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Das Blut des Skorpions

Das Blut des Skorpions

Titel: Das Blut des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Marcotullio
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war dabei das Gift, wenn man dem, was so gemunkelt wurde, Glauben schenken durfte. Seit Menschengedenken aber war es noch nie vorgekommen, dass ein möglicher Feind auf so offene und brutale Weise unschädlich gemacht worden war.
    Diese Dinge wusste der Maler natürlich nur vom Hörensagen, denn seine gesellschaftliche Stellung erlaubte es ihm nicht, in höheren Kreisen zu verkehren.
    Wohl aber verkehrte er in den Tavernen, und in den Tavernen wurde viel über solche Dinge geredet.
    Wenn ein paar Männer um einen Krug Wein herumsaßen, fand sich immer auch der Diener eines Signor Sowieso oder der Barbier des Kardinals XY, der sich gut informiert über die geheimen Machenschaften und Intrigen im Umfeld der Mächtigen zeigte. Von solchen Leuten erfuhr man von alten und neuen Feindschaften oder von Bündnissen zwischen dieser und jener Familie und dieser und jener Partei.
    So inoffiziell diese Informationen auch waren, das einfache Volk wusste doch stets gut Bescheid darüber, wenn in der Politik etwas im Gange war, ganz zu schweigen davon, was in den Schlafgemächern vor sich ging.
    Seine Erfahrung nach einigen Jahren in Rom sagte dem Maler, dass es unabsehbare Folgen haben würde, sollte auch nur der Schatten eines Verdachts aufkommen, Pater Stoltz könnte im Zusammenhang mit irgendwelchen politischen Machenschaften ermordet worden sein.
    Solche Überlegungen machten den Mord noch mysteriöser.
    Wenn man dazu bedachte, dass der Jesuit mit den Intrigenspielen der Mächtigen oder fleischlichen Ausschweifungen offenbar nichts zu tun gehabt hatte, erschien seine Ermordung als ein unlösbares Rätsel.
    Nachdem Fulminacci sich davon überzeugt hatte, dass es nichts weiter gab, womit er seine Neugier stillen konnte, verließ er die Kirche.
    Während er die breite Treppe hinunterging und dabei den Nachzüglern auswich, die erst jetzt zu dem Spektakel eilten, tastete er seine Jackentasche ab, um sicherzustellen, dass ihm der gerade gefundene Gegenstand in dem Gewühl nicht wieder entwendet worden war.

KAPITEL IV
     
    Fulminacci entfernte sich von Santa Maria Maggiore und ging auf die Stadtmitte zu.
    Als er den Hauptplatz des Esquilin hinter sich gelassen und die Obstgärten erreicht hatte, sah er sich nach einem ruhigen Winkel um, wo er seinen kostbaren Fund in Augenschein nehmen konnte.
    Er bog von der stark frequentierten Hauptstraße ab und schlug einen von Hecken gesäumten Weg ein, der auf einen kleinen Platz mit einer großen, dicht belaubten Platane in der Mitte führte.
    Hier wartete er kurz ab, ob er auch wirklich allein war und niemand hinter ihm den Weg entlangkam, bevor er das Schmuckstück aus der Tasche holte.
    Es handelte sich um einen eiförmigen Bernstein von der Größe einer Walnuss in einer Fassung aus massivem Silber, die oben mit einer Öse versehen war, offenbar, um den Stein an einer Kette um den Hals oder am Gürtel tragen zu können.
    Die Fassung war zierlich in Form zweier Brombeerranken gearbeitet, die sich um den Bernstein wanden und sich an der Öse mit elegantem Schwung vereinten.
    Der Maler hielt das Schmuckstück gegen das Licht und sah, dass ein Insekt darin gefangen war. Mit Bernstein war er schon früher in Kontakt gekommen, denn die Juwelierläden in Mailand boten jede Menge davon an, und ein paarmal war er von einem Goldschmied mit einem Entwurf für eine Fassung beauftragt worden. Noch nie aber war ihm ein so einzigartiges Stück begegnet: In der Mitte des durchsichtigen Harzes konnte man einen winzigen Skorpion erkennen, vollständig erhalten und perfekt konserviert.
    Das Schmuckstück war zweifellos sehr wertvoll, und er dachte daran, es Pater Kircher zu bringen, der schon seit vielen Jahren ein Kuriositätenkabinett mit ungewöhnlichen und seltsamen Gegenständen aus aller Welt unterhielt.
    Um die Finanzen des Malers stand es dieser Tage nicht zum Besten. Er war zwei Monate mit der Miete im Rückstand, seine Rechnung bei der Osteria, in der er einen großen Teil seiner Mahlzeiten zu sich nahm, belief sich mittlerweile auf eine beträchtliche Summe, und bei drei oder vier zwielichtigen Zeitgenossen hatte er nicht geringe Spielschulden. Kurzum, seine Situation war besorgniserregend, zumal er auf absehbare Zeit keine Einnahmen zu erwarten hatte, mit denen er all diese Schulden begleichen konnte.
    Er drehte seinen kostbaren Fund in der Hand und war sicher, vom Pater einen Betrag dafür zu bekommen, der ausreichte, um die offenen Rechnungen zu begleichen. Mehr noch, wenn er sich beim

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