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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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großzügige Angebot und werde es mir merken“, entgegnete Griseldis knapp, zog ihre Hand weg und wandte sich rasch an Herlinde, von der sie nur einsteifes Kopfnicken erntete.
    Gerhard führte sie weiter. „Dies sind Bertolf, seines Zeichens Tuchmachermeister, und sein Sohn Dithmar.“
    Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war frappierend. Beide hatten dunkelblondes Haar, grüne Augen, scharfgeschnittene Gesichtszüge und waren von mittelgroßer, schlanker Statur. Dithmar gefiel Griseldis sofort. Er war nicht zu alt und nicht zu jung und seiner Kleidung nach zu urteilen auch wohlhabend. Das war endlich mal ein Mann nach ihrem Geschmack. Griseldis zwinkerte ihm im Weitergehen kurz zu, was Dithmar überraschte, seinen Vater aber gegen sie aufbrachte.
    „Hier haben wir Conrad. Er ist der Schreiber des Erzbischofs und außerdem ein guter Freund der Familie. Er hat nicht nur unsere Kinder getauft, sondern fungiert auch als unser Beichtvater“, erklärte Gerhard.
    Conrad wirkte in seinem Habit besonders Ehrfurcht gebietend und Griseldis senkte züchtig ihren Blick. Er war größer als Dithmar und drahtiger. Aus seinem schmalen Gesicht sprach ein messerscharfer Verstand und seine aufrechte Haltung zeichnete ihn als Mann mit Rückgrat aus. Die Farbspuren an den Fingerkuppen seiner großen, feingliedrigen Hände verrieten seinen Beruf. Conrad behandelte sie freundlich, aber distanziert.
    „Diese Ritter sind Jörg und Wylhelm. Jörg ist der Verwalter meines Landbesitzes, Wylhelm ist ein Verwandter meiner Frau, der soeben eingetroffen ist und hier für einige Zeit Station macht. Sie sind übrigens Junggesellen“, raunte er ihr noch leise zu, während er sie zu einem weiteren Ehepaar führte. „Wenn du mit dem Gesetz in Konflikt kommst, musst du dich vor unserem Schultheißen Gernot in Acht nehmen. Seine Gemahlin Kunigunde widmet sichdagegen gern den angenehmeren Dingen des Lebens“, scherzte Gerhard.
    Kunigunde nickte. „Du gewöhnst dich sicher gerade erst in der Stadt ein. Wenn du möchtest, führe ich dich herum und zeige dir ihre schönsten Seiten und natürlich die Geschäfte mit den besten Waren.“
    „Das ist sehr nett von dir“, erwiderte Griseldis, beschloss aber gleich, das Angebot nicht anzunehmen, denn Kunigunde erschien ihr zu geschwätzig und zu neugierig.
    „Sei vorsichtig, mein Weib neigt zur Verschwendungssucht“, belehrte sie Gernot. „Nicht dass sie dich dazu verführt, dein Geld für unnötige Dinge auszugeben.“
    Kunigunde protestierte. „Ich kaufe nur das, was nötig ist. Aber ich lege Wert auf Qualität, und die hat nun mal ihren Preis.“
    Gernot tätschelte liebevoll ihre Hand. „Das weiß ich doch“, besänftigte er sie.
    Schließlich stand Griseldis der Hausherrin gegenüber.
    „Das ist Reinhedis, mein holdes Weib“, meinte Gerhard schwülstig.
    Die Burgherrin betrachtete Griseldis mit undurchdringlicher Miene. Sie war nicht direkt unfreundlich, aber Griseldis konnte ihre Ablehnung spüren. Reinhedis war eine Schönheit, allerdings von ganz anderer Art als sie selbst. Während Griseldis die Klarheit des Tages verkörperte, war Reinhedis die personifizierte Leidenschaft der Nacht. Lockiges, tiefschwarzes Haar fiel ihr bis in die Taille, und sie trug einen Schleier, wie es für verheiratete Frauen üblich war. Ihre makellose Haut, vor allem aber ihre vollen, verführerischen Lippen, verrieten genau wie ihre blitzenden, tiefblauen Augen ein heißblütiges Temperament. Trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft wirkte sie nichtschwerfällig, sondern sah in ihrem elfenbeinfarbenen Kleid aus Seide überaus elegant aus.
    „Sei willkommen in unserem Haus“, begrüßte sie Griseldis mit angenehm klingender Stimme, in der aber keine Wärme lag.
    „Danke für den netten Empfang. Ich habe dir ein kleines Geschenk mitgebracht“, erwiderte Griseldis. „Es ist eine Salbe, die, auf den Leib aufgetragen, die Strapazen der Schwangerschaft lindert und die Haut geschmeidig hält. Das Rezept stammt von der Geburtshelferin der Königin.“
    Dabei verschwieg sie, dass sie die Mixtur selbst zusammengemischt hatte. Niemand musste wissen, dass sie sich auf weiße Magie verstand. Bislang hatte sie dieses Geheimnis gut gehütet und das sollte auch in Zukunft so bleiben. Nur allzu leicht geriet eine Frau, die sich darauf verstand, in den Ruf, mit dunklen Mächten im Bunde zu sein.
    Reinhedis bedankte sich und nahm den Tiegel entgegen. „Wenn die Königin sie verwendet, wird sie mir erst recht von

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