Das boese Blut der Donna Luna
verschiedenen Abteilungen bei Ihnen ankommen?«
»Sie werden über die Apotheke bestellt und dann an die Abteilungen, die bestellt haben, verteilt. Aber da fragen Sie besser Dottor Alberti, der ist für den Einkauf und die Bestellungen zuständig und weiß am besten Bescheid.«
»Danke, das habe ich bereits, und er war ... nicht besonders auskunftsfreudig. Ohne Dottor Mangini wäre das Verschwinden des Narcurons vielleicht gar nicht ans Licht gekommen. Das ist eine schlimme Sache, ist Ihnen das klar? Behinderung der Ermittlungen bei mehrfachem Mord, und der Täter läuft noch immer frei herum.«
Vor dem Gesicht der Frau ging eine Art Rollladen herunter, beklommen senkte sie den Blick. Amanda wartete ab und ließ sie nicht aus den Augen.
»Na ja, Dottoressa, so etwas wäre natürlich keine gute Werbung für das Krankenhaus. Irgendwie in die Verbrechen verwickelt zu sein. Auch wenn sich so etwas nicht gänzlich verhindern lässt, das Verschwinden von Medikamenten, meine ich. Da kann man noch so viele Vorkehrungen treffen und Kontrollen durchführen. Doch ich bin sicher, niemand würde freiwillig einen ... Mörder decken, nur um den guten Ruf des Krankenhauses oder seiner Abteilung zu wahren. Dazu wäre selbst Dottor Alberti nicht imstande.«
»Vielleicht nicht. Manchmal sind es nur Abwehrreflexe, um das eigene Arbeitsumfeld zu schützen, ohne böse Hintergedanken. Ich werde also noch einmal mit ihm sprechen.«
Verärgert über diesen Fehlschlag – dabei hatte Mangini ihr doch am Telefon versprochen, ihr am Montagmorgen etwas Neues sagen zu können –, suchte Amanda das Büro des Verwalters Dottor Alberti auf, der blass und spitzgesichtig an seinem Schreibtisch saß und Papiere und Rechnungen prüfte. Bei ihrem Anblick konnte er sich eine verdrossene Miene nicht verkneifen, doch er stand höflich auf und bat sie, Platz zu nehmen.
»Guten Tag, Dottoressa, noch immer auf der Jagd nach dem Muskelrelaxans, das hier bei uns – ich betone – verschwunden sein soll ?«
»Und von irgendjemandem munter auf ziemlich unübliche Weise und nicht gerade zum Wohle der Behandelten verwendet wird. Sie werden doch sicher die Zeitung gelesen haben, Dottor Alberti?«
Alberti hob entsetzt die Hände.
»Reden Sie nicht weiter. Grauenhaft. Sicher, sicher, aber ich sagte Ihnen ja bereits, unsere Kontrollen sind sehr strikt. Wer weiß, wie dieser Irre an das Medikament gekommen ist ...«
»Wie es aussieht, Dottor Alberti, indem Ihnen ein paar Dosen Narcuron durch die Maschen gerutscht sind. An Ihrer Stelle würde ich mich nicht darauf versteifen, den guten Ruf des Krankenhauses schützen zu wollen. Da steht etwas ganz anderes auf dem Spiel. Menschenleben, sagt Ihnen das was?«
»Glauben Sie nicht, die Sache ließe uns kalt. Aber können Sie denn beweisen, dass das Narcuron ausgerechnet bei uns abhandengekommen ist? Die Möglichkeit besteht zwar, aber sie ist verschwindend gering, und ich weiß davon nichts. Sie machen sich keine Vorstellung, vor welche Schwierigkeiten einen die Leitung eines so großen Unternehmens stellt. Das ist ungeheuer komplex. Nur um Ihnen ein Beispiel aus einer ganz anderen Ecke zu nennen, eine Kleinigkeit: Soeben haben wir die urologische Chirurgie und die OPs sanieren lassen, nagelneue Rohrleitungen inklusive, und schon gibt es Probleme.«
Irgendetwas rührte sich in Amanda Saccos Brust. Ein fernes Echo. Das sehr schnell deutlicher wurde.
»Wann haben Sie diese Arbeiten durchführen lassen?«
»Vor rund zwei Monaten ging es los, und vor zwei Wochen waren sie beendet.«
»Wie hieß die Firma?«
»Klempnerbetrieb De Marchi Giorgio, aus Molassana. Wieso, Sie glauben doch nicht etwa ...? Aber na ja, wer weiß, da herrschte ein derartiges Kommen und Gehen ...«
»Danke, Dottore, ich muss los. Diesmal haben Sie mir sehr weitergeholfen.«
Amanda stürzte aus dem Krankenhaus und rief sofort bei Valeria im Präsidium an, die so etwas wie der Datenpool der Ermittlungen war und ihre Vermutung bestätigte: Ja, Gianluca Sonni war Klempner und arbeitete bei einer Firma in Molassana ... Klempnerei De Marchi Giorgio, Via Piacenza 48r. Die wie stets professionelle Valeria enthielt sich eines Warum, doch Amandas triumphierender Aufschrei entging ihr nicht. Die Inspektorin klappte das Handy zu, sprang ins Auto und brauste Richtung Valbisagno davon, um Genaueres über die von Gianlucas Arbeitgeber im Galliera-Krankenhaus durchgeführten Arbeiten herauszufinden.
Während Amanda sich im Galliera aufhielt und dann
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