Das Blutschwert
ich glücklich sterben.«
Von seinem Zorn überwältigt, griff Sanno nach seinem großen, uralten Schwert und sagte: »Dann sprich, Genji, und wisse, dass ich dich töten werde, wenn dein Mut dich verlässt.«
Der alte Mann schüttelte den Kopf und verbeugte sich mehrere Male tief. »Bitte, mein gnädiger Herr, erspart Euch die Mühe. Ich bin froh, seinen Namen laut aussprechen zu können. Er heißt Chirayoju«
Als der Name fiel, wichen die anderen Dörfler entsetzt zurück. Einige weinten, andere jammerten.
»Chirayoju?«, wiederholte Sanno. »Ich kenne niemanden mit diesem Namen.«
Genji sagte: »Er ist ein Vampir aus dem großen Land China, der übers Meer geflogen kam. Und er ist ein Zauberer, der mit einem Wink unsere Häuser in Brand setzen kann. Ein Atemzug von ihm genügt, und die Flammen lodern hell auf. Er hat gedroht, uns all dies anzutun, wenn wir Euch seinen Namen verraten. Aus diesem Grund fürchten alle seinen Zorn. Aber ich werde mich eher freiwillig selbst verbrennen, als Euch zu enttäuschen, großer Sanno-sama.«
»Du törichter alter Mann!«, schrie ein anderer Dorfbewohner. Es war ein junger Mann namens Akio. Er stürzte sich auf Genji und streckte ihn mit der Faust nieder. »Du hast unser ganzes Dorf verdammt!«
»Nein, nicht er«, sagte Sanno zu dem jungen Mann. »Du hast es getan. « Der Berggott stampfte mit aller Kraft auf den Boden, bis niemand mehr stehen konnte. Dann zwang er Akio auf die Knie. Er hob sein Schwert, ließ es auf Akios Nacken niedersausen und köpfte ihn. Er schlug jenen, die ihm am Nächsten waren, die Köpfe ab. Dann wirbelte er herum, und von seinen Händen züngelten reinigende Flammen zu Gemmyos Leichnam, sodass sie ins Paradies eintreten konnte.
Die Flammen breiteten sich von ihrem Leichnam zu dem Sternen-baldachin und von dort in dem gesamten Tempel aus. Sie sprangen auf die Bäume über und auf die Hütten der Dörfler. Sie verschlangen die Bäume und Büsche, bis sie die Festung des Fujiwara-Clans erreichten.
An diesem Tag tötete Sannos Zorn tausend Menschen. Und von diesem Tag an galt er nicht mehr als gütig und freundlich. Er wurde nicht länger verehrt. Er wurde nur noch gefürchtet.
9
Cordelia lag keuchend auf dem Rücksitz ihres Autos und stieß Xander weg. »Hör auf zu stöhnen«, befahl sie ihm und setzte sich aufrecht hin. Sie beugte sich nach vorn, um ihr Make-up im Rückspiegel zu überprüfen, und strich ihren Pony zurecht. »Ich hasse es, wenn du stöhnst.«
»Wa. wa.«:, keuchte er.
»Wenn du stöhnst«, fuhr sie fort und beantwortete die Frage, die er nicht über die Lippen gebracht hatte, »erinnert es mich daran, dass du es bist, okay?«
»Erinnert dich. Oh!« Xander bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Wie nett von dir. Du willst damit also sagen, dass du, wenn du mit mir zusammen bist, dir vorstellst, ich wäre ein anderer.«
Als sie nichts sagte und nur den Kopf drehte, um ihn mit diesem leeren, für sie so typischen Gesichtsausdruck anzusehen, starrte er voller Abscheu zurück.
»Okay, schön. Ich verschwinde«, sagte er schließlich und wollte schon die Tür öffnen. Doch Cordelia griff an seinem Kopf vorbei, entriegelte die Tür und stieß sie so auf, dass er halb aus dem Wagen fiel.
»Das wirst du mir büßen.« Er stolperte und landete auf dem Bürgersteig. Mühsam rappelte er sich wieder auf, gewann einen Teil seiner Fassung zurück und warf die Autotür zu.
»Schön!« Cordelia zwängte sich hinters Lenkrad, ließ den Motor an, gab Gas und raste die Straße hinunter.
»Vergiss nicht, den Sicherheitsgurt anzulegen!«, brüllte Xander. »Du Nympho. !« Als er sie nicht mehr sehen konnte, stapfte Xander auf die Veranda, setzte sich und zog die Knie bis zum Kinn an. Er seufzte und wünschte, er hätte irgendetwas mitgenommen, um sich das Warten zu verkürzen.
Selbst meine Hausaufgaben würde ich jetzt nicht verschmähen, dachte er beunruhigt.
Als er gerade kurz davor war einzudösen, hörte er Schritte auf dem Bürgersteig. Er öffnete die Augen und setzte sich auf. »Will!«, rief er erleichtert. »Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht.«
Willow stand breitbeinig da, die Hände in die Hüften gestemmt. »Kleiner Junge«, höhnte sie, »du hast dir Sorgen um mich gemacht?«
»Na, sicher, Will«, sagte er bedächtig. »Äh, hast du vielleicht vergessen, etwas zu essen? Ich bin auch immer so mies drauf, wenn ich Hunger hab. Sicher, es macht Spaß, am Computer zu sitzen, und man vergisst leicht die Zeit dabei.
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