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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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weil sie Banditen waren, und wollten sie alle tot sehen oder zumindest hinter Gittern, aber er hätte nie gedacht, dass sie sie so sehr hassten, dass sie sich an die gottverdammten Yankees um Hilfe wandten. Dominguez lächelte über den Rand seines Tequila-Bechers und sagte, es sei in der Tat erstaunlich, dass manche Leute einen Banditen nur hassten, weil er ab und zu ein paar ihrer Freunde und Nachbarn ausraubte und tötete. Carbajal grinste zurück und zuckte die Achseln. Er sagte, die Einheimischen wussten, dass Dominguez und seine Bande wieder in der Region waren, weil zwei überlebende Maultiertreiber des Pachuca-Lastenzuges von dem Überfall und dem Mord an den Wachen und den anderen Treibern berichtet hatten. Es wurde weithin angenommen, Dominguez sei auf dem Weg in seine Geburtsstadt, und sowohl die örtliche Polizei als auch die Yankee-Armee hielten nach ihm Ausschau. Es wäre unklug, sich in Jalapa blicken zu lassen, riet Carbajal ihm, und noch riskanter, in Puebla zu erscheinen.
    Dominguez zuckte die Achseln und dankte ihm für die Auskunft und den Rat. Und dann verteilten sie Flaschen an ihre Compañeros, und es folgte ein Abend des Trinkens und Singens, und die zwei Anführer erzählten Geschichten von den alten Zeiten, als sie noch junge Burschen waren, die gerade als Banditen begannen. Schon vor Tagesanbruch waren Dominguez und seine Bande wieder zu Pferde unterwegs.
    26 An einem leuchtenden Spätnachmittag kamen sie durch einen hohen Pass, und unter ihnen erstreckte sich Puebla. Sie hielten ihre Pferde auf einem hohen Kamm an, der die Stadt überblickte, und lauschten dem Läuten von Kirchenglocken. Dominguez seufzte und sagte: »Ay, que linda ciudad!« Jenseits der Stadtgrenze erhob sich der Presidio von Loreto, über dessen Toren die amerikanische Flagge wehte, und einige wenige Compañeros fluchten mit zusammengebissenen Zähnen, doch die meisten waren gegenüber der einen Flagge ebenso gleichgültig wie gegenüber der anderen und zuckten die Achseln über den Zorn ihrer Kameraden. Dominguez trieb sein Pferd den Pfad hinunter, und die Gesellschaft folgte ihm.
    Es war Mexikos zweitgrößte Stadt und die sauberste, die Edward in seinem Leben sehen würde. Die Straßen waren makellos mit Kopfsteinen gepflastert und von Bäumen beschattet. An jeder Plaza standen Kirchen und Klöster, die mit buntglasierten Kacheln geschmückt waren. Auf der zentralen Plaza erhob sich die imposante Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis, die zweihundert Jahre zuvor von den Spaniern erbaut worden war. Es war Sonntagmittag, und die letzten Messen des Morgens waren gerade zu Ende gegangen. Die Straßen und Plätze waren voll mit Leuten in ihren besten Kleidern und Priestern und Nonnen in wogenden schwarzen Roben und Habits. Fredo Ruiz, der die katholische Kirche als persönlichen Feind verabscheute, besah sich die Menge von Geistlichen und spuckte aus. »La Roma de Mexico«, fauchte er.
    Auf den Plazas, die funkelnde Springbrunnen zierten, herrschte rege Betriebsamkeit. Musikkapellen spielten, und Feuerschlucker, Jongleure und Clowns vom örtlichen Zirkus gaben ihre Kunststücke zum Besten. Straßenverkäufer boten frisches Obst und Tamales, auf Kohlen gebratenes Fleisch und Kitsch feil. Gäste bevölkerten die Arkadengeschäfte und Cafés. Und überall sahen sie Yankee-Soldaten. Die meisten schlenderten staunend über die ehrwürdige Schönheit der Stadt durch die Straßen und blickten mit offenem Mund den schönen Mädchen nach, die ihnen über ihren Spitzenfächern zulächelten, während sie von ihren böse blickenden Dueñas weitergescheucht wurden. Die Yankees beachteten die Bande nicht, doch in den Schatten der Arkaden gab es einige, die aufmerksam hinsahen, als die Compañeros vorbeikamen, und den Banditen Dominguez und ein paar andere Reiter erkannten und ihre Bewaffnung in Augenschein nahmen. Und dann folgten sie ihnen in einiger Entfernung.
    Sie brachten ihre Pferde in einem Mietstall abseits der Hauptplaza unter und wuschen sich dort gründlich, kauften sich dann neue Kleidung bei einem Kurzwarenhändler und ließen sich rasieren, pomadisieren, frisieren und pudern. Ihre Gewehre verstauten sie bei ihren Pferden, doch jene, die ihnen folgten und sie beobachteten, bemerkten, dass jeder von ihnen ein Paar Colts unter der Jacke trug. Sie setzten sich zum Essen an einen Banketttisch in einem feinen Restaurant, wo Dominguez mehrmals manche seiner weniger kultivierten Kameraden wegen ihrer schlechten Manieren mit

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