Teil einer Welt, in die sie nie wieder zurückkehren würde. Ihr altes Leben war für immer verloren.

21
     
    Die französischen Autobahnen empfand Kristina anfänglich als entspannend. Kaum Autos, nur ab und zu eine Mautstation und schlaglochfreie, gerade Straßen. Nach einer Weile wirkte die eintönige Landschaft jedoch ermüdend. Selten war ein Gehöft oder ein kleines Dorf, geschweige denn eine Stadt zu sehen, nur endlose Weite und riesige Felder.
    Kristina schloss die Augen und döste vor sich hin. Irgendwann schreckte sie hoch. Die Landschaft hatte sich verändert. Zerklüftete Felsen säumten die Küstenstraße, auf der sie fuhren. Eine Weile betrachtete sie das Meer, das sich in schäumenden Wellen an dem schroffen Gestein brach, bis die Dunkelheit die Aussicht zunichtemachte. Irgendwann bog Marcus ab und fuhr wieder ein Stück in das Landesinnere. Die Digitaluhr am Armaturenbrett sagte ihr, dass sie mittlerweile seit sieben Stunden unterwegs waren, mit nur einem kurzen Halt.
    „Wie lange müssen wir noch fahren?“, fragte Kristina.
    „Wir sind gleich da“, erwiderte Marcus.
    „Wo genau fahren wir hin?“
    „Wir fahren nach Saint Lo. Etwas außerhalb liegt das Anwesen meines Freundes. Es wird dir gefallen.“
    Kristina streckte sich und versuchte, ihre verkrampften Muskeln zu lockern. Marcus verließ die Autobahn und fuhr nun eine gewundene Landstraße entlang. Zu ihrer Rechten befanden sich riesige, weiß umzäunte Pferdekoppeln. Kurz darauf bog Marcus in einen Feldweg ein und folgte seinem Verlauf über einen bewaldeten Hügel. Kristina starrte in die Nacht hinaus und versuchte, ein Anzeichen von Zivilisation auszumachen, doch weit und breit war weder ein Haus, noch die Lichter einer Stadt oder eines Dorfes zu sehen. Wo auch immer Marcus’ Freund wohnte, das Haus lag definitiv nicht in der Nähe einer Stadt. Marcus drosselte das Tempo und bog in einen holprigen Weg ein, der sie zu einem großen, schmiedeeisernen Tor führte. Da es offen stand, fuhr er ohne anzuhalten hindurch. Der Kiesweg war mit sorgfältig gestutzten Buchsbäumen gesäumt und führte direkt zu dem Wohnhaus. Kristina entfuhr ein überraschter Laut. Das Wohnhaus glich eher einem kleinen Schloss. Marcus hielt vor der großen Freitreppe. Das Portal öffnete sich und ein Mann und eine Frau traten hinaus.
    Der Mann sah aus wie Anfang vierzig, doch da es sich um einen Unsterblichen handelte, nahm Kristina an, dass er weitaus älter sein musste. Sein hellbraunes Haar war an den Schläfen ergraut. Kristina fiel seine große, gekrümmte Nase auf, die in seinem ansonsten weichen Gesicht irgendwie deplatziert wirkte. Die Frau an seiner Seite war klein und fast ätherisch zart. Das kupferrote Haar trug sie in einem strengen Knoten, wodurch ihre feinen Gesichtszüge hervorgehoben wurden. Ihr Aussehen erinnerte Kristina an eine Adelige auf einem alten Gemälde. Die Frau lächelte kühl, während Marcus freudestrahlend auf die Beiden zulief. Er umarmte den Mann herzlich, anschließend wandte er sich der Frau zu und deutete eine Verbeugung an. Sie lachte. Kleine,

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