Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
bewegten, spürte er, wie die Innenseite seines Stiefels glitschig von Blut wurde.
Sie stießen auf Lucas Malone, der mit dem Rücken an einem Baum saß. Er war in die Seite getroffen worden und blutete stark, doch er konnte stehen und gehen. Er hatte sein Gewehr und seine Kleidung verloren und hatte jetzt nichts mehr in der Welt als seine nackte Haut. John und Riley gaben ihm ihre Hemden, und Lucas trug eines in der üblichen Art und das andere um seine Hüfte gebunden wie einen Rock. »Wenn einer von euch Ärschen lacht«, zischte er, »der kriegt meine Faust ins gottverdammte Maul.« Riley und John grinsten ihn an, und Lucas Malone verfluchte sie leise als Hurensöhne.
Sie setzten ihren Weg durch die Bäume fort, landeinwärts und vom Fluss weg, stießen bald auf einen sandigen Pfad und folgten ihm durch den blauen Schein des Mondlichts zum Rand der Ortschaft. Johns Stiefel war jetzt schwer von Blut.
Ein paar Wachposten traten aus den Schatten, ihre Gewehre aus der Hüfte auf sie gerichtet, und riefen: »Quién vive?«
»Freunde«, erwiderte Riley. »Amigos.«
Jetzt kamen ein Offizier und zwei weitere Soldaten und ein Mann in Zivil die Straße heruntergeeilt, und wieder rief Riley: »Amigos, wir sind Amigos.«
Der Mexikaner in Zivil sagte: »Esta bién, Nacho. Son irlandeses.« Er wies auf Riley. »Yo conozco este grandote.«
»Mauricio!« sagte Riley. »Hab dich verdammt noch mal nicht erkannt.«
Mauricio lachte, und er und Riley umarmten sich und klopften sich in einem rauen Abrazo auf die Schultern.
Der Offizier steckte seine Pistole weg, grinste ihnen zu und sagte: »Bienvenidos, amigos. Ihr seid willkommen.«
7 Der Offizier hieß Lieutenant Saturnino O’Leary und ergötzte sich sehr an ihren Mienen, als er ihnen seinen Namen verriet. Sein Vater war Ire, der an die fünfundzwanzig Jahre zuvor über die Vereinigten Staaten nach Mexiko gekommen und durch das ganze Land gezogen war, bevor er sich in Durango niederließ und eine Mexikanerin aus gutem Hause heiratete. Saturnino hatte die Muttersprachen beider Eltern fließend sprechen gelernt.
John und Lucas wurde auf einen von Maultieren gezogenen Munitionswagen geholfen, und er eskortierte sie dann alle zur Hauptgarnison auf der anderen Seite des Ortes. Auf dem Weg zum Hauptposten kamen sie an vielen kleineren Lagern vorbei und es war klar, dass die mexikanischen Truppen seit Ankunft der Amerikaner am Nordufer wesentlich verstärkt worden waren. Mit diesen Soldaten waren Hunderte von Marketenderinnen gekommen – hauptsächlich Ehefrauen und Verlobte, doch auch eine gute Anzahl Huren –, und ihre Feuer und provisorischen Lager waren überall. Riley und der Lieutenant gingen nebeneinander und unterhielten sich mit gesenkten Stimmen, doch ohne viel Gestikulieren. Bei der Hauptgarnison entfernten sie sich, während man John und Lucas in ein großes, von Lampen beleuchtetes Sanitätszelt brachte, wo sie von mehreren mexikanischen Krankenschwestern empfangen wurden. Die Frauen kicherten und verdrehten die Augen, als sie Lucas Malones Aufzug sahen. Sie lachten auch über die überaus große Verlegenheit der Männer, als ihnen ihre durchnässten Kleider ausgezogen wurden. Die Amerikaner wurden von einem mexikanischen Chirurgen namens Dr. Alonzo untersucht, der kein Englisch sprach, doch dem ein muskulöser junger Mann namens Arturo assistierte, der über ein passables Pidgin verfügte. Ein Ende des Zeltes diente Dr. Alonzo als Arbeitsplatz, und dazu gehörte eine Feuerschale voll glühender Kohlen, in denen eine Anzahl Schüreisen steckte. Der Rest des geräumigen Zelts enthielt etwa drei Dutzend Feldbetten, von denen derzeit nur etwa sechs belegt waren, eines von einem Mann, der dem Anschein nach tot war.
Der Doktor behandelte Lucas zuerst, gestattete ihm mehrere große Schlucke Tequila, um sich zu wappnen. Lucas verkündete, dass es verdammt gutes Zeug sei. Dann musste er sich zurücklegen, und Arturo gab ihm ein gefaltetes Stück Leder zum Draufbeißen und hielt seine Oberarme mit festem Griff nieder, damit er sich nicht bewegen konnte, während der Arzt die Wunde nach der Gewehrkugel absuchte. Eine Schwester hielt die Lampe nahe darüber, und Motten flatterten und stießen gegen das rußige, feuerhelle Glas. Einige flogen zu nahe an die Oberseite der Lampe und fielen versengt auf Lucas, und der Doktor schnippte sie während des Arbeitens einfach weg. Lucas bleckte die Zähne und fluchte durch das Leder hindurch, und seine Halsmuskeln traten wie Seile
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