Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Sein Bajonett vor sich herstoßend und mit dem Gewehrkolben um sich knüppelnd, wich John immer weiter zurück auf dem von Blut glitschigen Wehrgang, während die Schwarzhüte und jetzt auch normale Yankee-Soldaten ihn und die weniger werdenden Patricios um ihn herum bedrängten. Er rammte einem grauhaarigen Schwarzhut sein Bajonett in den Bauch, bekam es jedoch nicht mehr heraus. Also ließ er das Gewehr los und zog mit einer Hand seine geladene Pistole und sein Messer mit der anderen und sah jetzt Lucas Malone mit einem Schwarzhut um ein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett ringen. Er schlitzte dem Schwarzhut den Hals bis zum Knochen auf. Lucas grinste ihm zu, dann traf ein lähmender Schlag John seitlich am Gesicht, und er ging hart zu Boden. Ein Yankee ragte über ihm auf und wollte schon seinen Säbel auf ihn heruntersausen lassen, doch John war schneller und stieß ihm sein Messer zwischen die Beine. Der Soldat schrie auf, ließ seinen Säbel fallen und kippte um. Und da war Edward mit seinem schwarzen Hut keine sechs Schritt von ihm entfernt und starrte ihn mit offenem Mund an. In dem Moment rammte ein San Patricio ein Bajonett in Edwards Seite. John schoss den Patricio in den Kopf, kaum eine Sekunde bevor er selber niedergeschlagen wurde und sein Kopf gegen Stein prallte. Dann wurde das wackelnde Bild eines grinsenden Yankee-Soldaten scharf, und er erkannte Master Sergeant Kaufmann, der rittlings über ihm stand und ein Gewehr mit Bajonett hob, um es ihm durch den Leib zu stoßen – doch plötzlich erschien ein Unterarm um Kaufmanns Gesicht, ein Messer bewegte sich über seine Kehle und Blut spritzte aus der offenen Wunde, und Kaufmann starb noch im Fallen. Edward stand mit seinem Messer in der Hand da, Blut strömte aus seiner Seite, und er streckte die Hände nach seinem Bruder aus – und dann krümmte er sich plötzlich und packte sein Knie, zuckte und fiel vorwärts. John krabbelte auf ihn zu und umarmte ihn fest und wappnete sich, eine Kugel oder Klinge in den Rücken zu bekommen, doch jemand brüllte: »Kampf einstellen!
Kampf einstellen!
Verdammt, es ist vorbei!«
9 Er erwachte auf einer Bahre auf dem Pflaster des Hofes. Die Sonne schob sich gerade blendend über die westliche Mauer, und die Luft roch nach Rauch und Gemetzel und brummte vor Fliegen. Überall erklang Stöhnen und Wehklagen, lautes und leises Fluchen auf Englisch und Spanisch, Flehen um Wasser, um ärztliche Versorgung, um eine Kugel, die den Schmerzen ein Ende macht. Auf einer Seite von ihm lag ein Mann ohne Gesicht, der noch atmete, auf der anderen ein blonder amerikanischer Soldat mit toten Augen, dessen Gedärme durch ein großes rohes Loch in seiner Flanke sichtbar waren.
Sein Knie pochte und seine Seite brannte, und jeder Herzschlag hämmerte schmerzhaft gegen seinen Schädel. Der Himmel sah schief aus. Jetzt hörte er eine Stimme, die Flüche auf Spanisch kreischte, irgendwelche Leute als Stück Scheiße schmähte, als 401 dreckige Schlangen, Schweinekotze, Ärsche von Scheißlöchern, als schlimmere Verräter Mexikos als La Malinche, der Hure von Cortés.
Er richtete sich mühsam auf seine Ellbogen auf, um über den Toten neben ihm sehen zu können, und entdeckte eine Kolonne mexikanischer Gefangener, die, einen General an ihrer Spitze, über den Hof geführt wurden, und dieser war es, der so schrille Schmähungen ausstieß. Ein Arm war an seine Brust gebunden, und ein blutdurchtränkter Verband bedeckte ein Auge. Seine Schmähungen waren gegen die Angehörigen der Spy Company gerichtet, die zusahen. Dominguez stand dort mit offener Uniformjacke, die Daumen in seinen Gürtel gehängt, und starrte den vorbeigehenden General leer und schweigend an. Spooner stand neben ihm und starrte auch zurück, mit einem breiten Grinsen, einen Arm in einer Schlinge und einen Verband um den Oberschenkel. Die anderen Compañeros sahen alle in verschiedene Richtungen, und keiner begegnete dem Blick des Generals, der sie so heftig verfluchte. Der General wies in einer umfassenden Bewegung mit einem anklagenden Finger auf sie, als er vorbeihumpelte, und schwor, dass Mexiko Rache an ihnen üben werde, weil sie elende verräterische Hurensöhne waren. Die Frauen, die die Gefangenen begleiteten, spuckten auf die Männer der Spy Company, und die Compañeros gingen außer Reichweite, bis die Frauen vorbei waren.
Dann kamen die gefangenen Amerikaner in mexikanischen Uniformen, und jetzt begann die große Menge von US-Soldaten, diese zu beschimpfen, sie
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