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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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etwas Verachtenswertes finden.
    Die Uhr der Kathedrale läutete sieben, und ich hatte versprochen, um halb acht zu Hause zu sein. Meine Mutter war großzügig mit den Freiheiten, die sie mir gewährte– sie wollte nicht, dass ihr Gefängnis auch das meine wurde–, und ich durfte diese Großzügigkeit nicht missbrauchen, indem ich einen vereinbarten Zapfenstreich versäumte.
    Ich ordnete die Unterlagen wieder so, wie ich sie vorgefunden hatte, und ich fühlte mich fast wie bei der Gelegenheit, als ich meiner Mutter hatte erzählen müssen, dass mein Appell an Rowan MacBride auf der Türschwelle dieses Hauses abgelehnt worden war. Ich schaltete den Alarm wieder ein und benutzte den altmodischen Chubbschlüssel, um zur Hintertür hinauszugehen. Dann schlich ich mich durch den Garten und durch die hintere Pforte in die Cathedral Passage.
    Sie war verständlicherweise enttäuscht, als ich nichts Konkreteres nach Hause brachte, aber ich glaube, ich konnte sie einigermaßen beschwichtigen, als ich mit den Informationen, die ich dem Kalender der MacBrides entnommen hatte, meine eigene Tabelle aufstellte. Mir selbst würde sie helfen, weitere Einbrüche zu planen.
    » Es ist okay, wir haben noch zwei Tage, bevor sie zurückkommen.«
    Ich fand an diesem Wochenende nichts weiter, aber ich lernte das Haus so gründlich kennen, dass ich es im Dunkeln hätte durchsuchen können. Ich ging immer tagsüber hin, wenn kein brennendes Licht meine Anwesenheit verraten konnte. Ich benutzte den Hintereingang wie ein Dienstbote. Ich war da, sooft es ging, durchsuchte dieses Büro, durchsuchte es mutlos noch einmal, aber zu unserer wachsenden Verzweiflung fand sich nichts.
    Um meinem zunehmenden Ohnmachtsgefühl zu begegnen, verübte ich zwischendurch kleine Racheakte gegen sie alle, und das Gefühl der Macht, das mich in kleinen Wellen durchströmte, hielt mich aufrecht, bis der letzte Vergeltungsschlag geführt werden könnte. Manches davon tat ich nur zum Spaß; ich lockerte die Birne in der Leselampe neben Rowans Bett, oder ich spuckte in ihr Essen.
    Andere Racheakte waren weniger geringfügig. In der Sackgasse am Ende der Cathedral Passage sah ich, wie Tara einen Schüler der Cath küsste, einen gut aussehenden schwarzen Jungen. Bei ihrem Anblick begann meine Haut zu prickeln. Bei nächster Gelegenheit warf ich einen Blick in ihre Kassette und war nicht überrascht, als ich feststellte, dass sie ihre Kondome jetzt in Zwölferpackungen kaufte. Mit der feinsten Nadel aus dem Nähkasten in Lydias Arbeitszimmer durchbohrte ich sorgfältig sämtliche Präservative, und dabei achtete ich darauf, dass ich die Verpackungsfolie wieder glatt strich. An diesem Tag machte mein Triumphgefühl mich unvorsichtig, und zum ersten Mal seit Wochen verließ ich das Haus durch die Vordertür. Auf der Straße stieß ich buchstäblich mit PC 089 zusammen, der mich nach dem Überfall auf Felix befragt hatte. Eine Sekunde früher, und er hätte mich die Treppe herunterkommen sehen.
    » Dass ich dich hier treffe«, sagte er. Er hatte sich seit unserer ersten Begegnung verändert. Sein Gesicht schien beschleunigt zu altern, ohne dass eine Falte oder ein graues Haar zu sehen waren. » Am Schauplatz des angeblichen Verbrechens. Ich vergesse nie ein Gesicht. Oder einen Namen, Darcy Kellaway.«
    Ich spürte seinen Blick auf mir, als ich durch die Cathedral Passage ging, und noch lange, nachdem ich um die Ecke gebogen war.

ACHTZEHN
    Februar 1999
    » Was sind das für Flecken, hier auf deiner Hose? Sie gehen nicht raus.« Meine Mutter hielt meine graue Wollhose ins Licht. Seltsame dunkle Flecken zogen sich an den Nähten beider Taschen entlang.
    » Ich weiß es nicht.« Ich wurde so rot, dass meine Kopfhaut heiß wurde, und drehte das Gesicht zur Wand, damit sie nicht in meiner Miene lesen konnte.
    » Sehr sonderbar«, sagte sie, aber ihr Ton war ausdruckslos. Sie starrte mit großen runden Augen an die Wand. Das war ihr neuer permanenter Gesichtsausdruck, der unheilvolle Blick eines Seidenäffchens. Auch ihr Körper war affenartiger geworden; ein feiner schwarzer Flaum überzog ihre streichholzdünnen Gliedmaßen.
    Sie entwickelte immer ausgeklügeltere Methoden, das Essen zu vermeiden, und meine Gerissenheit hielt mit der ihren Schritt. In der Stadtbücherei gab es ein kleines Regal mit Kochbüchern, und ich kehrte immer wieder zu französischen Rezepten zurück, die mit viel Butter und Sahne zubereitet werden mussten. Ich war das Auswendiglernen gewohnt, und so

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