Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Besitzes zu verlangen, und wurde aus Old Zacks Zelt hinausgelacht. Eine Woche später wurden einem Mädchen das Gesicht und die Brüste von einem betrunkenen Corporal zerschnitten, der es verfluchte und immer wieder beim Namen seines treulosen Schatzes in Arkansas rief. Das Mädchen starb nicht, doch die Episode ließ es so schlimm entstellt und so wenig tauglich für das Gewerbe zurück, dass Segal sich genötigt sah, es auf einen Dampfer zurück nach Galveston zu setzen.
Sie waren noch keinen Monat in Camargo, da waren ihm schon zwei weitere Mädchen durch Krankheiten weggestorben. »So viele Krankheiten gab’s da, das hat man noch nicht gesehen«, sagte Segal und blickte hoch zu dem Halbkreis von Reitern, die auf ihren Pferden saßen und ohne eine Spur von Mitgefühl auf ihn und den Neger hinabstarrten. Alle warfen den Mädchen Blicke zu wie Hunde, die nach frisch geschlachteten Fleischstücken äugen. Der Hurentreiber hatte schnell geredet, offensichtlich in der Überzeugung, dass er sich mit einem steten Wortfluss diese Männer vom Leibe halten konnte. Der Schwarze an seiner Seite wusste nicht, wo er hinsehen sollte.
Segal erzählte, Old Zacks Soldaten hätten den schlammigen und trägen Fluss für alles Mögliche benutzt, zum Pferdewaschen, Wäschewaschen und als Latrine, sodass der San Juan schnell zu einer Kloake geworden sei. Gleichzeitig holte man aus ihm auch das Trink- und Kochwasser für das Lager. Kaum ein Mann blieb vom Durchfall verschont, den die Soldaten den »Blues« nannten. Im Umkreis von fünf Meilen vom Lager gab es kein Entrinnen vor dem Gestank von Scheiße. Die häufigste Klage von Segals Huren war, dass Männer beim Vögeln das Bett beschmutzten. Täglich erkrankten Dutzende von Soldaten an Dysenterie, Gelbfieber, Masern, Typhus, weiß Gott was. Die Lazarettzelte waren immer überfüllt, und das Stöhnen drang Tag und Nacht durch das Lager. Bei jedem Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wurden die Toten aus den Zelten geholt, auf Karren gehäuft und zum Friedhof geschoben. Jeder, der Augen hatte, sagte Segal, konnte sehen, dass in diesem gottverlassenen Land mehr Soldaten an Krankheiten starben als jemals von mexikanischen Klingen. Bis auf die zwei Mädchen, die krank geworden und gestorben waren, schienen seine übrigen Huren immun gegen alles zu sein, bis auf die üblichen Geschlechtskrankheiten.
»Als General Zack nach Monterrey aufbrach, sind wir mitgegangen«, sagte Segal, »und ich kann euch sagen, als unsere Jungs diese Stadt erst mal eingenommen hatten, ha’m wir bessere Geschäfte gemacht als je zuvor.«
Dominguez betrachtete den Hurentreiber, als wäre er eine faszinierende Verirrung der Natur, wie etwa ein sprechender Hund, doch die meisten Compañeros achteten kaum noch auf den Gringo, weil sie sich viel mehr für die lächelnden Mädchen interessierten, an die sie jetzt näher heranrückten.
Segal und seine Truppe waren dann Taylors Armee nach Saltillo gefolgt und boten den Jungs bei Buena Vista Erholung, und später kehrten sie in Taylors Schlepptau wieder nach Monterrey zurück. Aber inzwischen waren andere amerikanische Hurentreiber mit ihrem Gefolge erschienen, und der mexikanische Klerus beklagte lautstark, dass die Yankee-Buhlschwestern eine Schande für ihre edle Stadt seien. Weil ihm an guten Beziehungen zur örtlichen Bevölkerung gelegen war, verwies Old Zack sämtliche amerikanische Huren und ihre Zuhälter der Stadt. Einige der Etablissements richteten sich in Zelten knapp außerhalb der Stadt ein, doch Segal hatte gehört, dass Taylor als Nächstes nach Victoria marschieren würde, und wollte mit seiner Truppe zu den Ersten gehören, die dort ankamen. Anstatt die viel bereiste Monterrey-San-Luis-Straße nach Salado zu nehmen und dann durch den Pass nach Victoria zu queren, wählte Segal eine Abkürzung über Linares und das offene Land südlich davon. Sie hatten sich schon seit über einer Woche über diese Ebene geschleppt, als sich das Maultier noch keine Stunde zuvor das Bein gebrochen hatte. Er betrachtete das verletzte Tier mit finsterem Blick, das jetzt schwer atmete und die weißen Augen rollte.
»Porqué no han matado esa mula?« sagte Dominguez.
»Wieso hast du das Maultier da nicht erschossen?« fragte Spooner den Hurentreiber.
»Haben wir uns gerade überlegt, ich und der Äthiopier, als ihr Burschen aufgetaucht seid. Wir ha’m gedacht, vielleicht …«
»Chingados!« fauchte Dominguez. Er zog seinen Colt und schoss dem Maultier zweimal in den
Weitere Kostenlose Bücher