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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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auslöschen? Oder vielleicht will er das gar nicht, vielleicht will er das Gesicht für sich behalten, und das Abtrennen des Kopfes ist der Versuch, die Frauen, die er umbringt, ganz für sich zu haben. Sie daran zu hindern, ihn zu verlassen. Was haben diese Frauen gemeinsam? Ich habe versucht, auf all diese Fragen eine Antwort zu finden und ein provisorisches Täterprofil erstellt, bis wir weitere Erkenntnisse haben. Hier sind die Kopien meiner Ergebnisse.« Er hielt Tano und Nelly je eine Aktenmappe hin.
    Nelly hat ihm mit offenem Mund zugehört. Palmieris Gesicht ist wie verwandelt, seine Worte gleichen Beschwörungsformeln, sie scheinen in der Luft zu hängen wie die Früchte eines vergifteten Baumes.
    Seine Analyse trifft ganz bestimmt zu, es ist unglaublich, wie er sich in den Kopf eines anderen hineinversetzen kann, eines verschlungen und verquer denkenden Individuums. Doch wenn wir dessen Geschichte nicht kennen, sind wir trotzdem in den Hintern gekniffen, wir können nicht voraussehen, wo ... aber vielleicht wenigstens, wann.
    Zögernd wie eine Schülerin vor ihrem Lehrer spricht Nelly von den Mondphasen. Die grünbraunen Augen fixieren sie reglos wie die einer Schlange, ohne einen Funken von Sympathie.
    Der Kerl mag mich nicht. Wieso hasst er mich?  Der Gedanke durchzuckt sie, doch es ist nur ein flüchtiges Gefühl, da werden Palmieris Augen schon wieder freundlich.
    »Eine wirklich interessante Theorie, Dottoressa. Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Na ja, dazu muss man kein Genie sein, es reicht ein Blick in den Kalender, nicht wahr?«
    Nelly klingt schroff. Der unangenehme Eindruck seines feindseligen Blickes ist noch nicht ganz verpufft. Professionelle Eifersucht? Passt es ihm nicht, dass ein Laie es wagt, eigene Vermutungen anzustellen? Noch so ein verdammter Narziss. Jetzt schaltet sich Tano ein, der Palmieris Blick nicht gesehen hat und sich über die Reaktion seiner Kollegin wundert.
    »Lassen Sie uns kurz noch einmal auf die Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern zurückkommen. Alles Frauen, alle jung. Fünfzehn, achtzehn, zwanzig Jahre alt, höchstens. Alle nicht aus der EU. Ziemlich zierlich oder zumindest nicht besonders füllig, dunkel, abgesehen von Lena, die hatte hellbraunes Haar. Zwei sogar schwarz. Haben sich durchgeschlagen, so gut es ging. Sie hatten auf ein besseres Leben in Italien gehofft und sind stattdessen auf diesen – verzeihen Sie, Dottor Palmieri – durchgeknallten Scheißkerl getroffen, der sich auf eine Rettungsaktion der ganz besonderen Art eingeschossen hat. Der Punkt ist: Paarweise kannten sie sich. Aber kannten sie sich auch untereinander? Teilten sie etwas? Kannten sie ihren Mörder?«
    »Hut ab, Dottor Esposito, das ist rundum korrekt. Ich hätte es nicht besser sagen können.«
    Au Mann, was für ein selbstverliebtes Arschloch.  Nellys Unmut wächst, aber auch ihre Verstörtheit. Plötzlich hält sie es in diesem düsteren Haus nicht mehr aus, sie will nur noch raus an die Sonne, Hitzeschlag hin oder her. Palmieri sieht sie an, er scheint ihre plötzliche Abneigung zu spüren und bietet all seinen Charme auf, um sie wieder umzustimmen.
    »Dottoressa, ist Ihnen nicht gut? Oder habe ich vielleicht etwas gesagt, das Ihren Unmut erregt hat? Das täte mir schrecklich leid, denn ich bewundere Sie sehr und lege großen Wert auf Ihr Urteil.«
    Leck mich, du Arsch.  »Aber nein, Dottor Palmieri, ganz und gar nicht, alles bestens. Fahren Sie ruhig fort, ich bin ganz Ohr.«
    »Um auf Ihre Frage zu antworten, Dottor Esposito, nein, ich glaube nicht, dass die Opfer noch mehr gemein hatten als eine gewisse äußere Ähnlichkeit und den Einwandererstatus sowie die Tatsache, dass leicht an sie heranzukommen war. Ich glaube nicht, dass sie ihren Mörder kannten, mit Ausnahme der Ersten vielleicht, Paulette, vorausgesetzt, sie war wirklich mit ihm verabredet. Aber jetzt sollten wir wenigstens etwas trinken. Und vielleicht vom Nachnamen zum Vornamen übergehen, wo wir schon so intensiv zusammenarbeiten.«
    Alessandro klingt versöhnlich, überzeugend wie immer. Die anderen stimmen zu. Sie trinken ihren geeisten Long-Drink auf Grapefruitbasis. Die Versammlung wird vertagt – bis zum nächsten Verbrechen. Nelly kocht vor Wut. Irgendetwas ist schiefgelaufen, sie weiß nur nicht, was.  Raus hier, aber flott, und Schluss mit diesem Theater.  Alessandro Ganz-in-Weiß begleitet sie zum Gartentor und schmeißt seinen Charme noch einmal mit vollen Händen um sich. Kaum sind sie auf der

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