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Das Blutschwert

Das Blutschwert

Titel: Das Blutschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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Knochenhaufen im ersten Raum gehört hatten. Voller Stolz betrachtete er die Berge aus Jade, Perlen und Silber - die Schätze, mit denen er die Loyalität der Kaiserin erkauft hatte. Hier standen außerdem die eckigen großen Kessel, in denen er die Menschenopfer dargebracht hatte, um das
    Geheimnis des ewigen Lebens zu erfahren. Neben all diesen kostbaren Hab Seligkeiten befanden sich hier die Drachenknochen, mit denen Chirayoju die Zukunft vorhersagte. Für sich hatte er eine wahrhaft glorreiche Zukunft vorhergesehen.
    Die Schreie drangen aus der dritten Kammer, die so groß war, dass Chirayoju und die Kaiserin die gegenüberliegende Wand nicht erkennen konnten, als sie jetzt den Eingang durchschritten, der wie ein großes Maul geformt war. Magische Symbole schmückten die Wände: monströse Tiger, Drachen und menschliche Totenschädel. Die Decke wurde von mächtigen, ornamentreichen Säulen gestützt. Dies war die Kammer der Gerechtigkeit.
    Chirayoju hatte an diesem Ort über zwanzigtausend seiner Feinde getötet. Darunter auch den Sire, der Chirayoju den Zauberer in Chirayoju den Vampir verwandelt hatte.
    Jetzt neigte Chirayoju den Kopf und lauschte. Qual, Angst, Verzweiflung, Grauen. Die vier Elemente seines Wesens.
    Die Kaiserin fuhr zurück. Doch er ergriff ihren Ellbogen und zwang sie, noch einen Schritt weiter zu gehen.
    In einer gewaltigen Grube, die sich vor ihren Füßen ausbreitete, schrien fünfhundert Männer in Todesangst. Schlangen und ausgehungerte Ratten griffen sie an, bissen, kratzten und zerfetzten ihr Fleisch. Ringsum standen - mit schlotternden Knien - die Wachen der Kaiserin und stießen mit ihren Speeren nach jedem, der versuchte, aus der Todesfalle herauszuklettern, obwohl dies ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen war. Niemand konnte entkommen. Die Wände waren steil und hoch und inzwischen mit Blut getränkt und glitschig.
    Chirayoju blickte in die hervorquellenden Augen seiner Feinde. Es waren Gelehrte und Schreiber, Männer, die es gewagt hatten, über ihn zu forschen oder etwas über ihn zu verfassen. Ihre Schriftrollen und Bücher waren bereits verbrannt worden - zusammen mit ihren Familien, Freunden und jedem, dem sie von dem furchtbaren Lord erzählt haben konnten, der in Kaiserin Wus Bergfestung hauste.
    »Es ist nur Schmerz«, sagte er enttäuscht. Doch dann leuchtete sein Gesicht auf. »Aber jetzt soll Furcht daraus werden.« Er streckte die
    Hand aus.
    Türen, die zuvor nicht da gewesen waren, öffneten sich in den Wänden der Grube. Mit dämonischem Kreischen stürzten sich Legionen von Vampiren auf die unglückseligen Menschen, die mindestens ebenso hungrig waren wie die Ratten. Das Blut machte sie rasend.
    Von großer Vorfreude erfüllt, wies Chirayoju zur Decke. »Lasst uns gehen, Eure Majestät«, schrie er der Kaiserin ins Ohr. »Es ist Zeit.«
    Als sie aus der Höhle der Gerechtigkeit eilten, ballte Chirayoju die Faust. Das Dach explodierte. Felsbrocken stürzten auf die Vampire und Menschen und begruben sie unter sich. Die auf gehende Sonne ließ die kreischenden Vampire zu Staub zerfallen.
    Kaiserin Wu und Chirayoju eilten in den Thronsaal zurück. Als die Decke der dritten Kammer einstürzte, erbebte der ganze Palast, und der Hof der Kaiserin Wu geriet in Panik. Gongs dröhnten, Männer brüllten und hasteten Schutz suchend zu ihrer Kaiserin.
    »Was ist, wenn einige von ihnen überlebt haben?«, fragte Kaiserin Wu Chirayoju mit bebender, ehrfürchtiger Stimme, während ihre Höflinge in den Thronsaal stürzten. »Ich werde mich darum kümmern«, versprach er. Aber er log.
    Als eine weitere Nacht hereinbrach, stürmten die wutentbrannten Überlebenden immer noch durch den Palast. Die Vampire mit den langen Fangzähnen und den entstellten Gesichtern verschonten niemanden in ihrem Zorn.
    »Chirayoju! Hilf mir!«, rief die Kaiserin, als sie auf den goldgefliesten Boden ihres Schlafgemachs geschleudert wurde. Aber Chirayoju flog bereits übers Meer.
    Sollte China doch zu einem Friedhof werden! Was kümmerte es ihn? Seine Drachenknochen hatten ein einziges Wort zu ihm gesagt: Japan.

5

    »Willow, geht es dir gut?«, fragte ihre Mutter leise, als sie die Tür einen Spalt weit öffnete.
    Willow lag im Bett. Sie hatte die Decke bis zum Hals hoch gezogen, drehte der Tür den Rücken zu und ballte die Fäuste. Ja, mir geht’s prächtig, wollte sie brüllen. Deshalb komme ich auch ständig krank nach Hause!
    Schweiß rann über ihre Stirn. Das Zimmer drehte sich so schnell,

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