Das Blut-Skelett
ihn nachbaute? Aus den Knochen der Toten ein normales Skelett?
Es konnte natürlich sein, daß er es als einen Kult-Gegenstand ansah. Ein Heiligtum für seine Sekte. Wobei ich mich fragte, ob es sie überhaupt noch gab oder sie für Warlock nur Mittel zum Zweck gewesen war.
Suko schaute mich an. Die Augenbrauen hatte er in die Höhe gezogen.
»Wir sind zu spät gekommen, John. Warlock ist weg und mit ihm ein Skelett.«
»Ein totes oder ein lebendes?«
Mein Freund zuckte mit den Schultern. So dumm war meine Frage nicht gewesen, denn auch den Schwarzen Tod hatten wir als lebendes Skelett erlebt. Als mächtigen Killer mit der Sense, der keine Rücksicht gekannt und in Atlantis seine Spuren hinterlassen hatte.
Ich schritt durch den Keller. Ich war wütend. Ich hatte das Gefühl, nach jedem Schritt gegen ein Tor zu laufen, das ich leider nicht aufstoßen konnte. Hinter dem Tor verbarg sich die Lösung, doch sie war einfach zu kompliziert für mich.
Unsere Freunde aus Atlantis hätten uns helfen können. Sie hielten sich jedoch zurück, weil sie auch nicht selbst davon betroffen waren. Als ich stehenblieb, sagte Suko: »Ich denke, du solltest Purdy Prentiss anrufen und ihr berichten, was wir vorgefunden haben. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, daß auch sie in den Fall hineingezogen wird. Sie ist doch eine Bewohnerin von Atlantis gewesen, wenn du so willst.«
Da hatte er recht. Ich rief sie trotzdem nicht an und fragte: »War das Warlock eventuell auch?«
»Ja, kann sein.«
»Er und sie verbindet das gleiche Schicksal«, murmelte ich.
»Das nehmen wir an. Bewiesen ist es nicht.«
»Gesetzt der Fall, es stimmt alles. Dann könnte er doch unterwegs sein, um gleichgesinnte Personen zu suchen, damit er sie mit seinem Schwarzen Tod überraschen kann. Erst jetzt hat er sich zu einem richtigen Sektenführer aufgeschwungen, denn nun kann er den anderen auch etwas bieten. Ist das so falsch gedacht?«
»Nein.«
»Also Purdy anrufen und...«
»Sei mal ruhig, John!«
Suko hatte nicht sehr laut gesprochen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich seine lockere Haltung verändert. Er hatte sich gedreht und schaute zur Treppe hin.
Es brannte Licht, doch als hell konnten wir die Umgebung nicht unbedingt ansehen. Etwas war oben passiert. Zu hören war eigentlich nichts, nur ein Flackern sahen wir über den Boden huschen. Der Widerschein einer größeren Flamme. Er tanzte nahe der obersten Stufe und wurde von der Seite her gegen sie geworfen.
Ich wollte etwas sagen, aber die Ereignisse überraschten uns beide.
Genau dort, wo die Treppe endete, erschien die Gestalt, und wir waren von ihrem Anblick völlig überrascht, denn der Schwarze Tod war es nicht...
***
Die Gestalt, das Wesen oder wie immer man es bezeichnen sollte, war fast ein Skelett. Eine schaurige Person, die aus der Hölle entlassen zu sein schien.
Sie stand vor der obersten Stufe und hielt in der rechten Hand eine Fackel, deren Schein sich bewegte und immer wieder Schatten und Helligkeit über die schreckliche Gestalt und auch über deren unmittelbare Umgebung warf.
Nein, der Schwarze Tod war es nicht. Dieses Monstrum bestand aus einer anderen Farbe. Rot – so rot wie Blut. Ein Oberkörper, der keine Knochenstruktur aufwies und so aussah wie der eines Menschen. Nicht der Kopf. Auf dem Hals saß ein Skelettschädel. Ein häßliches Etwas mit Löchern im Knochengefüge. Widerlich anzuschauen und vor Häßlichkeit beinahe schon faszinierend.
Von irgendwoher hatte sich das Ding Tücher besorgt und eines davon um den unteren Teil des Oberkörpers geschlungen. Ein zweites Tuch hatte es um seinen Kopf drapiert, so daß wir nur auf das zerstörte Gesicht schauen konnten.
»Ist das Warlock?« flüsterte Suko.
Glauben konnten wir es beide nicht. Aber der Schwarze Tod war es auch nicht. Etwas war hier anders abgelaufen, als wir es uns vorgestellt hatten.
Das Skelett wartete nicht ab. Er war sich seiner Sache sicher und kam die Treppe hinab. Schritt für Schritt und Stufe für Stufe ging es auf uns zu.
Suko zog neben mir die Dämonenpeitsche. Bevor er dazu kam, den Kreis zu schlagen, geschah etwas mit der Gestalt auf der Treppe. Sie ging zwar noch vor, aber sie löste sich auch auf. Plötzlich sah es aus, als wäre der Körper in die Stufen hineingeglitten. Es gab keine Materie, die ihn aufhalten konnte, aber er selbst besaß noch einen Gegenstand, der normal war.
Das Feuer tanzte um das Ende der Fackel herum. Ich wollte nicht mehr länger warten, holte die
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