Das boese Blut der Donna Luna
die drei Südamerikaner gekannt hatten, nickten sie.
»Klar kannten wir sie, die kamen ab und zu hier vorbei, nicht oft, weil sie malochten wie die Esel, vor allem die beiden Frauen. Die Armen, was für ein furchtbares Ende! Und der arme Pedro, wie der das jetzt wohl packt, allein mit den Kindern ...«
Teresa war sehr viel gesprächiger als ihr nervös wirkender Freund. Wer weiß, vielleicht hatte er was gegen Bullen. Oder es gab andere Gründe. Was den Besuch der drei im Club und den Zeitpunkt, zu dem sie gesehen worden waren, anbelangte, hatten sie bisher nur die Aussage von Avvocato Manara, aber vielleicht war eines der anderen aushelfenden Mitglieder am Samstag im Club gewesen und konnte etwas Genaueres sagen.
»Kennen Sie Avvocato Manara, Signora Tealdo?«
»Sicher, der kommt ab und zu, aber in letzter Zeit sehr selten. Früher, als er mit Flores ausgegangen ist, war er oft hier.«
Verärgerter Blick von Giagio, fragender Blick zurück von Teresa. Flackern in den Augen von Zanni. Oder hatte sich Nelly das eingebildet?
»Wer ist Flores?«
»Na, eine Immigrantin aus Santo Domingo, ein bildschönes Mädchen, dem der Avvocato die Aufenthaltsgenehmigung besorgt hat. Ich weiß nicht, ob die beiden ein Paar waren, aber so ungefähr ein Jahr lang sah man sie oft zusammen. Dann muss irgendetwas vorgefallen sein, und ich glaube, sie ist nicht mehr in Genua. Oder sie ist in ein anderes Viertel gezogen, keine Ahnung, geht mich ja auch nichts an.«
»Seit wann haben Sie sie nicht mehr gesehen, diese Flores?«
»Flores Echevarría, heißt sie, glaube ich – hm, Giagio, was meinst du, das werden zwei, drei Monate sein, oder?«
Giagio lässt als Antwort ein Knurren vernehmen, was die Frau jedoch nicht abhält.
»Warten Sie, falls es Sie interessiert, ich muss irgendwo noch ein Foto haben. Wir hatten hier im Club ein Karnevalsfest organisiert, der Avvocato und Flores waren dabei.«
Teresa zog eine Schublade auf, kramte ein paar Minuten darin herum, holte schließlich triumphierend einen Packen Fotos hervor, sah sie durch und zog einen Farbabzug heraus. Manara war als Zorro verkleidet, die Maske war verrutscht und gab das Gesicht mit der großen Nase und den im Blitzlicht zusammengekniffenen Augen preis. Neben ihm saß eine atemberaubende, als Odaliske kostümierte Mulattin. Soweit man es auf dem nicht gerade brillanten Foto sehen konnte, eine echte Schönheit. Sie lächelte verschmitzt, hatte lebhafte Augen und einen üppigen Busen. Flores Echevarría. Sie mochte zwischen zwanzig und fünfundzwanzig sein.
»Was machte diese Flores, wo hat sie gearbeitet?«
»Sie hat bei ›Mani amiche‹ als Sekretärin gearbeitet, in ihrer Heimat war sie Buchhalterin oder so was Ähnliches gewesen.«
»Sie, Dottor Zanni, kannten sie natürlich. Haben Sie mit ihr zusammengearbeitet?«
»Logisch kannte ich sie. Sie arbeitete für Chicco, ich meine, für Avvocato Manara, in seinem Büro. Dann ist sie irgendwann ohne eine Erklärung gegangen. Ohne einen Gruß. Wir haben ein paar Postkarten aus Mailand bekommen, dann aus der Schweiz. Eine Zeit lang war der Avvocato am Boden zerstört, enttäuscht, wissen Sie, aber dann hat er sich wieder berappelt.«
War es Einbildung, oder wirkte der Junge befangen? Er sah weg, normalerweise blickte er seinem Gegenüber gerade ins Gesicht.
»Wo wohnte sie?«
»Keine Ahnung, irgendwo in der Altstadt, glaube ich. Ja, jetzt, wo ich drüber nachdenke ... Via dietro il Coro della Maddalena, Sie können nachsehen, im Verein haben wir noch ihre Akte.«
Abermals Unsicherheit in der Stimme, nervöse Hände, ein paar Mal war er von einem Fuß auf den anderen getreten. Die beiden Polizisten sahen sich an. Noch eine Südamerikanerin, vielleicht weggezogen, vielleicht verschwunden ... Vielleicht hatte die Mordserie früher begonnen, als sie glaubten?
»Könnten wir gleich noch bei ›Mani amiche‹ vorbeischauen und einen Blick reinwerfen, Dottor Zanni?«
»Meinetwegen.« Ohne ein weiteres Wort stürzte er seinen kalten Tee hinunter. Die Hand, die das Glas hielt, zitterte leicht.
»Noch eine Frage, Signor Anfosso, hat Ihr Club ein Fahrzeug?«
Der Mann blinzelte. Er konnte sich der direkten Frage nicht entziehen.
»Wir haben einen Ducato, und Gianluca und die anderen haben uns überredete, ein Motorboot zu kaufen, um fischen zu gehen, Fisch ist teuer, wissen Sie, und so ... Außerdem hatten sie Spaß damit ...«
Nelly und Gerolamo traf fast der Schlag.
»Und wo steht der Ducato? Welche Farbe hat
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