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Das Blut Von Brooklyn

Das Blut Von Brooklyn

Titel: Das Blut Von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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geschmacklos. Aber nach dieser Geschichte konnte ich mir das einfach nicht verkneifen.
    Ich trinke das Blut, reiße den Pappbecher entzwei, lasse meinen Finger über die Innenseite gleiten, stecke ihn in den Mund und lecke ihn sauber.
    – Freut mich, dass ich dir eine Last abnehmen konnte.
    Er bläst die eingefallenen Wangen auf.
    – Eine Last abnehmen.
    Er hält eine Hand vor die Kerze, die zwischen uns auf dem Boden steht. Seine Haut ist durchsichtig.
    – In diesen Tagen ist die Last, die ich zu tragen habe, nicht besonders schwer.
    Ich knülle den Becher zusammen und lasse ihn fallen.
    Er deutet auf mein Knie.
    – Besser?
    Ich tippe mit dem Zeigefinger darauf. Schmerz jagt meine Wirbelsäule hoch.
    – Fühlt sich an wie eine Wärmflasche voll zerbrochener Muschelschalen.
    Er hebt die Augenbrauen.
    – Seltsamerweise habe ich keine Ahnung, wie sich so was anfühlt. Darf ich?
    Ich zucke mit den Schultern.
    – Du hast hier das Sagen.
    Er berührt mein Knie. Ich zucke zusammen. Er lächelt.
    – Ich glaube, du hast recht. Eine Wärmflasche voll zerbrochener Muschelschalen. Woher der poetische Zug an diesem Morgen, Simon?
    – Ich kann mir auch einen Finger in das Loch in meinem Hals stecken und dafür einen netten Vergleich finden, wenn du willst.
    – Nein, nein. Ich hatte meine Hände schon in vielen offenen Wunden. Ich weiß sehr gut, wie es sich anfühlt. Aber ansehen kann ich sie mir auf jeden Fall.
    Er hebt die Kerze auf und hält sie vor das blutverkrustete Einschussloch. Summend tippt er gegen meinen Kopf. Ich lege ihn schief, und der Schorf platzt auf und nässt.
    – Nun, darum beneide ich dich nicht gerade. Aber es wird verheilen.
    Er deutet auf mein Knie.
    – Das könnte schon eher ein Problem darstellen. Es wird heilen, aber der Knochen wird sich nicht von selbst wieder zusammenfügen. Da könnte dir ein übles Hinken bleiben.
    Ich sehe mir den geschwollenen blauen Klumpen an.
    – Willst du’s mal versuchen?
    Er stellt die Kerze ab, legt die Hände auf mein Knie und tastet es ab. Wellen von Schmerz und Übelkeit überrollen mich. Er drückt und knetet mit den Fingern. Knochensplitter fügen sich knirschend ineinander. Er nimmt die Hände wieder weg.
    – Na ja, nicht gerade wie neu, aber zumindest etwas besser. Möglicherweise.
    Wir setzen uns wieder.
    Fast die gesamte Enklave ist versammelt. Blut wird durch die Reihen gereicht. Manche nehmen einen winzigen Schluck, andere verzichten völlig. Ein paar sind dabei, mit großen Besen den Boden zu fegen. Ich hebe den zerknüllten Pappbecher auf und werfe ihn auf einen Dreckhaufen, den einer von ihnen gerade durch das Lagerhaus schiebt. Ein paar Mitglieder kommen die Treppe runter, die zum Loft über der Rückseite des Lagerhauses führt.
    Evie ist irgendwo da oben.
    – Also, wie sieht’s aus, Daniel?
    Er zupft an einem alten Farbklecks auf dem Boden.
    – Hm?
    Ich stecke einen Finger in die Wunde in meinem Hals. Es tut weh.
    – Wieso sehen wir nicht mal nach meinem Mädchen?
    Er legt den Kopf weit in den Nacken und starrt in die Dunkelheit über uns.
    – Da oben sind Fenster. Natürlich haben wir sie schwarz übermalt. Aber niemals abgedeckt. Darüber haben wir lange diskutiert. Die vernünftigste Lösung wären natürlich ein paar Sperrholzbretter gewesen oder zumindest eine Abdeckplane. Doch irgendjemand, vielleicht sogar ich, war dagegen. Unser Heim hier ist so wohlgeordnet, so diszipliniert. Und das ist auch notwendig, schließlich hungern wir freiwillig bis zum Rande des Wahnsinns und sogar darüber hinaus. Ohne Struktur und eiserne Disziplin würde hier alles in Chaos und Blutvergießen enden. Und zwar ganz schnell. Trotzdem ist das kein natürlicher Zustand. Geordnet ja, aber nicht natürlich. Mir schien ein zufälliges und wenn auch nur entfernt gefährliches Element durchaus angebracht.
    Er steht auf, ohne die Decke aus den Augen zu lassen.
    – Manchmal prallt ein Vogel mitten im Flug dagegen. Einmal hat ausgerechnet eine Eule zwei Scheiben zerschlagen und ist nur ein paar Meter von hier direkt vor meinen Füßen gelandet. Ein andermal ist eine Scheibe zerbrochen, weil sich zu viel Schnee und Eis darauf gesammelt haben. Dann war es eine Kugel, die jemand in die Luft geschossen hatte, der Wind, ein Sprung im Glas. Das ist alles schon passiert, und jedes Mal haben wir die Scheibe ersetzt und wieder schwarz angemalt, aber niemals abgedeckt. Das gibt immer eine große Aufregung, schließlich ist so ziemlich jeder andere physische Aspekt

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