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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Stute verlorengegangen war. Darüber hatte Inya-he-yukan überhaupt noch nicht mit ihm gesprochen. Er wollte das auch jetzt nicht tun. Er wollte beraten. Mit Wakiya-knaskiya, einem Knaben, wollte er beraten! Wakiya war nur noch Stolz, Erwartung und Bereitschaft, sein Bestes zu geben.
    Oben bei den Kiefern, an Inya-he-yukans Lieblingsplatz ließen sich die beiden nieder.
    »Wenn du Rechtsanwalt werden willst, Byron Bighorn, mußt du imstande sein, Licht ins Dunkel zu bringen. Du hast schon einmal ein hübsches Stück geleistet. Ich stelle dir jetzt eine neue Aufgabe.«
    »Ja! Bitte!«
    »Ein Mann oder eine Frau hat Briefe an den Superintendent, an den stellvertretenden Superintendent, an Mister Haverman, an Miss Eve Bilkins, an Missis Carson und an mich geschrieben, vielleicht auch noch an andere Leute, aber das weiß ich noch nicht. In allen diesen Briefen stehen die gleichen Worte; und sie sind alle auf dem gleichen karierten Papier geschrieben - auf Zetteln aus solchem Papier - und alle in den gleichen Umschlägen in der Agentursiedlung zur Post gegeben, vor einer Woche, derjenige an Nick Shaw aber schon vor vierzehn Tagen. Die Zettel tragen keine Unterschrift und enthalten die Drohung, daß die Eltern unserer Ranch-Schüler ihre Kinder wieder wegholen würden, weil ich ein Gangster sei und weil eine schlechte Frau bei uns wohne. Wer kann diese Briefe geschrieben haben?«
    »Darf ich nachdenken?«
    »Denke nach.«
    Wakiya blieb lange still. Als er seine Gedanken geordnet hatte, fing er an zu fragen.
    »Ist es sicher, daß der Stammesrat keine solchen Briefe erhalten hat?«
    »Es ist nicht sicher.«
    »Frank Morning Star müßte es wissen.«
    » Müßte er.«
    »Wann kannst du ihn sprechen?«
    »Am Sonnabend, wenn er das Schwimmbad eröffnet.«
    »Unser Schwimmbad?«
    »Das unsere.«
    »Gehen wir hin?«
    »Natürlich. Alle zusammen außer Untschida. Sie hütet das Haus.« »Dann fragst du Frank Morning Star?«
    »Ja.«
    »Gut. Auf unseren Ranches habe ich noch nichts von solchen Briefen gehört, nicht von Bob, nicht von Alex, nicht von den Schülern, auch nicht von Mary.«
    »Nein, hier scheint es außer dem Brief, den ich selbst erhielt, keinen zu geben, und Mary, die ihn kennt, schweigt.«
    »Nur ein Feind von dir, Inya-he-yukan, schreibt solche Briefe. Er weiß aber gut Bescheid auf der Agentur, wenn er die Namen Hawley, Shaw, Bilkins, Carson und Haverman kennt, oder er ist von jemandem angestiftet worden, der gut Bescheid weiß. Sind die Briefe ohne jeden Fehler geschrieben?«
    »Ohne Fehler.«
    »Es ist eine elende und hinterlistige Art zu kämpfen, und also ist dieser Feind selbst elend und hinterlistig.«
    »Ja.«
    »Ich glaube nicht, daß er ein Mensch ist. Es wird ein Geist sein.«
    »Das denke ich auch, aber warum glaubst du es?«
    »Viele Menschen haben schreiben gelernt, aber sie haben noch nicht gelernt, mit der Schrift Böses zu tun. Das vermögen eher die Geister.«
    »Gut hast du gesprochen.«
    »Mac Leans?«
    »Sie werden ihre Hände davon lassen. Sie sind gierig, aber sie wünschen auch die Gentlemen zu spielen. Eine Stufe tiefer. Wenigstens der Schreiber selbst.«
    »O'Connor? Die Mac Leans haben ihn gestachelt, und er weiß, daß du seinen Vater erschossen hast.«
    »Es muß jemand sein, der weiß, daß Mary ein Kind erwartet.«
    »Oh! Dann haben wir ihn.«
    Joe, der vor sich hin auf die Wiese geschaut und an einem Grashalm gekaut hatte, wandte Wakiya überrascht das Gesicht zu.
    »Eine Frau ist es gewesen, Inya-he-yukan. Sie sah aus wie ein solcher Brief, und sie ist bei Mary gewesen.«
    »Erzähle.«
    »Du warst an einem Sonntag nach New City gefahren, um deine Schwester und Elk zu besuchen, und ich war zu Mary gegangen und half ihr bei den Schweinen und bei den Kaninchen. Da kam der alte Mac Lean, und der junge Mac Lean kam mit seiner Frau, und es kam noch eine Frau aus einer anderen Familie. Auch eine Weiße. Sie wurde Missis Horwood oder Esmeralda genannt. Bei deinem Wiederaufnahmeverfahren hat sie unter den Leuten gesessen.«
    »Wer sagte Missis Horwood und wer sagte Esmeralda zu ihr?«
    »Der alte Mac Lean und die junge Missis Mac Lean nannten sie Missis Horwood, aber der junge Mister Mac Lean nannte sie Esmeralda. Dabei verzog seine Frau jedesmal das Gesicht.«
    Joe lächelte.
    »So, so - war das. Und was wollten die drei von Mary?«
    »Sie wollten sie beschwatzen, ihre Ranch an den jungen Mac Lean zu verkaufen. Weil sie doch so allein sei und außerhalb der Reservation viel mehr von

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