Das Böse in dir
Also grinste ich. »Freut mich, das zu hören. Zumindest dürfte ich jetzt von Zipperlein verschont bleiben, bis ich den Fall aufgeklärt habe.«
Black hingegen schien da ein Problem zu sehen, denn er verzog das Gesicht. »Das ist kein normales Verhalten, Claire.«
»Tja, ich war eben noch nie normal. Gut, zugegeben, das kommt sogar mir etwas seltsam vor.«
Black setzte sich auf einen der Barhocker aus Mahagoni und schwarzem Leder und starrte mich an. Vielleicht war es ja auch ein finsterer Blick. Ja, es war eindeutig ein finsterer Blick.
Ich zuckte mit den Schultern. »Verdammt, ich weiß es nicht Black. Vielleicht war ich nicht richtig wach und unkonzentriert und habe daneben gegriffen. Ich bin von dem Fall abgelenkt und war in Gedanken bei den Berichten.«
»Ja, das ist eine gute Theorie, nur dass wir momentan keine M&Ms im Haus haben und du gesagt hast, die Darvocets hätten nach Schokolade geschmeckt. Ich kann mir vorstellen, was da gerade mit dir passiert, und das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Mir auch nicht, aber nur zu. Hau es mir um die Ohren.«
»Du verhältst dich wie jemand, der hypnotisiert worden ist.«
Ich musste schmunzeln. »Jetzt mach mal einen Punkt. Ich bin noch nie im Leben hypnotisiert worden.«
»Was, wenn du es nicht bemerkt hast? Du hast doch schon einmal von posthypnotischer Suggestion gehört, oder?«
»Klar, darum geht es doch in Collins’ Buch. Aber dass ich es nicht bemerkt haben soll, ist unmöglich. Ich bin doch nicht blöd, Black. Außerdem würde ich mich nicht einmal von dir in Trance versetzen lassen.«
»Überleg mal, Claire. Wenn ich das Telefon nicht gehört hätte und runtergekommen wäre, hättest du womöglich das ganze Tablettendöschen leer gemacht, ohne zu wissen, was du tust. Es ist die einzige Erklärung.«
»Ich bin nicht hypnotisiert. Das ist doch absoluter Schwachsinn.«
»Erzähl mir von deinen Besprechungen in Oak Haven. Das ist ein Fachgebiet dieser Leute. Hat einer der Ärzte sich merkwürdig verhalten oder dich etwas Seltsames tun lassen?«
»Nein, natürlich nicht.« Ich geriet ins Stocken. »Nun, du kennst ja Collins’ neues Spielzeug, du weißt schon, das mit den blinkenden Lichtern und Schallwellen.«
»Hattest du damit Kontakt?«
»Ja, aber nicht lange genug, um in Trance zu fallen. Glaube mir. Das hätte ich doch mitgekriegt.«
»Dazu braucht man nicht viel Zeit.«
»Welchen Grund hätte er denn haben sollen?«
»Claire, offenbar begreifst du noch immer nicht ganz. Du hättest tot sein können, wenn ich nicht zufällig nach dir gesehen hätte. Du wärst an einer Überdosis Tabletten gestorben, und wir hätten es für einen Unfall oder für Selbstmord gehalten.«
Allmählich nahm das Bild Gestalt an, und es stellte eindeutig keine Rosen dar. »Das würde er nie wagen. Nicht bei einer Polizistin.«
»Wirklich? Warte nur ab, bis ich den Schweinekerl in die Finger bekomme. Wenn er das getan hat, werde ich dafür sorgen, dass er die Zulassung verliert und dass die gesamten Vereinigten Staaten erfahren, was für ein Betrüger und Quacksalber er ist. Und anschließend prügle ich ihn windelweich.«
»Falls das stimmt, was ich noch immer nicht glaube – was hätte er dann mit mir machen können?«
»Erinnerst du dich an den Film, von dem ich dir erzählt habe, Claire? Der Manchurian Kandidat? Es gibt zwei Versionen, die alte mit Frank Sinatra und ein Remake. In beiden geht es um Gehirnwäsche und Hypnose und darum, wie man Patienten dazu anstiftet zu morden.«
»Ich habe den Film nicht gesehen. Bud hat der neue gut gefallen, daran erinnere ich mich. Denzel Washington spielt darin mit, das ist Buds Lieblingsschauspieler.«
»Verdammt, Claire, vergiss Denzel Washington. Das hier riecht eindeutig nach Gedankenmanipulation. Die Chinesen forschen schon seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet.«
»Die Chinesen? Das passt ja großartig zu meinem Fall. Mein Gott, haben sie Mikey so dazu gebracht, sich aufzuhängen? Es wäre auch eine Erklärung dafür, warum das Mädchen in den Ofen geklettert ist.«
»Ja, das könnte alles hinhauen. Sie haben da draußen mit allen möglichen noch nicht getesteten Drogen und der Licht-Klang-Therapie experimentiert. Es ist eine schwierige, wenn nicht gar unmögliche Angelegenheit, unwahrscheinlich, aber die einzige Erklärung für das, was gerade passiert ist. Allerdings macht mir die größte Sorge, wie du davon betroffen sein könntest. Wenn er dich so manipulieren kann, dass du etwas tust wie heute Nacht,
Weitere Kostenlose Bücher