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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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einem Zischen zurechtweisen musste. Sie zogen viel verstohlene und murmelnde Aufmerksamkeit von den anderen Tischen auf sich, und viele Compañeros freuten sich darüber, jedoch nicht Edward, der das Gefühl hatte, dass es die Art von Aufmerksamkeit war, die eine Kuriositätenschau erregt, und die meiste war auf ihn gerichtet wegen des Tuchs um seinen Kopf. Er war versucht, es zu entfernen und den Gaffern wirklich etwas zum Tuscheln zu geben, aber er verkniff es sich.
    Anschließend begaben sie sich zur Corrida und kauften Schattenplätze, tranken Bier und feuerten jene Matadore an, die den Hörnern der Stiere am kühnsten trotzten, und jubelten auch den Stieren zu, die gut kämpften und ebenso starben. Die wenigen Matadore, deren Unfähigkeit oder Angst ein peinliches Schauspiel bot, was als Beleidigung für einen edlen Stier verstanden wurde, überschütteten sie mit Spott und Verwünschungen. Mehrere Compañeros schlossen sich anderen angewiderten Aficionados an und schleuderten Becher voller Pisse hinunter auf diese Schande für die Kunst eines Matadors. Es war das erste Mal, dass Edward die Pracht und die Blutrituale der Corrida erlebte, und die guten Kämpfe erregten ihn auf eine Art, wie er sie seit seiner Kindheit in Georgia nicht mehr erlebt hatte, als er Zeuge gewesen war, wie Daddyjack Tom Rainey erstach. Jedes Mal wenn er zusammen mit der Menge »Ole!« brüllte, wenn der Stier auf das wirbelnde Tuch des Matadors zustürmte und seine Hörner die Vorderseite dessen geschmückter Jacke streiften, spürte er eine gespannte Erregung bis hinunter in seine Eier.
    Als sie die Plaza de Toros verließen und in das Zwielicht des frühen Abends hineingingen, waren die Compañeros alle leicht betrunken und gierten nach Frauen. Dominguez sagte, La Mariposa sei das beste Haus der Stadt, doch Pedro Arria, der auch ein Poblano war, meinte, Las Flores Picantes sei besser. Eine Hälfte der Männer wollte zu dem einen, die andere zu dem andern. Dominguez sagte, er würde sie alle am nächsten Nachmittag auf der Hauptplaza treffen, und ging dann alleine los.
    »Wo geht
er
denn hin?« fragte Edward seinen Landsmann.
    »Wahrscheinlich seine Frau besuchen«, sagte Spooner. Er lachte bei dem Blick auf Edwards Gesicht. »Teufel, mein Junge, der alte Manuel war schon verheiratet, als ich ihn kennengelernt hab. Seit vier Jahren, glaub ich. Sie heißt Laura. Hab sie selber noch nie gesehen, aber einige der Jungs schon, und sie sagen, sie ist ’ne richtige Schönheit. Weißt du, was sein großer Kummer ist? Er und seine Frau haben keine Kinder. Erzählt mir, sie probieren’s wie der Teufel, jedes Mal wenn er heimkommt, aber ha’m bis jetzt einfach kein Glück gehabt.«
    Spooner ging mit Pedro und seiner Gruppe fort, um sich im Las Flores zu vergnügen, und Edward und Chucho und der Rest machten sich auf den Weg zum La Mariposa. Als sie an der lampenbeleuchteten Hauptplaza vorbeikamen, blieben sie stehen, um die hübschen Mädchen zu bewundern, die in der Begleitung ihrer Dueñas beim Abend-Paseo promenierten. Eine Blechkapelle spielte fröhlich, während die Frauen in eine Richtung um die Plaza schlenderten und die Männer in die andere, und wenn sie aneinander vorbeikamen, lächelten sie und warfen einander abmessende Blicke zu. Der Mond leuchtete weiß durch die Bäume. »Andale«, sagte Chucho nach einer Minute. »Estas hermosas me tienen de rabia por una mujer. Vámonos!« Sie verließen die Plaza und gingen zwei Häuserblocks weiter, bogen in eine lange dunkle Gasse und kamen zum La Mariposa.
    27 Edwards Mädchen war ein aufreizendes, doch missmutiges Frauenzimmer, das sich verhielt, als wäre der Akt eine Zumutung. Als er mit ihr fertig war, wollte er nicht verweilen und kleidete sich an, während sie eine dünne Zigarre rauchend nackt auf der Seite lag und ihn mit verschleiertem Blick beobachtete. Doch wollte er auch nicht, dass sich die Compañeros über ihn lustig machten, weil er zu schnell fertig war, und so drehte er sich eine Zigarette und setzte sich aufs Bett und rauchte. Das Zimmer war klein und von einer einzigen Kerze erleuchtet, und der Tabakqualm kräuselte sich blau und heftete sich wie ein Netz an die Decke. Beide schwiegen. Als die Zigarette auf einen Stummel heruntergebrannt war, zerdrückte er sie unter seinem Stiefel, ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. In dem Moment kam Chucho aus einem anderen Zimmer weiter unten im Gang. Sie grinsten sich zu und gingen die Treppe hinunter, und auf dem

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