Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
Vom Netzwerk:
aus, als höre der Weg dort hinten auf.“
    „Das täuscht“, beschwichtige ihn Wolff. „Er macht nur eine Biegung und windet sich zwischen den Bäumen hindurch.“
    „Wenn du meinst, aber reite du voraus“, meinte Hartwig und ließ ihn vorbei.
    Mannshohes Gebüsch säumte den kleinen Pfad und schlug gegen ihre Beine und die Pferde. Mit den ersten Ausläuferndes Waldes machte der Weg tatsächlich einen Bogen und Hartwig atmete erleichtert auf, weil Wolff die Wahrheit gesagt hatte. Sie befanden sich nun inmitten mächtiger Bäume, von deren Ästen vertrocknete Schlingpflanzen und graugrüne Matten aus Flechten hingen, die sich sanft im Wind hin und her wiegten. Das Gehölz schluckte sämtliche Geräusche und es war auf einmal ungewohnt still. Selbst vom Fluss, auf dem etliche Boote unterwegs waren, drang kein Laut zu ihnen herüber. Feine Nebelschwaden krochen vom Rhein herauf und begannen sie einzuhüllen. Hartwig fürchtete, die weiße Wand könne sie bald ganz verschlucken und ihnen die Sicht nehmen. Doch sie stieg nicht höher als bis zu ihren Knien.
    Schließlich erreichten sie eine kleine Lichtung und Wolff hielt an. „Dort hinten ist der Treidelpfad“, stellte er fest und wartete, bis Hartwig neben ihm stand.
    Mit einem Seitenblick auf seinen Gefährten meinte er: „Ich denke, ein Schluck Wein würde uns guttun, oder was denkst du?“
    „Gern, mir ist nämlich kalt“, erwiderte Hartwig. Es war nicht allein das Wetter, das ihn frösteln ließ, sondern der Ort als solcher. „Ganz schön unheimlich hier“, meinte er noch.
    „Das hier ist ein Auwald wie jeder andere auch“, beschwichtigte ihn Wolff und griff nach dem Schlauch, den er am Morgen hatte füllen lassen. Er trank einen Schluck und reichte ihn dann weiter.
    Hartwig legte den Kopf in den Nacken, setzte den Schlauch an und nahm mehrere Züge. Auf diese Gelegenheit hatte Wolff gewartet. Verstohlen tastete er nach dem kleinen, aber festen Knüppel, den er vor ihrem Aufbruch unter seinem Überwurf versteckt hatte. Hartwig bemerktevon all dem nichts und trank noch immer. Mit einer kurzen Bewegung holte Wolff aus und zielte. Das harte Holz traf Hartwigs Schläfe mit voller Wucht. Völlig überrumpelt wurde er aus dem Sattel gehoben, fiel rücklings zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf auf die aufgeweichte Erde. Benommen versuchte er, auf die Beine zu kommen, aber Wolff war schneller. Ohne zu zögern holte er erneut aus und beendete sein blutiges Werk.
    Die Pferde hatten sich erschrocken aufgebäumt und waren davongelaufen. Doch nach wenigen Schritten blieben sie im Dickicht stecken und kamen zum Stehen. Wolff vergewisserte sich, dass Hartwig wirklich tot war, packte dann seine Füße und zog ihn so weit wie möglich in das Unterholz, wo er ihm seine Wertsachen abnahm und ihn notdürftig mit dürren Ästen und trockenem Laub bedeckte. Dann fing er die Tiere ein, stieg auf und ritt mit Hartwigs Gaul am Zügel weiter. Auch wenn der Klepper nicht mehr der Jüngste war, wollte er ihn in Mainz zu Geld machen.
    An seinen ehemaligen Gefährten verschwendete er bald schon keinen Gedanken mehr. Erstaunt stellte er fest, dass er sich langsam ans Töten gewöhnte.
    Auf dem Rückweg nach Mainz
    Hanno war länger in Speyer geblieben als beabsichtigt und hatte die Rückreise erst vor zwei Tagen angetreten. Aber der komische Kerl aus der Schenke hatte ihm einfach keine Ruhe gelassen. Ihm war nämlich wieder eingefallen, warum er ihm bekannt vorkam. Sein Verhalten und seine Körperhaltung passten genau zu der Beschreibung, die ihm der Wirt der Wormser Herberge geliefert hatte. Zwar stimmten Haarfarbe und Bart nicht überein, aber die konnte er geändert haben. Hanno hatte daraufhin die Stadt systematisch nach ihm abgesucht, aber schließlich einsehen müssen, dass seine Bemühungen zwecklos waren. Entweder verstand es der Kerl, sich zu verstecken, oder er hatte die Stadt längst verlassen, wobei Hanno von Letzterem ausging.
    Inzwischen befand er sich auf der Anhöhe in der Nakheimer Mark. Wegen der vielen Reisenden, die das gleiche Ziel hatten wie er, war die Straße verstopft und er kam kaum voran. Zusätzlich erschwerte ein scharfer Wind, der ihm die Tränen in die Augen trieb, das Reiten. Darum beschloss er, die Kuppe zu verlassen und den Rückweg nach Mainz über Battenheim zu nehmen.
    Hanno war zufrieden mit dem, was er erreicht hatte. Zwar konnte er Anselms Mörder nicht überführen, was ihn ärgerte, dafür verfolgte er aber etwas weitaus Größeres, das

Weitere Kostenlose Bücher