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Das Blutschwert

Das Blutschwert

Titel: Das Blutschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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Bremse, und die Reifen quietschten. Der Geruch von verbranntem Gummi stieg Xander in die Nase, als der Wagen nur Zentimeter vor dem Abgrund stehen blieb. Xander schloss die Augen und rieb sich den Nacken. »Manche nennen es ein Schleudertrauma.«
    »Halt die Klappe.« Cordelia zog die Handbremse an und schaltete den Motor aus. Als hätte sie bloß am Straßenrand gehalten, ordnete sie ihr Haar und öffnete ihre Handtasche. Während er langsam und tief durchatmete, nahm sie ihren Lippenstift heraus und trug ihn sorgfältig auf.
    »Was machst du da?«, fragte er verdutzt.
    Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Ich verschaffe dir ein klares Ziel«, fauchte sie. »Weil du so blind und schüchtern bist.«
    Er blinzelte. »Schüchtern? Moi?«
    Sie hob ihr Kinn. »Dann beweis mir das Gegenteil, Harry.« Sie wies auf ihren Mund. »Hauptsache, du hältst die Klappe.«
    Er lächelte und sagte leise: »Gerommo.«

Das graue Dämmerlicht war gut. Die Dunkelheit würde noch besser sein. Während sich die kleine Gestalt in dem Bett hin und her wälzte, gewann der Geist an Stärke und füllte sie immer mehr aus. Wie eine Schlange glitt er in ihre Brust, ihr Herz, ihr Gehirn. Er durchströmte ihre Hände. Er kroch durch ihre Muskeln und die Adern ihrer Beine.
    Dann erreichte er ihr Gesicht und lächelte. Er setzte sich auf.
    Das Gesicht wurde länglich und nahm eine jadegrüne, schimmelige Färbung an. Die Augen wurden mandelförmig, die Zähne wuchsen und wurden lang, spitz und tödlich. Der Mond beschien das Gesicht des chinesischen Vampirzauberers Chirayoju.
    Und dann war da wieder das Mädchen, das die Arme um die Beine schlang, das Gesicht gegen die Knie presste und vor Schmerz und Angst leise schluchzte.
    Warum wehrst du dich?, sagte die Stimme, die nicht ihr Gewissen war. Du verdienst es, Macht zu haben. Stärke. Ich verfüge über beides. Ich bin nicht gierig. Ich bin bereit zu teilen.
    »Mom?«, rief Willow mit zitternder Stimme.
    Ruf sie noch einmal, und sie stirbt, drohte der Vampirgeist.
    Willow berührte ihre Stirn, die glühte. Sie kam sich vor, als hätte sie irgendeine besonders üble Droge genommen, aber sie nahm keine Drogen. Niemals. Trotzdem war sie völlig desorientiert. Als sie sich in ihrem Zimmer umschaute, hatte sie das Gefühl, es zum ersten Mal zu sehen.
    Stöhnend griff sie nach dem Telefon, um Buffy oder Xander anzurufen.
    Etwas in ihr registrierte die Namen, durchdrang ihr Bewusstsein, suchend und forschend. Prägte sich die Bilder in ihrem Bewusstsein ein, die zu den Namen gehörten.
    Jetzt kannte er ihre Geheimnisse.
    Verängstigt zog sie die Hand vom Telefon zurück und presste sie gegen ihre Brust. Es war die Hand mit dem verletzten Finger, der schrecklich pochte. Es fühlte sich an, als würde tief im Fleisch ein Feuer brennen.
    Die Nacht legte sich über das graue Zwielicht und verwandelte alles in beruhigende und gleichzeitig entsetzliche Dunkelheit.
    Cordelia schnappte nach Luft und richtete sich auf. »Ups, Zeit zu gehen«, keuchte sie.
    Auf Xanders Gesicht glitzerten die winzigen Metallpartikel, die ihrem Make-up den besonderen Glanz verliehen. Er keuchte: »Zeit zu gehen?«
    »Ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen«, erklärte sie herrisch und schob ihn zurück auf die Beifahrerseite. Dann ließ sie den Motor an. Er brummte gehorsam und heulte dann auf.
    »Schon okay. Ego kaputt.« Er lächelte vor sich hin. »Lippen kaputt. Faires Geschäft.«
    Sie fuhr mit quietschenden Reifen rückwärts. »Ich hasse es, wenn du so vor dich hin murmelst. Nein.« Sie hob die Hand. »In Wirklichkeit gefällt es mir. Ich bekomme Angst, wenn du so laut sprichst, dass ich dich verstehen kann.« Sie atmete ein. »Meistens jedenfalls.«
    »Du musst dich der Wahrheit stellen, Cordelia«, sagte Xander und tätschelte ihre Schulter. »Du bist ganz verrückt nach mir.«
    Sie schnaubte und drückte das Gaspedal bis zum Boden durch. Xander entdeckte viele neue Götter, zu denen er beten konnte.
    Er hob die Arme, als das Mondlicht auf das Gesicht des Mädchens fiel. Und dann, endlich, erkannte er sich selbst in der finsteren Nacht.
    Chirayoju.
    »Ich bin frei. Ich bin wieder am Leben.« Er wanderte unbeholfen durch das Zimmer, testete den Körper des Mädchens namens Willow, der jetzt sein Körper war, und streckte sich. Er hatte sie tief in das verbannt, was sie ihre Seele nennen würde, aber er konnte sie dort spüren, er konnte ihre Angst und ihre Verunsicherung spüren, die sie angesichts seiner Macht

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