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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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ihre Kameraden, die Hosen um die Stiefelränder verknäult, mit entblößtem Hintern auf sie stürzten. Dominguez kehrte mit der Rothaarigen zurück, ihre Haare zerzaust, ihr Mund blutig, und sofort griffen sie sich zwei Compañeros. Die meisten Huren waren mit den brutalen Seiten des Gewerbes vertraut und ertrugen ihre Schändung ohne viel Klagen. Alle sollten die gewalttätigen Heimsuchungen jenes Nachmittags überleben, doch zwei von ihnen erkrankten noch vor dem Sommer und starben, eine sollte ein Jahr später bei einem Hotelbrand in San Antonio umkommen und eine, von Pocken entstellt, den Rest ihrer Tage in einem Pesthaus in Ost-Texas verbringen. Die Rothaarige kehrte nach Saint Louis zurück und bezirzte binnen weniger Monate einen wohlhabenden, silberhaarigen Schuhfabrikanten, der beim hochzeitsnächtlichen Liebesakt an Herzversagen starb, und danach wurde sie eine Dame von Welt und eine Mäzenin der Künste und führte ein Leben vornehmster Behaglichkeit bis ins nächste Jahrhundert hinein.
    Der Wind ließ nach und erstarb dann ganz, während die Compañeros sich bis in den späten Nachmittag mit den Frauen vergnügten. Doch jetzt ließ Edwards Interesse nach, und er zog seine Hose hoch und begann den Leitwagen zu durchstöbern. Dort fand er ein verschlossenes Glas Pfirsiche in Sirup. Gerade als er das Glas aufmachte, gesellte sich Spooner zu ihm. Sie teilten sich die Pfirsiche und machten sich auf, um zu sehen, was in dem anderen Wagen zu finden war.
    Spooner schob die Plane beiseite, und der Gestank aus der Dunkelheit war ein überwältigendes und widerwärtiges Gemisch von Körperausscheidungen und sterbendem Fleisch, das ihnen Tränen in die Augen jagte. Sie wichen vom Wagen zurück, rotzten und spuckten und rieben sich Augen und Nase. »Guter Gott«, sagte Spooner. Sie banden sich Tücher um Mund und Nase, zogen wieder die Plane zurück und spähten über die Wagenlade ins Innere und sahen die beiden Frauen, von denen der Hurentreiber gesprochen hatte.
    Sie lagen nackt auf Decken, die mit ihren Ausscheidungen beschmutzt waren. Im trüben Licht konnten Edward und Spooner lediglich sehen, dass die eine dunkelhaarig und die andere blond war. Sie ließen die Wagenlade herunter und zogen die Brünette an den Fersen heraus, und Edward spürte die Steifheit in ihren Sehnen und wusste, dass sie tot war, noch bevor sie ihren aufgedunsenen Bauch sahen und die Ameisen, die in Augen und Mund wimmelten. Sie ließen sie sanft auf den Boden herab, um nicht die aufgestauten Gase in ihr zu erschüttern. Dann holten sie die andere heraus und sahen, dass sie noch lebte.
    Sie war bis auf die Knochen abgemagert und mit Dreck verkrustet. Ihre Augen waren rote Schlitze, zusammengezogen gegen das Licht des späten Nachmittags. Ihr blassgelbes Haar war eine stinkende, wirre Mähne. Edward kniete neben ihr und sah ihre Augen von Spooner zu ihm wandern und dann wieder zu ihm zurück. Sie atmete durch den teilweise geöffneten Mund, in dem ein abgeschlagener Vorderzahn sichtbar war. Eine weiße Rasiermessernarbe folgte der Linie ihres Kiefers vom Ohr bis zum Kinn. Ihre blau geränderten Augen streiften über sein Gesicht, und ihre kleinen Brüste hoben sich, als sie einen tiefen Atemzug tat. Ein kleiner erstickter Laut entfuhr ihr aus der Tiefe ihrer Kehle.
    »Gott verdamm mich«, sagte Spooner und musterte sie. »Ich glaub, ich kenn dieses kleine Ding hier. Hab mich vor einem Jahr in Galveston mit ihr vergnügt, oder ich will ein streifarschiger Affe sein. Damals sah sie erheblich besser aus. Hat gesoffen wie’n Fisch, aber hab ’nen Haufen Spaß mit ihr gehabt. Teufel, bin drei Nächte hintereinander zum selben Haus gegangen und hab mich mit ihr vergnügt. Ich sag dir, ich hab das Mädchen richtig gut gekannt, aber ich will verdammt sein, wenn mir ihr Name noch einfällt.«
    »Margaret«, murmelte Edward und dachte:
Sie hat gelogen, hat gelogen, hat gelogen!
    »Nein«, sagte Spooner und starrte hart auf das halb tote Mädchen, »das war’s nicht. Jeannie … Janey … Julie, mehr so in die Richtung.«
    Gottverdammte verrückte Schlampe. Ich hab gewusst, dass sie lügt, und das hat sie auch, gelogen, und lieber Gott, sieh nur, was draus geworden ist, sieh nur. Weil sie gelogen hat, gelogen, gelogen

    Ihr Blick blieb auf Edward geheftet und ihre Augen glommen feucht. Sie machte Anstalten, als wolle sie die Hand nach ihm ausstrecken, doch der Schmerz der Anstrengung war deutlich auf ihrem Gesicht zu sehen, und sie stöhnte und

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