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Das Blut-Skelett

Das Blut-Skelett

Titel: Das Blut-Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stellen.
    »Wer bist du?«
    »Ich hole dich. Ich hole alle. Ich habe es geschafft. Endlich habe ich es geschafft...«
    »Bist du Warlock?«
    Sie hörte ein Kichern im Kopf. »Ich bin Warlock, der Wanderer.«
    »Du wanderst?« Sie lachte. »Ich sehe nichts. Wenn du nicht feige bist, dann zeige dich.«
    »Ich bin hinter dir.«
    »Ach ja...?«
    »Dreh dich um!«
    Der letzte Satz hatte sie erschauern lassen. Er war so gesprochen worden, daß sie die Worte durchaus glauben konnte, und plötzlich spürte sie das kalte Gefühl sehr stark.
    Sie drehte sich auf der Stelle. Etwas geriet in ihr Blickfeld, das leicht zuckte. Sie glaubte an einen Schatten und schrie leise auf, als ihr Nacken berührt wurde.
    Eine Hand, ein Finger oder etwas Ähnliches in dieser Richtung war für einen Moment darüber hinweggestreift. Es hatte auch eine Erinnerung hinterlassen, denn sie fühlte auf der Haut einen feuchten und klebrigen Fleck. Eine Person allerdings sah sie nicht.
    Trotzdem wollte es Purdy genau wissen. Sie hob die rechte Hand an und strich mit der Zeigefingerspitze über ihren Nacken hinweg. Sie berührte auch den Fleck, schaute sich den Finger an – und hörte den Herzschlag plötzlich wie einen Trommelwirbel.
    Der Finger war rot geworden!
    Rot von Blut!
    Aber nicht von ihrem Blut, denn sie hatte nicht gespürt, daß ihr jemand eine Verletzung beigebracht hatte. Und trotzdem klebte Blut auf der Haut.
    Zu ihrem Büro gehörte noch ein zweiter Raum. Er war viel kleiner und enthielt nur ein Waschbecken, über dem ein Spiegel angebracht war. Er war in diesem Moment für sie wichtig. Die schmale Tür ließ sie offen, blieb vor dem Spiegel stehen und verdrehte den Kopf so, daß sie einen Teil des Nackens sehen konnte.
    Ja, dort klebte Blut. Ein leicht zerrieben wirkender Fleck und kein Tropfen mehr.
    Im Nachhinein rann ein kalter Schauer über ihren Körper. Selbst auf den Fingerspitzen spürte sie das Gefühl.
    Neben dem Waschbecken hing ein weißes Handtuch. Sie nahm es vom Haken, ließ Wasser laufen und feuchtete eine Stelle an. Damit wischte sie das Blut vom Nacken weg und schauderte noch einmal, als sie daran dachte, daß es fremdes Blut gewesen war. Nicht ihr eigenes.
    Da mußte sie jemand mit einem blutigen Finger berührt haben, und dieser Jemand oder dieser Finger war aus dem Unsichtbaren gekommen.
    Er kannte keine Grenzen mehr.
    Er hielt sich in der Nähe auf, und trotzdem war er meilenweit entfernt.
    Purdy Prentiss stand wie festgewachsen vor dem Waschbecken und schaute in den Spiegel. Sie sah ihr Gesicht, das ihr so fremd vorkam. Darin die Augen, die größer als normal waren, denn sie hatten sich geweitet.
    Hitze und Kälte lösten sich in Schauern auf ihrer Haut ab, denn in diesen so langen Augenblicken wußte Purdy, daß sie nicht allein war. Die Gefahr aus dem Unsichtbaren hatte sich noch nicht zurückgezogen. Sie war geblieben und würde es bestimmt noch einmal versuchen.
    Etwas irritierte sie. Es war der Blick in den Spiegel, weil sich auf seiner Fläche das Motiv verändert hatte. Ihr Gesicht malte sich ab, doch dahinter oder daneben, so genau war es nicht zu sehen, zuckte ein Schatten.
    Ihrer war es nicht...
    Sie fuhr herum.
    Dabei hörte sie das leise Lachen, und der Schatten aus dem Spiegel verwandelte sich in eine Gestalt. Purdy Prentiss hatte Besuch bekommen.
    Vor ihr stand das Blut-Skelett!
    ***
    Normalerweise und auch auf Grund ihrer Vergangenheit war sie eine Frau, die sich ausgezeichnet in der Gewalt hatte und ihre Gefühle verbergen konnte. In diesem Fall allerdings war es ihr nicht möglich, den Schrei zu unterdrücken.
    Mit einer derartigen Gestalt hätte sie nie und nimmer gerechnet. Auch in ihren wildesten Alpträumen hätte sie sich nicht vorstellen können, daß es so etwas überhaupt gab. Sie war einfach grauenhaft. Ein furchtbares Wesen mit einem blutig-roten Körper, der von zwei ebenfalls blutgetränkten Tüchern bedeckt war. Eines hatte sich die Gestalt um den Unterleib gedreht, das andere um den Kopf, wobei das Gesicht frei blieb, das allerdings kein normales war.
    Purdy Prentiss starrte auf eine Skelett-Fratze!
    Keine Augen, keine Zähne, ein offenes Maul mit einem zerstörten Gebiß. Eine Haltung, die sehr aufrecht und trotzdem zur Seite hin geneigt war. Als wäre das Skelett in einer bestimmten Bewegung erstarrt.
    In den Höhlen schimmerten keine Augen. Dennoch wurde sie den Eindruck nicht los, daß der Unheimliche sie genau beobachtete. Trotz seines Knochenkopfes mußte er alles

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