Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
einen Schluck getrunken.
»Walt, du bist ein Ball, der hin und her übers Netz hüpft zu dieser und zu jener.«
» Aber mit eigener Steuerung, Phyllis, Gestrenge!«
»Gesundheit!«
Richard hatte das Glas gehoben. Er war sehr lang, einen Kopf höher als das groß gewachsene Navajomädchen, das neben ihm saß.
»Warum malen wir nie den Wein, Dick?«
»Philisterin, würde Professor James Clark sagen. Wein! Hat man dergleichen schon einmal aus dem Munde einer Navajo gehört? Wachsen bei euch Reben?«
»Die Erweiterung des Horizonts ist das wesentliche Ziel einer Schule, Bester.«
»Auf dein Wohl!«
»Edward, wozu hast du dein Messer mitgebracht?«
»Als Tauchsieder. Oder was dachtest du, Dick?«
»Wenn die Träume von der Postkutsche und den Apatschen über uns kommen.«
»Dann sitzt du in der Kutsche, Walt! Mit Vicky.«
Vicky zog die Augenbrauen hoch.
»Aber wirklich - ist es hier gefährlich?«
»Literaturschüler müssen das Leben kennenlernen, Vicky. Du hast in deinem Aufsatz zum Literaturwettbewerb ja sehr hübsch beschrieben, wie deine Mutter mit dir einkaufen ging, und Alexander Lazy Eye hat dir einen Preis für diese Leistung gegeben. Zum Wohl! Es ist aber noch nicht das Wahre.«
»Warum nicht?«
»Du bist reizend, Vicky. Aber es ist noch nicht das Wahre, weil es zu friedlich ist und auch zu weißhäutig.«
»Wir Hopi lieben den Frieden.«
»Den Mais und die Schafe. Ja. Du bist so unschuldig, Vicky, wie ein Hopilamm.«
»Ich will aber nicht dein Lamm sein, Walt. Ich will wissen, warum der Friede, den wir Hopi lieben, nicht das Wahre ist.«
»Der Friede ist das Wahre!« Dick sprach es als Dekret.
»Aber nicht in der Kunst, Richard. Sie geht dabei schlafen. Oder soll ich die Musik von Selbstbedienungsläden komponieren?«
»Wäre erstmalig, Phyllis. Warum also nicht? >Als ich zum Supermarket ging. Downtown. zum Supermarket ging.<„
Dick klopfte einen Rhythmus auf den Tisch.
»Macht unsere kleine Victoria nicht verrückt. Sie will wissen, warum der Friede nicht das Wahre sein soll. Sie ist Literaturschülerin und Hopi.«
»Friede über den Felsendörfern des Hopivolkes... das ist Kunst.«
»Aber keine Wahrheit, Phyllis! Was ist Wahrheit? Ihr streitet euch mit den Hopi, ihr Navajo, um das Öl und um die Weiden. wie hungrige Wölfe.«
»Wir streiten nicht wie hungrige Wölfe, dann wären die Schafe längst aufgefressen. Wir streiten als Menschen um Gerechtigkeit. Das Öl ist bei uns Navajo gefunden worden, nicht bei den Hopi.«
»Und ihr habt die Originalschafe! Wozu sind Hopi überhaupt auf der Welt?«
»Du muß es wissen, Walt.«
»Als Dorn in eurem Fleisch, Phyllis, Hopifrieden mitten unter euch! Damit euch eure Unfriedlichkeit bewußt wird.«
»Für euch alle!«
Red Sleeves schenkte nach.
»Queenie, schweigsame Tochter der Prärie, was sagst du?« »Streitet weiter, Dick!«
» Warum?! „
»Ich brauche das.«
»Auf deine Gesundheit! - Wofür?«
»Kleine Dummheiten - ich kenne sie noch zuwenig. Fledermausgepiepse. Auch das gehört zu meinem Bild.«
»Bild? Nichts als ein Objekt bin ich für die Meisterschülerin!«
»Ist das nichts, Walt, ein gutes Objekt zu sein? Phyllis sucht die Musik in den Dingen.«
»Keine Dinge sind wir für euch Mädchen, Menschen sind wir, Männer!«
»Ein Bursche bist du, Walt, Teenager, Ladenhüter aus dem Teenagerlager - hörst du!«
»Den Mann möchte ich einmal sehen, der dich gestohlen hat, Queenie. Auf dein Wohl!«
Victoria fing an zu lachen.
Walt legte den Arm um ihre Schultern. Er konnte vorgeben, sie zu stützen, da man auf lehnenlosen, unbequemen Hockern saß. Sie neigte den Kopf zu ihm. Queenie spürte aus Walts sinnesfreudigen Blicken, wie er sich in dieser Nacht einen lieblich erquickenden Beischlaf mit der kleinen Hopi erhoffte.
Edward hielt Walts Hand fest, als er Vicky nachschenken wollte.
»Laß das! Sie hat genug.«
»Edward, du fleischgewordener Ernst vom edlen Stamme der Mohawk! Verdirb uns nicht den Spaß.«
Walt schob Vicky sein eigenes Glas hin, und da sie keine volle Kontrolle mehr über sich hatte, trank sie es aus. Sie lachte weiter mit Tränen in den Augen und lehnte an Walts Brust, ohne es recht zu wissen.
Edward nahm die Weinflasche, die halbvoll auf dem Tisch stand und goß den Wein auf den Boden.
»Ed!«
»Eddy!«
»Edward!«
»Verrückter Tugendbold!«
»Den Wein müssen wir bezahlen!«
»Was fällt dir ein!«
»Jetzt, wo wir eben anfangen!«
»Kannst du dich nicht anders ausdrücken!«
»Hört
Weitere Kostenlose Bücher