Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
hervor. Dann hatte Alonzo die Kugel und hielt sie mit der Pinzette hoch, damit alle sie sehen konnten, bevor er sie klirrend in eine Blechschale fallen ließ. Er ging jetzt zu der Feuerschale und nahm ein Schüreisen heraus, dessen Spitze orangerot glühte, und er sagte Lucas, er solle noch einmal fest zubeißen. Die Muskeln schwollen entlang Arturos Armen, als er Lucas ein weiteres Mal auf den Tisch niederdrückte. Lucas brüllte durch die Zähne hindurch, als das Eisen in der Wunde zischte, und dann war es vorbei und der süße wächserne Geruch von verbranntem Fleisch hing im Zelt.
Als er verbunden wurde, fragte Lucas mit heiserer Stimme, ob er noch einen Schluck von diesem prächtigen mexikanischen Schnaps haben könne. Dr. Alonzo reichte ihm die Flasche und ließ ihn ordentlich trinken, damit er tief schlafen konnte. Lucas sang
Molly Malone
, während ein paar Soldaten ihn zu einem Bett trugen, wo eine dralle mexikanische Krankenschwester ihn mit einer Decke zudeckte und ihm den Schmerzschweiß auf der Stirn mit einem feuchten Tuch trocknete und ihm sanft zuredete, während er in Schlaf versank.
Die Behandlung von Johns Wunde beanspruchte mehr Zeit, weil die Bleikugel vom Schienbeinknochen abgeprallt und zersplittert war. Der Arzt verkündete, der Knochen sei nicht gebrochen, wenn auch gehörig geprellt, und er verbrachte eine Stunde damit, Bleistücke aus dem zerrissenen Fleisch zu zupfen. Er starrte auf Johns frische Gesichtsnarbe und schürzte die Lippen, sparte sich aber eine Bemerkung. Während Alonzo ihn behandelte, trank John den Tequila aus. Jetzt hielt Arturo sein Bein fest, während Dr. Alonzo ein glühendes Schüreisen in die Wunde presste, und wieder füllte sich das Zelt mit dem Geruch von verbranntem Fleisch, und John gellte in das Leder, auf das er biss. Und in diesem Augenblick erinnerte er sich lebhaft an das eine Mal in Alabama, als er die Schulter seines Bruders mit einem glühend roten Ladestab kauterisiert hatte.
Er ließ das Leder aus seinem Mund fallen und keuchte: »Edward.«
»Qué?« fragte Arturo. Er sah seinen Assistenten an. »Qué dijo?«
»Egg word?« Arturo zuckte die Achseln. »Quién sabe?«
8 Die nächsten beiden Wochen lang mussten sie ihr Bett im Sanitätszelt hüten, ohne viel darüber zu erfahren, was in der Welt geschah, bis auf das, was sie den in schlechtem Englisch überbrachten Berichten Arturos entnehmen konnten. Er erzählte ihnen, dass Riley, nur wenige Stunden nachdem der Arzt sie behandelt hatte, vorbeigekommen sei, um zu sehen, wie es ihnen ging, aber sie hätten beide geschlafen, und Doktor Alonzo habe verboten, sie zu wecken. In den Tagen danach hatte Riley eifrig an den Artilleriebatterien der Garnison geübt. Arturo sprach von ihm als dem »teniente Riley«. Sie erfuhren auch, dass General Ampudia von General Mariano Arista abgelöst worden war, der kürzlich mit zusätzlichen Truppen eingetroffen war und General Torrejón und seine Kavallerie über den Fluss an eine Stelle stromaufwärts geschickt hatte, wo sie gegen eine Abordnung amerikanischer Dragoner gefochten und sie besiegt hatten. »Arista es el mejor general, der am beste General«, sagte Arturo glühend. Ein paar Tage nach Torrejóns Sieg hatte eine Bande Rancheros einen Trupp von Texas Rangers überfallen und zehn von ihnen getötet. »Rinches chingados! Los Rancheros die haben die scheiß Rinches gut getötet, gut getötet!«
Nach ihren ersten paar Tagen im Lazarett erlaubte Alonzo Lucas, aufzustehen und im Zelt herumzugehen, aber es dauerte mehr als eine Woche, bevor John an einer Krücke gehen durfte. Eines Tages berichtete Arturo aufgeregt, Taylor habe seine Zelte abgebrochen und sei mit all seinen Männern und Wagen zu Point Isabel am Golf gezogen, bis auf ein Regiment, dass zur Verteidigung von Fort Texas zurückgelassen worden war. Die Amerikaner brauchten dringend Nachschub, und Taylor wusste, es würde den größten Teil seiner Streitmacht erfordern, die beladenen Wagen auf dem Rückweg vom Hafen zu verteidigen. Jetzt hatte General Arista den Großteil seiner Truppen stromabwärts von Matamoros gebracht, wo er den Fluss überqueren wollte, in der Hoffnung, Taylor zwischen Fort Texas und Point Isabel abzufangen.
»Arista er ist töten Taylor«, sagte Arturo fröhlich.
Einige Tage später wurden sie von Artilleriefeuer geweckt. Obwohl von keiner Seite der Krieg erklärt worden war, beschossen die Mexikaner Fort Texas. Bis auf die Kanone in New Orleans, die die Ausgangssperre
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