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Das Blut des Teufels

Titel: Das Blut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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gesenkten Lidern hervor. Alle vier trugen jetzt gleichartige weiße Laborkleidung und sahen aus wie ein Teil des Forschungsteams hier unten in den weiten Laboratorien. Nur die 9-mm-Glock in Carlos’ Faust sagte etwas anderes.
Den größeren Teil des Nachmittags hatte Abt Ruiz sie von Labor zu Labor geführt und hervorgehoben, welch fortschrittliche Untersuchungen hier durchgeführt wurden: angefangen von der Botanik bis hin zur Nuklearmedizin. Ein riesiges Computerlabor war sogar dem menschlichen-Genom-Projekt gewidmet. Henry überschlug im Kopf, dass dieser im Herzen eines Labyrinths der Inka verborgene Bienenstock an Labors den gesamten Kernbereich der Abtei umfassen musste. Kaum zu glauben, dass dieser Komplex so lange hatte verborgen gehalten werden können.
Während Abt Ruiz weiter den Korridor entlangging, stellte Joan eben jene Frage, die auch Henry schon die ganze Zeit im Kopf herumging. »Warum zeigen Sie uns das alles?«
Ruiz nickte. Offensichtlich hatte er auf diese Frage gewartet. »Wie ich bereits gesagt habe – um Sie zur Mitarbeit zu bewegen. Jedoch auch, um Ihnen zu verdeutlichen, wie unglaublich wichtig die Hingabe an das Werk ist, das hier getan wird, damit das, was ich Ihnen als Nächstes zeigen will, im richtigen Kontext erscheint.« Der Abt wandte Henry und Joan ein schweißbedecktes Gesicht zu. »Während ich aus dem Glauben an meine Religion heraus am Werk bin, wollen Sie vermutlich konkretere Beweise sehen. Wie der Apostel Thomas werden Sie die Finger in die Wunde Christi legen wollen, bevor sie das Wunder glauben, dessen Sie hier Zeuge sein werden.«
Henry drückte sich näher an Joan heran und ergriff zum ersten Mal seit über einer Stunde das Wort.
»Wunder? Das ist die erste religiöse Äußerung, die ich von Ihnen gehört habe, seit wir hier unten sind. Was tun Sie also wirklich hier?« Henry machte eine Armbewegung, die auf den gesamten Komplex deutete. »Selbst wenn man von den Morden und Entführungen absieht, bleibt immer noch die Frage, wie dies alles ein Unternehmen der katholischen Kirche sein kann?«
Der Abt nickte verständnisvoll. »Kommen Sie. Die Antwort liegt unmittelbar vor uns.«
Trotz der 9-mm-Glock, die auf seine Nieren zeigte, war Henry seltsam eingenommen. Was für ein Geheimnis es hier auch geben würde – er war Wissenschaftler und Historiker und brauchte als solcher keine Waffe, die ihn weiterdrängte. Worüber war er da bloß gestolpert?
Als sie sich dem Ende des Flurs näherten, nahm Joan seine Hand. Obwohl die Neugier hell in ihren Augen strahlte, wusste Henry sehr wohl, dass sie nervös war. Ihre Hand fühlte sich heiß an. Sanft zog er sie an seine Seite.
Eine gewaltige Wand aus Edelstahl versperrte ihnen den Weg. Darin war eine riesige Tür eingelassen, durch die mühelos ein Elefant gepasst hätte. Mächtige Riegel hielten sie fest verschlossen. An einer Seite befanden sich ein elektronisch gesichertes Schloss und eine Zahlentastatur. Vor ihnen lag ganz offensichtlich die innerste Kammer des Komplexes, das innere Heiligtum.
Ohne sich umzudrehen, sagte Ruiz: »Nur die Hingebungsvollsten haben je einen Fuß in diese Kammer gesetzt. Vor uns liegt die Hoffnung der Menschheit auf Buße und Erlösung.«
Henry wagte nicht zu sprechen. Dazu war seine Neugier zu groß. Er wollte nichts äußern, was den Abt davon abhalten könnte, die Kammer zu öffnen. Ein Mann war ermordet worden, um die Sache hier geheim zu halten, und Henry wollte herausfinden, um was es dabei ging.
Joan legte dem Geheimnis gegenüber weniger Hingabe an den Tag. »Warum dürfen wir das sehen?«, fragte sie.
Noch immer hielt ihnen Ruiz den Rücken zugekehrt. Sein Blick war auf die Tür gerichtet, seine Stimme heiser vor Ehrfurcht. »Alle Antworten liegen hier drin.« Er nahm seinen Siegelring und drückte ihn in eine Nische. Ein Palm Pad leuchtete auf und der Abt legte seine linke Hand darauf; anschließend tippte er mit der rechten Hand, die von seinem gewaltigen Körper verdeckt war, den Öffnungscode ein.
Schwere Lager drehten sich, dicke Schlösser gingen auf, Riegel glitten zurück. Die Tür war freigegeben. Abt Ruiz ging einen Schritt nach hinten, als die massive Tür, die mindestens einen halben Meter dick sein musste, sich zu ihnen hin öffnete. Weihrauchduft drang heraus. Nach den sterilen Labors wirkte der Geruch geradezu widerlich. Getragen wurde er von einer kalten Brise, als würde der Raum dahinter gekühlt.
Doch weder der Weihrauch noch die Kühle schienen Abt Ruiz zu stören.

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