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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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paar Minuten darauf, dass Tara ihr Versehen bemerkte oder dass ein Passant den Schlüssel sah und an die Tür klopfte, aber es fing an zu nieseln. Schirme gingen auf, Köpfe senkten sich. Mit hämmerndem Herzen schlich ich mich die regendunklen Stufen hinauf und zog den Schlüssel ab. Ich stellte mich unter eine Platane und untersuchte den ganzen Bund. Zwischen Amuletten und Anhängern hingen vier Schlüssel, und einer war so klein, dass er zu einem Fensterschloss gehören musste. Auf einem Anhänger aus blauem Plastik stand in Kugelschreiberschrift die Nummer 4035. Auf der anderen Seite von Cathedral Green war ein Schlüsseldienst. Nach einer Viertelstunde war ich wieder zurück, berauscht von meinem eigenen Wagemut. Auf Zehenspitzen ging ich zur Haustür, schob Taras Original langsam und lautlos wieder ins Schloss und ging nach Hause, um meiner Mutter meinen neuen Schlüsselbund zu zeigen.
    Wir studierten die Schlüssel, bis die winzigen Metallzinnen sich tief in unser Gedächtnis eingegraben hatten. Sie schrieb die Nummer 4035 in ihr Notizbuch, obwohl ich sie mir schon auf den ersten Blick gemerkt hatte. » Ich nehme an, das ist die Geheimnummer für ihre Kontokarte«, sagte meine Mutter. » So macht sie es den Taschendieben hübsch einfach, ihr Konto abzuräumen und in ihr Haus einzubrechen. Ich weiß nicht, welche Eigenschaften dieses Mädchen von seinem Vater geerbt hat, aber Gerissenheit gehört nicht dazu.« Sie legte die Finger zu einem Spitzdach zusammen und drückte sie an die Stirn. » In diesem Haus gibt es sicher einen Beweis dafür, dass Felix kein Anrecht auf diese Schulausbildung hat. Das moderne Leben hinterlässt eine Spur aus Papier.« Sie deutete auf die Ablagebox, die von unseren Geburtsurkunden bis zu unseren Krankenversicherungskarten alle unsere Papiere enthielt.
    Je konkreter sie darüber sprach, desto lächerlicher hörte es sich an.
    » Machen wir uns keine großen Hoffnungen«, sagte ich. » Die Unterlagen sind wahrscheinlich alle in einem Büro irgendwo in der Schule. Falls sie sie überhaupt behalten haben.«
    » Nun, mein Schatz, du wirst wohl kaum ein unterschriebenes Geständnis finden, oder? Aber Bankauszüge, Schulkorrespondenzen– irgendetwas Brauchbares wird es schon geben, selbst wenn wir einen Experten hinzuziehen müssen, um die Spur zu verfolgen. Jetzt lass uns nachdenken. Wir können damit nicht zur Schulbehörde gehen. Wahrscheinlich ist der Schulausschuss an der Korruption beteiligt. Die naheliegende Wahl ist die Lokalzeitung. Oder die überregionale Presse? Das Times Educational Supplement vielleicht oder der Guardian . Wenn wir den Skandal erst an die Öffentlichkeit gebracht haben, fliegen sie aus der Schule, und wir können einen neuen Antrag stellen, und wenn man uns für die Story bezahlt, können wir uns das Schulgeld vielleicht sogar selbst leisten. Wir könnten dich rechtzeitig vor der Abschlussprüfung hineinbringen, Schatz. Was meinst du?«
    So lebhaft und glücklich war sie selten. Ich konnte nicht anders, ich musste sie bei Laune halten.
    » Ja«, sagte ich. » Sie werden diesen Tag bereuen.«

SIEBZEHN
    Februar 1998
    Gab es in Saxby ein Haus, in dem ein regeres Treiben herrschte als in 34 Cathedral Terrace? Ständig kam oder ging irgendjemand– Erwachsene, Teenager, alte Leute. Manchmal wartete ich stundenlang vor einer leeren Einfahrt und unbeleuchteten Fenstern, und wenn ich dann hinter der Platane hervortrat, öffnete sich im selben Augenblick die Haustür, und einer von ihnen erschien, oder der Wagen hielt an, und alle fünf quollen heraus. Anscheinend war das Haus niemals wirklich leer.
    Ich hatte nichts gegen diese Verzögerung; von mir aus hätte ich mein unerlaubtes Eindringen bis zur Ewigkeit aufgeschoben. Meine Mutter sprudelte über vor Hoffnung, und sie war auf eine Weise glücklich, wie ich sie seit den Jahren vor meinem Aufnahmeantrag an der Schule nicht mehr gesehen hatte. Wenn dies eine Wahnvorstellung war, wollte ich ihr nur zu gern Nahrung geben. Eine hoffnungsvolle Reise ist besser als jede Ankunft.
    Aber es gab noch immer die geringe Chance, dass die Ahnungen meiner Mutter zutreffend waren, und so trat ich spät an einem Samstagnachmittag endlich über die Schwelle, nachdem ich acht Stunden lang Wache gestanden hatte. Mein Nachschlüssel glitt wie geölt ins Schloss, aber sofort ertönte ein schriller, rhythmischer Pfeifton, der an Frequenz und Lautstärke zunahm. An der Wand sah ich ein kleines weißes Kästchen, besetzt mit

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