Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
Sie das überhaupt überprüft?«
»Als ich mich vorgestern mit Bethlehem im Auf der Arbeit unterhalten habe, hat er mir erzählt, sein Vater habe Jonah geheißen und er hatte nur ein Auge.«
Das rüttelte sie auf. Ein Auge … Ihr Vater hatte eine Augenklappe getragen. Das hatte man ihr wenigstens gesagt. Aber Millionen von Menschen hatten ein Auge verloren.
»Und?«
»Als ich gestern mit Ihnen gesprochen habe, haben Sie mir erzählt, dass Ihre Mutter behauptet hat, Ihr Vater sei von einem Wal verschluckt worden.«
Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
»Guter Gott … Jonah.«
Er nickte. »Ja. Und weil ich, wie ich ja schon sagte, nach einer Verbindung zwischen Ihnen und Bethlehem suchte, gingen da die Signalraketen an.«
»Aber Sie haben nichts gesagt.«
»Das kam mir so weit hergeholt vor, dass ich es da noch nicht gewagt habe, etwas zu sagen. Andernfalls hätten Sie mich so angesehen, wie jetzt gerade vor ein paar Augenblicken – so, als überlegten Sie gerade, die Männer mit den Zwangsjacken zu rufen.«
»Aber wo haben Sie eine Probe von …?«
»Sie haben bei Julio’s ein paar Haare zurückgelassen.«
»Und Bethlehem?«
»Ich habe im Auf der Arbeit einen Löffel mitgehen lassen.«
Sie konnte es nicht sicher sagen, aber er wirkte plötzlich nicht mehr so selbstsicher wie zuvor. War das wirklich so? Konnte man von einem benutzten Löffel eine DNA-Probe nehmen?
»Ich kann das immer noch nicht glauben. Wo ist der Laborbericht?«
Er sah aus dem Fenster. »Ich habe ihn nicht.«
»Was? Woher wissen Sie das dann?«
»Eine mündliche Bestätigung. Die schriftliche Bestätigung folgt noch, wird Ihnen aber nicht viel nützen. Aus Datenschutzgründen sind die Proben nur mit Nummern versehen. Da gibt es irgend so ein Gesetz.«
»Dann könnte das auch ein Fehler sein.«
Es musste einfach ein Fehler sein.
Jetzt sah er sie an. »Der Mann, der die Untersuchung durchgeführt hat, hat mir von sich aus gesagt, dass die zwei Proben, die ich ihm gegeben habe, von Leuten mit dem gleichen Vater, aber unterschiedlichen Müttern stammten.«
Christy schloss die Augen und hielt den Atem an, damit sie nicht in Tränen ausbrach. Das wurde ja immer schlimmer.
»Wie kann so etwas passieren? Ich meine, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass mein Halbbruder in die Stadt zieht und dann zufällig mit …?« Sie fuhr hoch und starrte ihn an. »Es sei denn, dass er das weiß! Mein Gott, glauben Sie, er könnte das wissen?«
»Ich bin mir da ziemlich sicher. Die Wahrscheinlichkeit, dass derartiges einfach so passiert, ist so gut wie nichtexistent.«
»Aber warum? Ich weiß, dass er gestört ist, aber welchen möglichen Grund könnte er haben, mit seiner eigenen Nichte etwas anzufangen?«
»Es muss mit etwas aus Ihrer Vergangenheit zu tun haben. Und da Sie Bethlehem von früher nicht kennen, kann ich mir nur vorstellen, dass er mit Dawns Vater ein Hühnchen zu rupfen hatte.«
Nein, nein, nein!, dachte sie. Nicht dahin. Bitte rühren Sie das nicht an!
»Das ist unmöglich!«
»Er könnte sich für irgendwas rächen wollen.«
»Indem er seine eigene Nichte …?« Das Wort ficken kam ihr in den Sinn, aber sie konnte es nicht aussprechen – nicht, wenn es dabei um Dawn ging. »Indem er etwas mit seiner eigenen Nichte anfängt?«
»Er ist ein kranker Schweinehund. Wer weiß, was in seinem Kopf vorgeht? Aber die einzige Möglichkeit, Ihnen da zu helfen, liegt darin, dass ich etwas über ihren Vater in Erfahrung bringe.«
»Nein!«
Er wirkte verärgert und sie konnte das verstehen. Aber sie konnte es ihm nicht erzählen.
»Kommen Sie schon, Christy, wer war er? Hatte er damit zu tun, dass Sie damals wochenlang verschwunden waren?«
Sie sah ihn an. »Wie haben Sie das …?« Dann hielt sie inne und nickte. »Ach ja. Sie sind Detektiv. Aber Sie sollten gegen Jerry Bethlehem ermitteln, nicht gegen mich.«
»Ich setze nur alle Teile des Puzzles zusammen, das Sie mir gegeben haben. Also … Was war jetzt mit diesen Wochen? Hatte er damit zu tun?«
»Vergessen Sie es. Ich will nicht einmal an ihn denken. Es war furchtbar – es war die schlimmste Zeit meines Lebens.«
»Es war damals für jeden in Atlanta schlimm. Die Morde an den Abtreibungsärzten, die …«
Die Abtreibungsmorde? Warum brachte er das jetzt aufs Tapet?
Die ausgelöschten Wochen, die Morde, ein Bruder, von dem sie nicht gewusst hatte … Das war zu viel. Panik blühte auf und raubte ihr die Luft. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, sie konnte
Weitere Kostenlose Bücher