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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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finden, da ihm jetzt ernstlich die Puste ausging.
    Nach weiteren hundert Metern stellte er entsetzt fest, dass er im Kreis gelaufen war und wieder auf der Piazzetta stand, an der der Pfandleiher seinen Laden hatte.
    Jetzt saß er wirklich in der Tinte. Er war vollkommen eingekreist, jedes Schlupfloch war versperrt.
    Schnaufend wie ein Blasebalg blieb er mitten auf dem kleinen Platz stehen und zog Degen und Kurzschwert, um seine Haut wenigstens so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Er zählte seine Feinde.
    Drei trafen hinter ihm aus der Gasse ein, aus der er gerade gekommen war. Einer hatte auf der linken Seite Position bezogen, wahrscheinlich der, den er bei seinem Fluchtversuch vor ein paar Minuten zu Boden geworfen hatte, und ein anderer besetzte die rechte Seite mit seinem gezückten spitzen Schwert.
    Verflucht noch mal! Fünf waren selbst für einen geübten und kühnen Fechter wie ihn zu viel.
    Kaum hatten sie bemerkt, dass der Maler umzingelt war, hörten die fünf auf zu laufen, verteilten sich und zogen den Kreis um ihr Opfer langsam immer enger.
    An ihren beherrschten Bewegungen und ausdruckslosen Mienen erkannte Fulminacci, dass er es mit Berufsmördern zu tun hatte, die das Töten gewohnt waren und wussten, wie sie sich unter solchen Umständen zu verhalten hatten.
    Der Ausgang stand für sie fest.
    Die fünf würden ihn umkreisen und immer wieder zustechen, ohne sich dabei einem unnötigen Risiko auszusetzen, bis er zu erschöpft wäre, seine Waffen zu halten. Dann würden sie ihm schnell und gnadenlos den Garaus machen.
    Während Fulminacci seine Gegner einschätzte und überlegte, welches die beste Kampftaktik wäre, wurde es ihm zur traurigen Gewissheit, dass seine kurze Laufbahn als lebensfroher, aber brotloser Künstler im Rom des Papstkönigs ein unrühmliches Ende unter den Schwerthieben namenloser Mörder nehmen würde.

KAPITEL XI
     
    Schön, wenn sie spielen wollten, würde Fulminacci mit ihnen spielen, aber nach seinen eigenen Regeln. So vorhersehbar der Ausgang des Kampfes sein mochte, würde er immerhin dafür sorgen, dass ein paar von diesen Dreckskerlen ihm ins Grab vorangingen. Jeder von ihnen würde sich seinen Lohn nur über die Spitze seines Degens abholen können.
    Der Maler senkte seine Waffen und tat, als ergebe er sich. Er hoffte, dass seine verzagte, resignierte Haltung den gierigsten von diesen gedungenen Meuchelmördern zu einem übereilten Angriff reizen würde, denn höchstwahrscheinlich erhielt derjenige, der ihm den Todesstoß versetzte, eine zusätzliche Belohnung.
    Er hatte sich nicht geirrt. Der Mann an der linken Außenseite der Aufstellung machte ein paar entschiedene Schritte auf ihn zu.
    Der vermutliche Anführer der Bande, dessen Gesicht von einem Schal verhüllt war, brüllte im Befehlston etwas, das Fulminacci nicht verstand. Seine Feinde waren offenbar Ausländer.
    Der Maler zeigte zunächst keine Reaktion auf die bevorstehende Attacke, sondern hielt Kopf und Arme gesenkt, während er aus den Augenwinkeln jede Bewegung verfolgte.
    Der Angreifer war jetzt in Reichweite seines Degens, doch Fulminacci blieb reglos stehen, mit hängenden Schultern und abwesendem Ausdruck, als hätte die Angst ihm alle Kraft und jegliches Reaktionsvermögen geraubt.
    Der Mörder grinste vor Vorfreude, dass man seine faulen Zähne sah, glaubte er doch den Sieg und den Extralohn schon in der Tasche zu haben.
    Dann hob er sein Schwert zum tödlichen Stoß. Im selben Moment duckte sich der Maler blitzschnell, ging in die Knie und stieß gleichzeitig mit dem Degen zu, sodass der verblüffte Angreifer keine Gelegenheit zur Verteidigung hatte. Er traf ihn mitten in die Brust, und die Klinge sank gut zwei Handbreit ein.
    Mit einer flinken Drehung des Handgelenks befreite er seine Waffe, während der Mörder ohne einen Klagelaut zu Boden sank. Noch bevor er auf dem Pflaster aufschlug, war er tot, einen Ausdruck völliger Verwunderung in den Augen.
    Geschmeidig wie eine Katze richtete sich der Maler wieder auf und nahm eine kampfbereite Haltung für das endgültige Gefecht ein.
    Die anderen Schurken waren offensichtlich beeindruckt von seiner unerwarteten Finte und bewegten sich nun mit größerer Vorsicht.
    Sie umkreisten ihn langsam und unternahmen vereinzelte Ausfälle, um das Reaktionsvermögen ihres Opfers zu prüfen. Fulminacci wehrte jeden Angriff geistesgegenwärtig ab, aber es lag auf der Hand, dass das Spiel nicht ewig so weitergehen konnte. Seine Feinde hatten nun eine klare

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