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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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mal zu - wenn Walt ein vernünftiges Wort nicht mehr versteht, kann ich mich nur noch so ausdrücken. Hau.«
    Mißvergnügen verbreitete sich rings um den Tisch.
    »Einen Schwips werden wir uns wohl leisten können! Die Jalousie hält dicht.«
    »Red Sleeves, die nächste Flasche! Ich zahle!«
    Dick hielt zu Walt.
    Der Alte grinste um die eingefallenen Lippen kaum merklich, doch sichtbar für Queenie, die sein Gesicht studiert hatte. Er stellte die neue Flasche an Queenies Platz.
    »Senora King!«
    »Es lebe unsere Königin!«
    Walt war wieder in seinem Fahrwasser. Victoria lachte und hob grüßend das leere Glas. Ihre Hand zitterte.
    »Queenie, bring Edward zur Vernunft! Wir trinken weiter!«
    Red Sleeves grinste deutlicher. »Senor King - mhmhm - Caballero - Gentleman!«
    Queenie starrte den Alten an.
    »Hast du gehört, Queenie, dein Caballero-Gentleman würde dir noch ein Glas gestatten. Auf dein Wohl!«
    Walt wollte sich der neuen Flasche bemächtigen, aber Edward hatte sie bereits in seiner Hand und stand auf.
    »Komm, Queenie, wir gehen.«
    »Ja. Laß uns aber die anderen mitnehmen, Edward, sonst trinken sie weiter. Das gibt Skandal. Ich begreife mich selbst nicht mehr. Warum bin ich mitgegangen, und warum hast du mich hierher eingeladen?«
    »Um einmal mit Vernunft das Verbotene zu tun. Die Aufsicht über uns von früh bis spät ist unerträglich. Aber Walt ist ein dummer Junge. Schade. Ich wollte heute abend beim Wein mit dir philosophieren.«
    »Worüber?«
    Edward lachte Queenie zu.
    »Über Kunst, Indianer, James Clark und Edward. Und so weiter.« »Aber nun ist's aus.«
    »Aus.« Edward stellte die Flasche, die er noch in der Hand gehalten hatte, auf ein hoch angebrachtes Wandbrett.
    Phyllis und Richard erhoben sich zögernd.
    Walt blieb widerspenstig. Er fühlte sich aus der Erwartung einer freuderfüllten Nacht herausgerissen.
    »Langweilige Vögel! Einmal in fünf Jahren - und ihr verderbt den Spaß. Jetzt waren wir gerade dabei, munter zu werden!«
    Er nahm Victorias Hand in die seine. Sie ließ sie ihm willig.
    »Walt, hopp, auf, und nimm Vicky mit. Sonst zeig' ich dir zuerst die Tür.«
    »Faß mich nicht an, Edward - das gibt Kleinholz. Was willst du überhaupt! Wer hat dich hier zum Aufseher gemacht? Wir trinken den Wein wie andere auch! Sind wir keine Menschen?«
    »Wir sind Indianer.«
    »Den Katechismus hör' ich nicht.«
    »Schschscht.«
    Red Sleeves legte den Finger vor den Mund und lauschte. Sein altes Wildkatergesicht veränderte sich. Er eilte hinaus; unter seinen Füßen knarrte keine der morschen Dielen. Er kannte wohl jede einzelne. Nach wenigen Minuten war er wieder da. Unter den sechs war es unterdessen still gewesen; nur Vicky hatte hin und wieder gegluckst.
    Red Sleeves winkte.
    »Husch - husch - - - „
    Alle begriffen, daß sie ihm zu folgen hatten, aber noch wußte keiner, warum. Er wies sie an, die Schuhe in die Hand zu nehmen und in Strümpfen zu schleichen.
    Über die quietschenden Dielen und die knisternde Leitertreppe ging es hinunter in das Erdgeschoß. Red Sleeves schob einen schweren Deckel beiseite und ließ eine Leiter in einen Kellerraum gleiten. Die sechs stiegen hinunter. Walt half Vicky. Red Sleeves zog die Leiter hoch und schob den Deckel leise zu.
    Es gab im Kellerraum kein Licht; Edward leuchtete die Kellerwände aber mit einer Taschenlampe ab und schaltete sie dann wieder aus. Die Finsternis wurde absolut.
    »Jetzt hast du, was du für dein Bild brauchst, Queenie!«
    »Halt den Mund, Walt.« Queenie war sehr aufgeregt.
    Alle lauschten und warteten. Oben knarrte und quietschte es auf einmal unter dem Gewicht schwerer Männer und unter steifledernen Sohlen.
    »Räuber?!«
    Walt stieß der Wein auf. Er erbrach sich. Vicky wollte wieder anfangen zu lachen, aber Phyllis hielt ihr den Mund zu. Die Geräusche oben verbreiteten sich. Stimmen wurden hörbar.
    Polizei.
    Die sechs drückten sich an diejenige Wand, die von der Bodenöffnung aus am wenigsten zu sehen war.
    Die Schritte kamen heran; der Bodendeckel wurde weggezogen und laut auf die Diele gepoltert. Das Gesicht Red Sleeves' und eine Kerze erschienen.
    Die sechs gaben keinen Laut von sich und rührten keinen Finger.
    Oben schienen die Männer von der wenig eindringenden Ableuchtung des leeren, kahlen Kellers befriedigt. Sie schoben den Bodendeckel wieder zu, ihre Schritte entfernten sich, die Haustür wurde knallend zugeschlagen.
    Es wurde still im Haus, und es blieb still.
    Alle horchten noch

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