Das Blutschwert
Vampirjägerin nicht eingegriffen hätte!, dachte er zornig.
Chirayoju brauchte mehr Zeit, um seine Truppen aufzustellen - es war nicht so wie in den alten Zeiten, als auf seinen Befehl hin ganze Dörfer wie ein Mann in den Kampf gezogen waren. Doch sobald er seine volle Stärke erreichte, würde ihn nicht einmal mehr die Jägerin daran hindern können, ein Regiment der Toten zusammenzustellen, das groß genug war, um alle Länder unter dem Mond zu versklaven.
Ein kalter Windstoß fegte durch das offene Fenster. Chirayoju dachte an die Kirschblüten in den Bergen Japans und an die wunderschönen Bäume, die einst in dem Garten von Sunnydale geblüht hatten. Das letzte Mal, als er dort gewesen war, hatte er einen verdorrten Bonsai-Baum aus der Erde gerissen - für den Schrein, den er im Zimmer des Mädchens zu bauen gedachte.
Willows Mutter klopfte an die Tür.
»Ja?«, sagte Chirayoju.
»Schätzchen, ich. ist alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht’s gut«, fauchte Chirayoju. »Ich bin nur müde.«
»Du scheinst gar nicht du selbst zu sein.«
Chirayoju trat an den Wandspiegel und blickte hinein. Mit reiner Willenskraft ließ er die Gesichtszüge des Mädchens verschwimmen und von seinen eigenen überlagern - eine grün schimmernde, durchscheinende Maske. Er grinste, als er den Zorn in seinen Augen sah. Der unbesiegbare Geist. Erfüllt von Vitalität und Entschlossenheit.
»Natürlich bin ich ich selbst, Mom«, antwortete Chirayoju. »Wer sollte ich denn sonst sein?«
Willows Mutter lachte verlegen. »Ich schätze, das ist die Frage, die sich die meisten Eltern von Teenagern stellen.« Sie öffnete die Tür, kam herein und setzte sich auf Willows Bett. »Du warst bei deiner Geburt so süß und winzig«, sagte sie wehmütig. »Ich hielt dich stundenlang in meinen Armen und sah dich bloß an. Ich konnte nicht fassen, wie vollkommen du warst. Deine Hände und Füße. Jeder Finger, jeder Zeh.« Die Frau griff nach einem Kissen und drückte es an ihre Brust. »Bei deinem ersten Wutanfall war ich so schockiert. Mein vollkommenes kleines Baby! Aber ich war auch stolz auf dich. Du wurdest allmählich unabhängig.« Sie zupfte an einem Zipfel des Kissens. »Sobald ein Baby geboren wird, lernt es, der Obhut seiner Eltern zu entkommen. Zuerst rollt es sich weg, dann krabbelt es weg, und dann läuft es davon.« Sie seufzte. »Aber ich habe gehofft, dass du am Ende, wenn du erwachsen bist, wieder zu mir zurückkommst. Natürlich nicht als mein kleines Baby«, sie lächelte, »sondern vielleicht als meine Freundin.«
Chirayoju starrte sie an. Er konnte nicht fassen, wie schwach sie war. Glaubte sie wirklich im Ernst, dass die Eltern, die als Götter idealisiert und verehrt werden sollten, die Freunde ihrer Kinder werden konnten? Glaubte sie wirklich, dass sie eine derartige Respektlosigkeit verdient hatte? Wenn er dieses Land erst einmal erobert hatte, würde er dafür sorgen, dass derartige Vorstellungen verboten wurden
- selbst den Toten.
»Das hoffe ich auch, Mom«, erwiderte er und lächelte.
Sie war nur deshalb noch am Leben, weil er befürchtete, dass es eine Untersuchung geben würde, wenn er sie ermordete. Und da sie eine Erwachsene war, würde man zu viele Fragen stellen. Schon jetzt untersuchten die Behörden einige der Todesfälle, für die er verantwortlich war - der heilige Martin, die alte Dame, die seine Günstlinge umgebracht hatten. Aber der Junge in den Büschen war nur ein Junge. Kinder starben auf alle möglichen tragischen und unerwarteten Weisen - selbst in diesen modernen Zeiten.
Willows Mutter trat zu ihrer Tochter und küsste sie liebevoll auf die Wange. Chirayoju bedauerte zutiefst, dass er sie nicht töten konnte. Jedes Mal, wenn Willow die Stimme ihrer Mom hörte, kämpfte sie darum, die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen. Chirayoju fand ihre Versuche irritierend und leicht ermüdend. Früher oder später würde er sie auslöschen, sodass der Widerstand ein Ende hatte.
Draußen wurde der Herzschlag des Jungen immer schwächer. Bald, sehr bald, würde auch sein Kampf enden.
10
»Spieglein, Spieglein an der Wand«, sagte Buffy, während sie auf der Damentoilette ihre Frisur und ihr Make-up überprüfte. Hinter ihr drängten sich die anderen Mädchen und schwatzten über Jungen, Kleidung und andere angenehme Aspekte des Teenagerdaseins. Die weniger angenehmen Aspekte - Hausaufgaben und Auseinandersetzungen mit den Eltern - wurden natürlich auch diskutiert.
Buffy seufzte
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