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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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bessere; es ist ewig - das Ihre nicht. Ich trete für Hanska ein.«
    »Ja«, sagte der Bub leise.
    Miss Bilkins blieben solche Gedanken fremd, unverständlich und unheimlich; sie war überzeugt von ihrer zivilisatorischen Aufgabe und der übernommenen Pflicht, Wilde zu erziehen. Sie fühlte aber dumpf, daß der Mann, der vor ihr stand, nicht nur anders dachte, sondern auch anders war, und es überkam sie der Schrecken davor, daß für diesen Sohn einer ehemaligen Häuptlingsfamilie, Rodeoreiter und Meisterschützen selbst der Polizist mit der Dienstpistole nur ein Spielzeug sein könnte. Sie war jung und unerfahren, und die Furcht verleitete sie, nicht mehr an die Minuten des Dienstschlusses zu denken, sondern an Zeitgewinn. Vielleicht würde der Superintendent andernfalls sagen, daß sie einen aufrührerischen und unberechenbaren Redindian ungeschickt behandelt und das >know how<, die erfolgversprechenden Methoden der Menschenbehandlung, nicht begriffen habe.
    Joe hatte sich wieder in sein nach innen gerichtetes, unzugängliches Schweigen zurückgezogen. Miss Bilkins sprach mit einem Anflug von Atemnot.
    »Mister King, ich erkläre Ihnen nochmals und in aller Ruhe, daß die Entscheidung gefallen ist. Mister Krause wünscht diesen Boy hier zu adoptieren. Nun gut, wenn er das riskieren will, mag er es tun. Ich habe mit vieler Mühe die Abmeldung von dem Internat durchgeführt. Sie wird kompensiert durch zwei Anmeldungen. David Adlergeheimnis und Susanne Wirbelwind. Das sind Bestschüler; es sind hervorragende Schüler; die Anmeldung entspricht dem Vorschlag der Eltern. Ich habe damit den Etat schon um einen Schülerplatz überschritten; für Susanne Wirbelwind bedurfte es einer Sondergenehmigung. Wenn Sie das Übereinkommen mit Mister Krause jetzt hintertreiben und sich ganz überflüssigerweise mit mir über Internate streiten wollen, so geht mich das nichts an, obwohl ich es in keiner Weise billige. Aber Sie können den Boy nicht mehr in das Internat hineinschleusen. Das ist aus. Als Adoptivsohn von Mister Krause geht er in New City in die Schule. Bleibt er bei Ihnen, so geht er in die Tagesschule von Missis Holland. Wie Sie ihn dann bei sich weiterhin unterbringen, ist Ihre Sache. Sieben Personen in zwei Betten - ich weiß nicht, ob das zu Ihrer indianischen Lebensweise gehört; für Kinder ist es ein wirklich schwieriges Milieu! Übrigens möchte Richter Crazy Eagle Sie wieder einmal sprechen.«
    Joe King nahm die Jacke von der Bank, zog sie wieder an und verließ den Raum ohne Gruß. Hanska folgte ihm. Als letzter ging der große Polizist.
    Eve Bilkins saß noch minutenlang an ihrem Schreibtisch, erschöpft und unzufrieden mit sich selbst, bis ihre Kollegin Kate Carson kam und sie zum gemeinsamen Lunch aufmunterte.
    »Was hat es gegeben, Eve?«
    »Scheinbar ein Mißverständnis. Ich werde dieses verstockte Volk wohl nie begreifen.«
    Sobald Joe und Hanska Sonnenstrahlen fühlten und die frische Luft der Prärie atmeten, leuchtete Hanskas Gesicht auf.
    »Vater Inya-he-yukan, ich bleibe bei dir. Die Geheimnisse sind wieder auf unserer Seite.«
    In Stonehorns Innern spielten die Empfindungen wirr durcheinander wie die Töne in einem Orchester, das erst die Instrumente stimmt. Er ging mit dem Buben hinüber zu dem Haus Adlergeheimnis: Ed saß heute nicht, wie gewohnt, mit einem Stück Brot im Garten, sondern am Küchentisch mit Margot, Queenie, David und dem Jüngsten auf Margots Schoß. Margot gab das Baby Queenie, bei der alle Babies zufrieden zu sein pflegten, und sorgte für das Lunch.
    Joe berichtete mit zwei Sätzen über das Ergebnis seiner Unterredung. Die Stille des Erstaunens legte sich über die Tischrunde.
    Der Blinde sprach zuerst.
    »Also so weit ist das bereits? Miss Bilkins hat verblüffend schnell gearbeitet. Nachdem Washington die Sache hierher rückverwiesen und ich mit Ihnen, Missis King, gesprochen hatte, habe ich mit Whirlwind zusammen allerdings angeboten, daß David und Susanne an Stelle von Hanska in das Internat gehen sollten. Diesen beiden fällt es nicht so schwer, und sie haben aneinander einen Halt. Whirlwind ist sehr für diese Lösung eingenommen.«
    Joe schaute Crazy Eagle lange an, als wolle er erforschen, was in dem Richter vorgegangen war.
    Hanska bat darum, etwas fragen zu dürfen. »David und Susanne wollen gehen, so wie ich mit Rotadlermädchen gehen wollte. Aber Rotadlermädchen ist tot. Vater Inya-he-yukan, soll ich Davids Opfer annehmen?«
    »Du darfst es, Hanska, denn du

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