Das boese Blut der Donna Luna
neugierig und schwanzwedelnd auf sie zu und suchte offenbar Kontakt. Brav, Kleiner, ich hab dich falsch eingeschätzt. Während Nelly geduldig wartete und den Dobermann hinterm Ohr kraulte, zog Consuelo ein paar Mal die Nase hoch und seufzte.
»Was wird aus Felipe?«
»Fürs Erste kommt er zu Pedro, dem Mann von Ermelinda, dann werden sich die Leute vom Jugendamt um ihn kümmern, sofern er nicht noch Verwandte hat. Wann haben Sie Ihre Freundin zum letzten Mal gesehen?«
»Das war Sonntag um drei. Sie hat mir den Jungen vorbeigebracht, zusammen mit Diego. Sie wollten sich in der Stadt mit Ermelinda treffen, sich ein bisschen amüsieren, glaube ich. Siempre trabajo, viel Arbeit , sabe, comisario ...
»Sie war mit Diego, dem Gärtner, zusammen?« Sie dachte an den Toten im Müllcontainer.
»Ja, mit ihm.«
»Ist das hier Diego?« Nelly hielt ihr das Foto hin, das sie zwischen Dolores’ wenigen Habseligkeiten gefunden hatte.
»Ja, Signora, un hombre muy guapo , ein gutaussehender Mann! Diego Cortez. Muy simpático. «
»Haben Sie Ihnen gesagt, wo genau sie hinwollten?«
»Nein, ich glaube, das wussten sie selbst noch nicht so recht. Ich weiß nur, dass sie mit Ermelinda verabredet waren.«
»Hatten sie ein gutes Verhältnis? Ich meine, Dolores, Ermelinda, Pedro, Diego ...«
»O ja, Signora, buenos amigos . Dolores war glücklich, seit sie Diego getroffen hatte, so ungefähr vor sechs Monaten. Sie war wie ausgewechselt, vorher hat sie oft geweint, jetzt war sie fröhlich. Estaba enamorada, verliebt . Sie hat mir gesagt, sie würde spät abends wieder zurück sein, so gegen elf. Ich habe sie bei Señora Arduini vertreten und auf das Kind aufgepasst, denn Dolores hat mir schon oft einen Gefallen getan. Wir haben uns gegenseitig geholfen. Als sie nicht zurückkam, habe ich die Tochter der Señora angerufen, die ist sofort gekommen, und dann habe ich das Kind mit zu mir genommen. Aber heute konnte ich ihn einfach nicht länger behalten.«
»Wissen Sie, wer vielleicht etwas gegen Dolores gehabt haben könnte? Oder gegen Ermelinda? Gegen Pedro oder Diego?«
» Seguro que no , ganz sicher nicht, alles anständige Leute, immer fleißig, ich verstehe einfach nicht ...«
Wieder brach sie in Tränen aus, und Nelly drückte ihr die Nummer des Polizeipräsidiums in die Hand und bat sie, anzurufen, sollte ihr noch etwas Wichtiges einfallen. Schweren Herzens ließ sie von dem Dobermann ab, der ihr unermüdlich die Hand geleckt hatte, und kehrte in den Nachbargarten zurück, um Pedro und Felipe abzuholen.
Unterdessen hatte Inspektorin Amanda Sacco das Auto auf dem kleinen Parkplatz vor der Notaufnahme des Galliera-Krankenhauses abgestellt und dafür gesorgt, dass der Schriftzug »Polizei« gut zu sehen war. Sie strich sich das dichte schwarze Haar zurecht, zog das wassergrüne Kleid glatt, das ihre sonnenbraune Haut zum Leuchten brachte, und ging entschlossenen Schrittes Richtung Krankenhausapotheke. Eine wohltuend klimatisierte Luft empfing sie, doch die bis zum Äußersten gespannte Amanda achtete kaum darauf. Endlich eine wichtige Ermittlung, etwas, das noch einmal wertvoll werden, ihrer Karriere auf die Sprünge helfen konnte. Und außerdem wollte sie vor Tano Esposito glänzen und dieser eingebildeten Kuh von Rosso eins auswischen, die sich für wer weiß was Besonderes hielt, diese arrogante Wuchtbrumme ...
»Guten Tag. Ich bin Inspektorin Sacco von der Polizei. Ich suche Doktor Mangini.« Sie zog ihre Erkennungsmarke aus der Tasche.
Die dickliche, schmuddeligblonde Frau, die gerade Schachteln und Packungen mit Medikamenten in ein Regal sortierte, drehte sich wie in Zeitlupe um und musterte sie überrascht, dann ging sie zum Tresen, knetete sich ratlos die Stirn, rückte die dicke Brille zurecht und blinzelte kurzsichtig auf den Ausweis.
»Mangini? Der müsste eigentlich schon längst hier sein, aber ich hab ihn noch nicht gesehen. Ich habe bei ihm zu Hause angerufen, aber er geht nicht ran. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Versuchen Sie es später noch mal.«
»Es geht um das Verschwinden einiger Dosen Narcuron in den vergangenen Monaten. Sagt Ihnen das was? Hat Dottor Mangini mit Ihnen darüber gesprochen?«
»Ja, er hat so etwas angedeutet, aber ich war krank und dann im Urlaub, als das passiert ist. Ich bin erst seit ein paar Tagen wieder zurück. Mangini hat mir nichts für Sie hinterlassen, Dottoressa, tut mir leid.«
»Wem werden die Medikamente ausgehändigt, die für die
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