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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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gesagt. Ich sage, wem gehört es denn, und sie sagt, es hätt ihrem Mann gehört, der ganz plötzlich gestorben wär und ihr nicht viel hinterlassen hat, und deswegen muss sie das Tier verkaufen. Jetzt sagt mal, Jungs – war das gelogen? Wisst ihr das?«
    »Nein«, sagte John. »Nicht direkt gelogen.«
    »Nicht direkt«, wiederholte der Stallmeister. Er schürzte die Lippen und nickte, als ließe er sich eine bedeutende Tatsache durch den Kopf gehen. »Sie war ein bisschen gereizt, weil ich nach ei’m Papier gefragt hab«, sagte er. »Hat mich gefragt, ob sie wie ’ne unehrliche Person aussieht. Also, meine Mama hat keine Hinterwäldler großgezogen, sondern hat mir beigebracht, dass ich nie ’ne Dame beleidigen soll, also hab ich gesagt, nein, Ma’am, es wär mir ’ne Ehre, das Tier zu kaufen, wenn Sie so nett wären, diesen Vertrag hier zu unterschreiben, damit alles seine Ordnung und Richtigkeit hat, wie es so schön heißt.«
    »Hier steht, Sie haben nur zwanzig Dollar bezahlt«, sagte Edward.
    Der Stallmeister kicherte. »Ich hab mit zwölf angefangen, aber davon wollte sie nix wissen. Aber sie hat’s irgendwie eilig gehabt, also hab ich schön langsam gemacht und das Angebot immer nur um ein’ Dollar angehoben, und sie hat mich praktisch ’n verdammten Dieb geschimpft. Ich hab gesagt, sie kann gerne zu ’nem andern Stall gehen, ob sie da ’nen besseren Preis kriegt, und sie hat gesagt, wir stecken wahrscheinlich alle unter einer Decke. Schätze, sie ist ein bisschen rumgekommen. Aber wie gesagt, sie sah aus, als hätte sie’s eilig, und als ich gesagt hab, zwanzig ist mein letztes Wort, hat sie’s genommen.«
    »War ein Mädchen bei ihr?« erkundigte sich John. »Ungefähr so groß wie Sie.«
    Edward sah seinen Bruder an. Keiner von beiden hatte von ihrer Schwester gesprochen, seit sie das eingeäscherte Haus verlassen hatten. Er selbst wollte nicht glauben, dass das, was ihre Mutter ihnen erzählt hatte, wahr war, er hatte nicht das
Gefühl
, dass es wahr war, und er war überrascht, dass auch John noch seine Zweifel hatte.
    »Hab kein Mädchen gesehen. Das hübsche Ding ist hier ganz allein aufgetaucht.«
    »Zwanzig Dollar is’n ganzes Stück weniger, als was das Tier wert ist«, sagte Edward.
    »Das is ’ne Tatsache«, sagte der Stallmeister. Die großen Nasenlöcher blähten sich über einem breiten Grinsen. »Einige haben ein natürliches Talent fürs Geschäft.«
    Edward nahm die Pistole aus seinem Bund und sagte: »Ich geb Ihnen zwanzig Dollar und diese Pistole hier dafür«, sagte Edward.
    Der Stallmeister lachte und schüttelte den Kopf. »Machst wohl gerne Witze, mein Junge.«
    Edwards Augen wurden schmal. Der Pistolenlauf war zur Decke gerichtet, doch jetzt krümmte er den Finger um den Abzug und legte den Daumen auf den Hahn. Der Stallmeister warf einen Blick auf die Pistole, lächelte aber weiter.
    John legte Edward die Hand auf den Arm und sagte: »Lass gut sein. Er hat das Papier und so ist das verdammte Gesetz. Los, wir gehen.« Edward blieb noch einen Moment länger stehen und starrte den Stallmeister durchdringend an, doch dieser weigerte sich nachzugeben und grinste einfach weiter. Edward spuckte seitlich aus und steckte die Pistole in seine Hose, und die Brüder traten hinaus in den sprühenden Regen.
    Der Stallmeister ging zur Tür, blickte ihnen nach und rief: »Kommt ruhig wieder, Jungs, und sprecht mit mir, falls ihr was zum Reiten braucht. Ich mach die besten Angebote in der Stadt, und das is ’ne Tatsache.«
    4 Der finstere Himmel grollte stetig, während sie durch die Stadt strichen und in die anderen Mietställe hineinschauten, doch sie fanden weder das Maultier Remus noch Daddyjacks Pferd. Keiner der Stallmeister hatte eine Frau oder ein Mädchen gesehen, die auf die Beschreibungen der Brüder passten.
    Nach dem letzten Stall hatte der Regen wieder zugenommen, stocherte in die schlammigen Straßen und pladderte auf die Dächer. Sie betraten eine Schenke, und der plötzliche Luftschwall, der durch die Tür eingelassen wurde, ließ die Lampenflammen in ihren rußigen Gläsern flackern. In dem engen, schummrigen Raum war es laut vom Getrommel des Regens auf das Dach, und es stank nach der feuchten Kleidung von Männern, die sich zu lange nicht gewaschen hatten. Beschattete Gesichter drehten sich um und die Unterhaltung stockte, als die Brüder dastanden und Wasser von ihren Hüten auf den Boden schüttelten. Sie gingen zum Schanktisch, bestellten Whiskey, spülten ihn

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