Das Blut-Skelett
nicht, sie ging ihm auf die Nerven. »Setz dich wieder hin. Oder geh nach draußen. Da fällst du mir nicht auf den Geist.«
Madson blieb stehen. Er hatte jetzt sein Springmesser gezogen und spielte damit. »Jetzt bist du auch nervös?«
»Ja, durch dich.«
»Du solltest umdenken.«
»Wofür?«
»Sei nicht so blöd. Was wir im Keller gehört haben, das ist nicht normal gewesen. Da ist irgendeine Scheiße passiert. Ob du das nun wahrhaben willst oder nicht.«
»Warlock’s Problem.«
»Das sagst du.«
»Was willst du hören?«
Madson schüttelte den Kopf. »Sein verdammtes Problem könnte auch zu unserem werden. Er ist mir sowieso suspekt. Ich habe ihm nie richtig getraut, wenn du verstehst.«
»Im Moment nicht.«
»Der hat etwas an sich. Der... der... verdammt, wer läßt denn schon Knochen sammeln?«
»Spinner gibt es immer.« Kulik lachte. »Reimt sich sogar. So lange der Spinner mich gut bezahlt, ist es mir egal, was er macht. Meinetwegen kann er aus den Leichenknochen auch Suppe kochen. Das interessiert mich so stark wie dein Furz. Verstehst du?«
»Leck mich.«
Kulik grinste nur. Er war der ruhige Typ. Zwar nicht phlegmatisch, aber er regte sich auch nicht auf, wenn es seiner Meinung nach nichts zum Aufregen gab.
Madson ging zur Tür und öffnete sie. Auf der Schwelle holte ihn die Stimme des Kumpans ein. »He, willst du nach draußen gehen?«
»Nein.«
»Wohin dann?«
»Nur mal schauen.«
»Hüte dich vor dem Keller.«
»Hör auf.«
Madson verschwand und ließ die Tür hinter sich offen.
So konnte auch Kulik in den schwach erhellten Flur schauen, was ihn nicht weiter interessierte. Jedenfalls griff er wieder zur Flasche und trank.
Der Messermann war schnell wieder zurück. Er hatte etwas von seiner Sicherheit verloren und war noch nervöser geworden. Bevor Kulik eine Frage stellen konnte, stieß Madson hervor: »Da kommt jemand aus dem Keller hoch.«
»Kann nur Warlock sein.«
»Nein, eben nicht!«
Madson hatte die Antwort so überzeugend gegeben, daß Kulik sich gezwungen sah, aufzuschauen. »Wie kannst du so einen Mist nur erzählen? Es gibt nur ihn da unten.«
»Warlock geht anders.«
»Wie denn?«
»Andere Schritte, verdammt! Der tritt anders auf, wie auch immer. Ich habe ein verdammt gutes Gehör. Ich sage dir, daß es nicht Warlock ist, der da hochkommt!«
Kulik hielt seinen Mund. Zum ersten Mal war es ihm nicht möglich, eine Antwort zu geben. Er kannte Madson und wußte, daß er sich auf ihn verlassen konnte. Auf dessen Reaktionen, auf dessen Gehör, und deshalb flüsterte er: »Wenn es nicht Warlock ist, wer, zum Henker, ist es dann?«
»Keine Ahnung.«
»Aber er war immer allein im Keller.«
»Jetzt eben nicht!« schrie Madson. Damit mußte er zurechtkommen, verflucht. »Er kann auch jemand versteckt haben, von dem wir nichts wissen. Das ist alles möglich.«
Einen weiteren Schluck wollte Kulik nicht nehmen. Allmählich war auch er unsicher geworden. Madson war kein Spinner. Der glaubte auch nicht an Geister oder an Voodoo-Zauber. Sonst wäre er auch nicht mit auf den Friedhof gegangen. Hier jedoch mußte sich seine Welt auf den Kopf gestellt haben, denn so stark von der Rolle hatte Kulik seinen Partner noch nicht erlebt.
Er ging auf ihn zu und blieb neben ihm stehen. Die Tür stand nicht mehr so weit offen. Sie war von allein fast zugefallen. Den beiden Männern war es nicht möglich, in den Flur zu schauen, aber sie besaßen gute Ohren und hörten etwas.
Schritte!
Madson stieß seinen Partner an. »Hörst du es? Das sind die Schritte, ja, das sind sie.«
»Ich bin nicht taub!«
»Und jetzt, verdammt, sag mir, ob das die Schritte von Warlock sind. Du kennst ihn doch auch.«
Kulik gab die Antwort auf seine Weise. Er zog den Revolver. Außerdem dachte er wieder an die Schreie aus dem Keller. Jetzt war er davon überzeugt, daß etwas nicht stimmte.
»Was willst du tun, Kulik?«
»Öffnen.«
»Okay.«
Kulik sagte auch nichts über Madson’s leichtes Zittern. Das war ihm völlig neu. Er ging mit langen, aber recht leisen Schritten auf die Tür zu. Vom Flur her fiel noch ein schmaler Streifen düsteres Licht auf die Schwelle.
Mit einem Ruck zerrte Kulik die Tür auf.
Vier Augen starrten in den Flur.
Und was sie sahen, ließ sie an ihrem Verstand zweifeln!
***
Vor ihnen bewegte sich ein Monster oder ein Monstrum, auf jeden Fall war es kein Mensch, und mit ihrem Boß konnten sie diese Gestalt auch nicht in Verbindung bringen.
Was sich ihren Augen im
Weitere Kostenlose Bücher