Das Blut-Skelett
Ungeheuer mit gewaltigen Ausmaßen hatte sich innerhalb des Hauses ausgebreitet.
Es gab kein Hindernis mehr. Alle Scheiben waren durch die Hitze und den Druck zerplatzt. Aus den Löchern schossen die zuckenden Feuerarme hervor wie die Teile eines gewaltigen Drachens. Sie zuckten auf und nieder, sie schlugen um sich, sie fauchten, sie schienen zu schreien, heulen, und sie bliesen mit ihrer ungeheuren Gewalt das Dach endgültig in die Luft, wobei noch einige Rauchwolken nachquollen und die Sicht auf den Himmel verdüsterten.
Glühende Teile fegten durch die Luft, als hätten sie sich von einer gewaltigen Wunderkerze gelöst. Asche regnete in der Umgebung nieder wie ein großes graues Leichentuch.
Das Feuer hatte gewonnen und mit ihm auch das Blut-Skelett.
Es gab keine Spur mehr zu Warlock.
Ich schaute meinen Freund Suko an, der stumm dasaß.
Ich schaute auf die dünn gewordenen Rauchschwaden, die an uns vorbeitrieben. Hin und wieder fielen Ascheteilchen nach unten und blieben auf dem feuchten Wagen kleben.
»Er ist uns über«, sagte ich. »Hast du gesehen, wie er verschwand?«
Suko nickte. »Und ob ich das gesehen habe. Allerdings frage ich mich, wohin er verschwunden ist.«
»Er ist weg. In seine Welt abgetaucht.«
»Atlantis.«
»Bestimmt.«
Ich blickte auf die gespenstische Kulisse vor uns. »Mit anderen Worten heißt es, daß er in der Lage ist, sich in zwei Zeiteinheiten zu bewegen. Einmal in der Gegenwart und zum anderen in der Vergangenheit.«
»Bingo.«
»Und wodurch?«
Suko verzog die Lippen. »Ich würde sagen, einzig und allein durch die Kraft und die Macht des Schwarzen Tods. Er allein hat es geschafft, verstehst du? Der Schwarze Tod muß ihm diese Fähigkeiten mit auf den Weg gegeben haben. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Es ist dieser verfluchte Dämon gewesen. Wir hätten das Buch mitnehmen sollen. Jetzt ist es verbrannt.«
»Wahrscheinlich hat Warlock das gewollt. Alle Spuren sind verwischt, und das Feuer wird auch noch die letzten fressen.«
Im Haus brannte es immer noch. Über dem Gebäude stand ein schwarz-graues Gebilde aus Rauch. Es regnete Ruß wie schwarzer Schnee. Wir waren überzeugt, daß bald die Feuerwehr anrücken würde, denn diesen Brandherd sah man meilenweit.
Der beim Feuer entstandene Wind war auch nach außen gedrungen und hatte das Laub an verschiedenen Stellen hochgewirbelt. Wie eine letzte Erinnerung tanzten die Blätter in den schwarzen Rauch und die dort noch zuckenden Flammen hinein.
»Was hält uns noch hier?« fragte Suko.
»Nichts mehr.« Ich startete den Wagen. Bisher hatte er mit seiner Breitseite zum Brandherd hin gestanden. Das änderte sich, als ich ihn in eine Linkskurve lenkte. Über den weichen, unebenen Boden rollten wir langsam zurück, aber noch zu schnell für Suko, der mich bat, vom Gas zu gehen.
»Was ist denn?«
»Halt an.«
Ich tat ihm den Gefallen und schaute zu, wie er ausstieg, aber in der Nähe des Rovers blieb. Suko bückte sich und suchte auf dem Boden nach. Hier lag das Laub nicht mehr so dicht, und die Reifenspuren hatten sich gut sichtbar in die Erde gedrückt.
Er hatte die Tür nicht geschlossen, und so brauchte ich nicht laut zu sprechen. »Was suchst du?«
Er richtete sich auf. Mit dem Blick zu Boden gewandt, kehrte er zu mir zurück. »Du wirst es kaum glauben, aber das sind Spuren, die nicht zu unserem Rover gehören.«
»Und?«
»Ich habe sie auf der Hinfahrt nicht gesehen.«
»Dann hast du nicht darauf geachtet.«
»Doch schon. Ich denke mir, daß unser Freund Warlock mit einem Auto hergekommen ist. Die Dinger sehen ziemlich frisch aus. Er muß das Fahrzeug hier irgendwo abgestellt haben. Das bringt zwar nichts, doch wir wissen immerhin, daß er motorisiert ist.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ein rotes Blut-Skelett, das Auto fährt. Manchmal kann man sich nur an den Kopf fassen.«
»Nimm es locker, John.«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
Suko war wieder eingestiegen. Am Haus interessierte uns nichts mehr. Für andere war es jetzt wichtig. Wie wir schon vermutet hatten, war die Feuerwehr von irgend jemand alarmiert worden. Die schweren Wagen kamen uns entgegen. Aber die Männer würden nicht mehr viel zu löschen haben.
Ich fuhr vom Weg ab und blieb daneben stehen. Dann stieg ich aus. Die beiden Löschwagen rasten an uns vorbei. Wir wurden sogar noch von ihrem Wind erwischt.
Nur das dritte Fahrzeug stoppte. Es war ein PKW, besetzt mit drei Männern.
Einer stieg aus.
Bevor irgendwelche Fragen
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