Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
Vom Netzwerk:
ausweichendes Verhalten am Vortag nur eine Taktik gewesen war, um Zeit zu gewinnen und jemandem Bescheid zu geben, der ihn beauftragt hatte, nach dem Bernstein Ausschau zu halten. Der Anhänger war offenbar noch viel wertvoller, als er gedacht hatte.
    Die Person, die ihn verloren hatte, hatte offenbar angenommen, dass der Finder versuchen würde, ihn im Ghetto zu versetzen. Sie hatte Boten zu allen Pfandleihen des Viertels geschickt und befohlen, sofort benachrichtigt zu werden, sobald jemand das Schmuckstück zum Verkauf anbot.
    Im ersten Moment war der Maler versucht, es mit den Männern aufzunehmen, die sich ihm in drohender Haltung näherten, aber er machte sich klar, dass er es nicht mit einfachen Gaunern zu tun hatte. Die drei bewegten sich umsichtig und wussten offenbar genau, was zu tun war.
    Während der eine direkt auf ihn zuging, verteilten die anderen beiden sich an den entgegengesetzten Seiten der Piazzetta, um ihm jeden Fluchtweg abzuschneiden.
    Auf einem offenen Platz, ohne Möglichkeit, sich den Rücken freizuhalten, konnte er unmöglich drei bewaffneten und zu allem entschlossenen Männern standhalten. Er musste die Flucht ergreifen, auch wenn es ihm überhaupt nicht behagte, seinen Gegnern den Rücken zuzukehren. Er war schon fast umzingelt und hatte nur noch wenig Zeit für eine Entscheidung, ehe er in der Falle saß und sich auf einen aussichtslosen Kampf einlassen musste.
    Mit einem plötzlichen Ausfallschritt stürzte sich Fulminacci auf den Angreifer, der ihm am nächsten stand und sich auf die rechte Seite des Platzes zubewegte. Sein Plan war es, zum Fluss zu entkommen. Falls es ihm gelang, die Brücke zu überqueren und Trastevere zu erreichen, das er wie seine Westentasche kannte, konnte er seine Verfolger dort abschütteln und vielleicht sogar auf die Hilfe eines Freundes zählen.
    Der Schurke wirkte überrascht von diesem plötzlichen Angriff, denn er zog seine Waffe nicht schnell genug. Fulminacci riss ihn um und rannte in eine Gasse hinein, die direkt zur Ponte Fabricio führte.
    Das war fast zu einfach gewesen – und tatsächlich, so blieb es nicht.
    Am Ende der Gasse wartete ein weiterer Mann, der kampfbereit sein Schwert zog, als er den Maler auf sich zulaufen sah.
    Er hatte sich in die Falle locken lassen wie ein Grünschnabel.
    Hinter sich hörte er zwei Verfolger, und der Kerl vor ihm würde ihn so lange beschäftigen, bis die Verstärkung da war.
    Ihm blieb keine Zeit zum Nachdenken.
    Er warf sich nach links, hielt sich an einem Vorsprung fest und erklomm mit einem einzigen Satz eine Einfriedungsmauer, die einen kleinen Privatgarten schützte.
    Von der Mauer sprang er in den mit hüfthohem Gras bewachsenen Garten, bahnte sich einen Weg durch das Gestrüpp und drang in das verfallene Haus ein, das sich hinter der Grünfläche erhob.
    Das Haus war offensichtlich schon lange nicht mehr bewohnt. Überall wuchs Unkraut, und die abgebröckelten Mauern waren mit Kletterpflanzen überwuchert, die sich unkontrolliert ausgebreitet hatten und teilweise schon die Fenster und die Haustür verdeckten.
    Fulminacci stürzte mit voller Wucht hinein, auch auf die Gefahr hin, sich in der Wand aus Efeu und Winden zu verfangen.
    Drinnen durchquerte er schnell die Zimmer und riss in seinem Ungestüm und seiner Verzweiflung die Überreste der Türen ein, die bei dem Zusammenstoß buchstäblich zu Staub zerfielen.
    Kurz darauf, nachdem er auch die Eingangstür auf der anderen Seite des Hauses eingerannt hatte, fand er sich erneut in einer engen Gasse wieder, die mit zerbrochenen Ziegeln und Mörtelstücken angefüllt war.
    Er stieg stolpernd über den Schutt hinweg und kam auf einem anderen Platz heraus, wo sich ihm ein weiterer bewaffneter Kerl entgegenstellte, der sofort die Verfolgung aufnahm.
    Der Hinterhalt war gut geplant, nichts war dem Zufall überlassen worden. Jeder mögliche Fluchtweg wurde überwacht.
    Er rannte nun schon eine Weile, so schnell er nur konnte, und war über Mauern geklettert, hatte Türen und Tore gesprengt, und obwohl er in der Blüte seiner Jahre stand und in guter körperlicher Verfassung war, merkte er, wie er allmählich ermüdete. Seine Beine wurden schwer und reagierten mit Verzögerung, sein Atem ging keuchend, und der Schweiß rann ihm in die Augen und vernebelte ihm zeitweise die Sicht.
    Aber er dachte nicht daran aufzugeben, sondern sammelte seine restlichen Kräfte und bog nach links ab, die Bluthunde dabei stets auf den Fersen.
    Er musste schnell einen Ausweg

Weitere Kostenlose Bücher