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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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der keinen Flecken Grund und Boden sein Eigen nennen kann, ist nur ’ne Feder im Wind.«
    Edwards Grinsen wurde breiter. »Fühl ich mich deswegen in letzter Zeit so leicht um den Arsch?«
    John lachte. »Mach so viele Witze, wie du willst, aber du weißt, dass es stimmt. Du und ich, wir bleiben keine Federn im Wind, wir nicht. Verflucht, Ward, wir könn’ uns ein hübsches Häuschen bauen, ein verfluchtes
Geschäft
könnten wir uns aufbauen, wenn wir’s richtig anpacken.«
    »Wie du meinst, großer Bruder«, sagte Edward. »Wie du meinst.«
    3 Die nächsten beiden Tage folgten sie dem Flusspfad stromabwärts in stetigem Regen, der zu einem Nieseln wurde, als sie nach Mobile hineinschlappten wie Geister von Ertrunkenen. Die Straßen lagen tief in rotem Schlamm, und in der Luft hing der schwere Geruch von Lehm. Als Erstes überprüften sie die Hotels und erfuhren, dass sich niemand namens Lilith Little in letzter Zeit in irgendeinem von ihnen einquartiert hatte, und keinem der Rezeptionisten sagte Johns Beschreibung von ihr irgendwas.
    Sie beschlossen, die Mietställe zu überprüfen, und gleich im ersten sahen sie eines ihrer Maultiere in einer Box.
    »He, Foots«, sagte Edward. Das Maultier schwang den Kopf herum, sah ihn an und zuckte mit den Ohren. Das andere Maultier, Remus, war nicht da.
    Der Stallmeister war mit einem Grinsen aus seinem Schaukelstuhl aufgestanden, als die Brüder eintraten, aber als er sah, dass sie das Maultier offenkundig wiedererkannten, verschwand die falsche Fröhlichkeit aus seinem Gesicht. Eine weiße Bulldogge stand an seiner Seite und knurrte leise mit aufgestellten Nackenhaaren und gefletschten Zähnen. Der Stallmeister brachte sie mit einem Fingerschnippen zum Schweigen. Er war groß und stämmig und ihm fehlte der größere Teil seiner Nase, die aussah, als sei sie kürzlich abgebissen oder irgendwie abgerissen worden. Die Wunde war roh und klaffte.
    »Ihr braucht was zum Reiten, Jungs?«
    »Haben schon was«, sagte John. »Das Maultier da gehört uns.«
    Der Mann blickte zu dem Maultier hinüber und dann zurück zu den Brüdern. »Tatsache?« Er betrachtete sie genauer und spuckte seitlich aus. »Schätze, ihr habt ein Papier dafür?«
    John sah Edward an, und der starrte zu ihm zurück. Dann sahen beide den Stallmeister an.
    »Von ei’m Papier wissen wir nichts«, sagte John.
    Der Stallmeister verschränkte die Arme. »Dann habt ihr kein’ Beweis, dass das Tier euch gehört.«
    »Brauchen kein verdammtes Papier, um zu wissen, was uns gehört«, erwiderte John.
    »Schätze nicht«, sagte der Stallmeister. »Aber wissen und beweisen sind zwei verschiedene Dinge. Dem Gesetz ist es scheißegal, was ihr alles wisst, da zählt nur, was ihr beweisen könnt. Wenn ihr das Tier haben wollt, müsst ihr beweisen, dass es euch gehört, oder ihr müsst dafür bezahlen.«
    »Haben
Sie
denn ein Papier für das Maultier?« fragte Edward.
    Der Stallmeister seufzte und ging zu einem abgewetzten Schreibtisch in der Ecke, kramte einen Schlüssel aus der Tasche, steckte ihn geräuschvoll in das Schloss der Schublade und öffnete sie. Er blätterte einen dünnen Stapel Papiere durch und holte ein Blatt heraus, rief die Bulldogge zu sich herüber und wies sie an, dazubleiben. Dann winkte er die Brüder zum Tisch und unter das Licht der überhängenden Lampe. »Schätze, ihr Jungs könnt lesen?«
    John wollte das Papier nehmen, doch der Mann legte seine große Hand darüber und drückte es auf die Tischplatte. »Zum Lesen brauchst du’s nicht anfassen.«
    Die Unterschrift unten auf dem Kaufvertrag trug den Namen Joan Armstrong, doch John erkannte die Handschrift seiner Mutter. Er blickte von dem Papier auf und nickte Edward zu. Der Stallmeister beschrieb, dass sie dunkelrotes Haar gehabt habe, eine Farbe wie ein gebratener Apfel. »Ein Engelsgesicht bis auf diese Augen. Diese Augen haben Dinge gesehen, die kein Engel je gesehen hat, das will ich wetten. Und jemand hat ihr vor Kurzem ein Veilchen verpasst. Sagt ehrlich, Jungs, kennt ihr die Frau?«
    Edward sah weg und spuckte aus. John sagte: »Kann sein, dass wir sie kennen.«
    »Hab ich mir schon gedacht«, sagte der Stallmeister und sah sie beide durchdringend an. Er teilte den Brüdern mit, dass sie vor zwei Tagen da gewesen sei. »Kommt hier reinspaziert mit dem Maultier da an der Leine und sagt, sie will’s verkaufen. Ich sage, wie viel, und sie sagt, für ’nen fairen Preis. Ich hab sie gefragt, ob sie ein Papier dafür hat, und sie hat Nein

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