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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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anzuspucken und sie mit Steinen und Hundescheiße zu bewerfen. Sie riefen nach ihrem Blut, riefen danach, dass sie auf der Stelle erschossen und an dem Zypressenbaum aufgeknüpft werden sollten. Ihre giftigsten Drohungen waren gegen einen groß gewachsenen Rotschopf gerichtet, den Edward als den Mann erkannte, der den Mexikaner in dem Turm erschossen hatte, weil er versuchte, eine weiße Fahne zu schwenken. »Wir werden alle auf dein Grab pissen, Riley, du elender Dreckskerl!« brüllte einer ihm zu. Der Gerufene sah den Mann an, schlug sich mit der einen Hand auf den Bizeps und hob die Faust. Die Amerikaner heulten auf vor Wut und begannen vorzustürmen und hätten Riley und seine Kameraden sicher in Stücke gerissen, hätten nicht die Generäle Twiggs und Worth, die ihre Pferde vor der ersten Reihe der Menge postierten, ihnen befohlen, zu bleiben, wo sie waren.
    »Ihr seid der niedrigste Abschaum der Erde!« rief ein Ire mit wildem Gesicht den vorbeigehenden Gefangenen zu. »Die dreckigsten Bastarde, die jemals das Antlitz von Gott beschämt haben, das seid ihr!«
    »Ihr werdet diese Hundesöhne hängen sehen, Jungs«, bellte Twiggs. »Jeden letzten verräterischen Hund von ihnen!«
    Edward mühte sich, seinen Kopf hochzuhalten, überflog die Kolonne von amerikanischen Gefangenen und entdeckte schließlich Johnny, der in seiner blutbefleckten Jacke vorbeistapfte, hutlos und gleichgültig gegenüber den Verwünschungen, die auf ihn und seine Kameraden niederregneten. Zuckte kaum zusammen, als ein Stein von seiner Schulter abprallte. Starrte tot vor sich hin, als warte er auf irgendein unduldsames Schicksal.
    Edward sank zurück, und der Himmel über ihm drehte sich, und er wirbelte in die Finsternis hinein.
    10 Als er das nächste Mal erwachte, befand er sich im US-Armeehospital bei Tacubaya, keine zwei Meilen vom Herzen der Hauptstadt entfernt. Er war beinahe drei Tage lang ohne Bewusstsein gewesen. Durch die Bajonettwunde an seiner Seite hatte er viel Blut verloren, seine Niere war beschädigt und die Ärzte hatten gedacht, er würde sterben. Dann ließ sein Fieber nach, und das Schlimmste war vorüber. Doch sein Knie war von einer Pistolenkugel zertrümmert worden, und es wurde diskutiert, es zu amputieren. Doch schließlich beschlossen sie, dass das Bein bleiben könne. Allerdings würde sich das Knie nur noch ganz wenig biegen lassen, und er würde für den Rest seines Lebens hinken. »Wenigstens«, sagte ihm ein Arzt, »wirst du auf deinem eigenen Bein hinken und nicht auf einem Holzstumpf.« Er hatte auch eine Gehirnerschütterung erlitten, und das Klirren in seinen Ohren würde sich höchstwahrscheinlich als dauerhaft erweisen. Als ein Arzt fragte, was mit seiner Kopfhaut passiert sei, sah Edward ihn ausdruckslos an, und der Arzt fragte nicht weiter.
    Während der folgenden Woche schlief er hauptsächlich, wachte ab und zu auf, um Wasser hinunterzustürzen, als wollte er ein Feuer in seinem Bauch löschen, und um Suppe zu schlürfen, die ihm von Krankenschwestern eingeflößt wurde. Doch selbst die Anstrengung, klar zu denken, erschöpfte ihn, und so schlief er. Schlief und träumte von Daddyjack, der mit seinem einen Auge und seiner blutigen Hose durch die verkohlten und rauchenden Überreste eines großen niedergebrannten Hauses irrte, zornig vor sich hin murmelnd, während er gegen die schwelende Glut trat. Er entdeckte Edward, der unter einer hängenden Weide schweißgebadet und verwundet auf einer Decke lag. »Hast du gut gemacht«, sagte er. »Ihr beide. Blutsverwandtschaft ist alles, was du hast in der Welt, und du musst dein’ Bruder beschützen und er dich. So ist das mit Brüdern, egal ob ihr Blut befleckt ist.« Er kratzte sein bärtiges Gesicht und blickte Edward listig an. »Ja – befleckt, sag ich! Vergiftet! Vergiftet, als hätte sie Klapperschlangengift in eure Adern gepumpt, als ihr noch in ihrem Bauch zusammengerollt wart, du und dein Bruder und auch eure Schwester. Sie hat meinen Stammbaum vergiftet, diese Teufelshure! Ihn vergiftet und ihn eine schlechte, bittere Frucht tragen lassen.« Er wandte sich wieder dem Durchstöbern der Asche zu, und Edward wollte mit ihm reden, aber es war, als sei er jeglicher aus Worten geformten Sprache beraubt.
    11 Als er sich schließlich im Bett aufsetzte und wieder begann, mit Appetit zu essen und von der Welt um ihn herum Notiz zu nehmen, waren seit der Schlacht von Churubusco elf Tage vergangen. Ihm wurde gesagt, Colonel Dominguez und andere

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