Das Blutschwert
Vielleicht bist du so biestig, weil dein Blutzuckerspiegel gesunken ist? Du solltest.«
»Schweig!«, befahl Willow.
»Willow?« Er zog auf Nicholson-Art die Augenbrauen hoch. »Übst du für ein Theaterstück? Wenn nicht, dann solltest du dir diese Attitüde sofort wieder abgewöhnen. Sie ist nicht gerade geeignet, neue Freunde zu gewinnen und andere Leute positiv zu beeinflussen. Wir wollen dir helfen, aber du musst es auch zulassen.«
Willows Gesicht schien sich zu verändern. Für einen Moment sah sie sehr traurig und verloren aus. Er ging mit offenen Armen auf sie zu und erwartete, dass sie sich hineinflüchten und gründlich ausheulen würde, so wie am letzten Montagmorgen.
»Xander«, seufzte sie unglücklich und kam ihm entgegen. Sie humpelte und griff sich an den Kopf, als hätte sie einen Monsterkater. Aber das war ja völlig unmöglich! Schließlich war sie Willow! »Xander, irgendetwas stimmt nicht mit.« Und dann schrie sie. »Nein!« Sie stürzte sich auf ihn und trat ihm ins Gesicht, bevor er reagieren konnte.
Mit einem satten Plumps landete Xander auf dem Hintern.
Sie setzte sich auf ihn, packte ihn an den Haaren und hämmerte seinen Kopf auf den Verandaboden. Sie ballte die Faust und rammte sie ihm ins Gesicht - wieder und wieder. Mit beiden Fäusten trommelte sie auf ihn ein, während er versuchte, sie abzuschütteln.
»Wi. Wi.« Blut rann sein Kinn herab. Er schmeckte das widerliche Aroma von Eisen in seinem Mund.
»Ah, der Duft des Lebens geht von dir aus«, freute sich Willow. Sie warf ihren Kopf zurück und lachte. Dann, als er schon hoffte, sie würde von ihm ablassen, schlug sie erneut zu.
Ihm wurde schwarz vor Augen. Pechschwarz.
Chirayoju blickte von dem Jungen auf und lauschte.
Willows Mutter fuhr die Straße entlang. Wenn sie ihre Tochter so sah, über ihrem jungen Freund kauernd, würde sie viel zu viele Fragen stellen. Also stand Chirayoju auf, wuchtete den Körper hoch, legte ihn sich über die Schulter, ging zum Rand der Veranda und warf ihn kurzerhand in die Büsche.
Chirayoju war wütend über die Störung: der Junge war noch nicht tot, und er hatte sich schon so auf seine köstliche Seele gefreut! Dank seiner Zauberkraft ernährte sich Chirayoju nicht mehr von Blut, sondern von der Essenz des Lebens selbst. Aber nicht in dieser Nacht.
Das Auto hielt am Straßenrand. »Schätzchen?«, sagte Mrs. Rosenberg, als sie aus dem Wagen stieg. »Was machst du hier? Ich dachte, du gibst Buffy Nachhilfe.«
»Wir haben früher aufgehört«, antwortete Chirayoju. »Mir ging’s nicht besonders gut, und Buffy hatte noch was anderes vor. Xander hat mich nach Hause gefahren«, beruhigte er Willows Mutter, die ein besorgtes Gesicht machte.
»Seit diesem Überfall habe ich ständig Angst um dich«, sagte die Frau.
Chirayoju musste all seine Kraft aufbieten, um nicht in Gelächter auszubrechen und der Frau das Rückgrat zu zertrümmern.
Bei der Vorstellung, ihr Leben zu trinken und die Seele aus ihrem gelähmten und sterbenden Körper zu saugen, spürte er, wie ausgehungert er war. Aber er brauchte Schutz vor dem kommenden Morgen, und die andere Zuflucht, die er gefunden hatte, war zu weit entfernt. Außerdem hatte er inzwischen erkannt, dass die Freunde des Mädchens Vampirjäger waren - angeführt von jenem wunderschönen blonden Mädchen -, und es hatte keinen Sinn, sich ihnen jetzt schon zu offenbaren.
Die Frau trat auf ihn zu, legte eine Hand auf die Stirn seines Wirtes und sagte: »Du bist ganz heiß. Komm ins Haus, Schätzchen.«
Sobald die Tür geschlossen ist, schwor er sich im Stillen, wird sie sterben. Ein derart schwächlicher Körper ließ sich leicht verstecken.
»Okay. Fassen wir es noch mal zusammen«, sagte Buffy zu Giles. Angel, der die ganze Zeit in einem Buch mit dem Titel Vampyre und andere Kreaturen des Grauens nach Zauberformeln geblättert hatte, legte die Lektüre beiseite.
Buffy hielt eine Hand hoch. »Vampire.« Es folgte die andere Hand. »Dämonen.« Sie wedelte mit den Händen. »Dämonische Besessenheit.«
»Ja. Völlig richtig.« Giles nickte zustimmend. Er war sichtlich stolz auf Buffy. Angel kannte dieses Gefühl. Seine Beziehung mit Buffy war die einzige Sache in seinem Leben, auf die er mit Fug und Recht stolz sein konnte.
Dann schnitt Buffy eine Grimasse und wedelte wieder mit den Händen. »Aber vampirische Besessenheit? Oh, Giles, ich weiß nicht.«
»Wie lässt sich sonst erklären, was du gesehen hast?«, fragte Giles. Er sah Angel Hilfe
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