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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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zerrte an ihren Kleidern, und sie trugen die Hüte tief ins Gesicht gezogen, um sich vor dem stechenden Sand zu schützen. Die Sonne stand riesig und gelbrot im staubigen Dunst am Himmel. Die beiden Wagen wurden jeweils von einem Paar Maultiere gezogen, doch eines der Tiere des ersten Wagens hielt ein Vorderbein hoch, und eine Gruppe von sechs Frauen und zwei Männern war um das verletzte Tier versammelt. Eine der Frauen erblickte die Reiter und zeigte auf sie, und die ganze Gruppe drehte sich jetzt zu ihnen um. Die meisten sahen sich um, als suchten sie einen Platz, wo sie sich verstecken könnten. Doch das Land ringsum war bis zu den fernen Bergen flaches, sandiges Gebüsch, und so konnten sie nur neben dem Wagen stehen bleiben und zusehen, wie die achtzehn Reiter näher kamen.
    Der eine Mann war ein muskulöser Schwarzer in einem ärmellosen Hemd, der andere ein groß gewachsener glatt rasierter Weißer in einem gelben Staubmantel. Von Nahem konnte die Bande erkennen, dass die Frauen, obwohl im mexikanischen Stil mit weiten bunten Baumwollröcken und weißen, schulterfreien Oberteilen gekleidet, allesamt Amerikanerinnen waren, und die meisten hübsch und jung. Ein Grinsen erschien auf den Gesichtern der Reiter, und einige stießen Pfiffe aus und streckten einander ihre geballten Fäuste zu und einer sagte: »Ay, que bonita compania de putas! Y puras gringas!«
    »Esas gringas son tan puras como una pocilga«, meinte Pedro Arria und alle lachten.
    Sie hielten vor der Gruppe an, und der Weiße schützte mit der Hand seine Augen vor dem wehenden Sand und sagte: »Amigos! Hello, amigos, hello!« Seine angespannte Miene verriet Besorgnis, bis er sah, dass zwei unter dieser Bande von dunklen Schnauzbärten von seiner eigenen Rasse waren, und er rief zu ihnen hinüber: »Howdy, Jungs! Tut verdammt gut, ein paar amerikanische Landsleute hier zu sehen!« Er trug eine Pistole im Gürtel, doch der Schwarze war unbewaffnet. Ein paar der Mädchen blickten verängstigt drein, doch andere erwiderten die raubtierhaften, lüsternen Blicke der grinsenden Compañeros. Das verletzte Maultier hatte ein gebrochenes Bein, ein komplizierter Schienbeinbruch, und die zackigen Enden des gebrochenen Knochens ragten aus der blutigen Haut heraus. Das Tier stand in seinem Zugriemen, das verletzte Bein angezogen, und schien in seine eigene Welt hineinzustarren.
    »Man hat mich gewarnt, ich soll nicht diesen verdammten Weg durchs Sandland nehmen«, sagte der Mann zu Spooner und Edward mit angestrengter Stimme, die um Vertraulichkeit bemüht war, »vor allem nicht mit Maultieren anstatt Ochsen. Aber ich hab einfach gedacht, die übertreiben, wie die Leute das eben so tun. Jetzt seht euch mal
dieses
Maultier hier an. Is da drüben in ein Loch getreten, muss man selber erst reintreten, bevor man’s sieht. Der Knochen hat einfach
pop
gemacht! Wie wenn man mit’m Stiefel auf’n trocknen Ast tritt.« Er sah das Maultier angewidert an, als hätte es sich absichtlich verletzt, nur um ihn zu ärgern.
    Er stellte sich als Alan Segal aus Tennessee via Mississippi vor und gab bereitwillig zu, dass er im Hurengeschäft war. Im Sommer zuvor hatte er ein Dutzend amerikanische Damen in Louisiana und Texas mit dem Versprechen angeworben, sie könnten ein Vermögen machen, wenn sie sich ihm anschlossen und die Soldaten vom Old Rough and Ready unten am Rio Grande bedienten. Aber als sie dort eintrafen, hatte Taylor den größten Teil seiner Streitmacht an die achtzig Meilen stromaufwärts von Fort Brown nach Camargo verlegt, am Nebenfluss San Juan etwa drei Meilen unterhalb seines Zuflusses in den Rio Grande. Segal und seine Huren kamen nur langsam auf einer rauen Wagenpiste voran und erreichten endlich das amerikanische Lager, das sich als Pestloch erwies, selbst im Vergleich zu Fort Brown. Die Soldaten waren begeistert, dass diese amerikanischen Buhlschwestern gekommen waren, um hier ihr Gewerbe auszuüben, doch das Leben in Camargo hatte ihre Gemüter roh gemacht wie offene Geschwüre, und noch am Abend desselben Tages gerieten zwei Soldaten in einen Streit über eine von ihnen, und der blutige Verlierer humpelte in die Nacht hinaus, nur um einige Minuten später mit einer Pistole in der Hand wieder zu erscheinen und auf seinen Angreifer zu schießen. Aber er war zu betrunken, um gerade zu schießen, und traf stattdessen das Mädchen in den Hals und tötete es. Am nächsten Tag sprach Segal bei General Taylor vor, um Schadensersatz für den Verlust seines

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