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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Argusaugen bewachtem Hotel bewegte ich mich nicht ohne Waffe. Man konnte ja nie wissen.
    Ich traf Jules schlafend an. Auf einem Haufen von Kissen mit Samttroddeln, um genau zu sein. Er wusste es nicht sonderlich zu schätzen, dass ich Licht machte und seinen Schlummer auf dem butterweichen teuren Sofa aus schwarzem Samt und Damast störte, stand auf, gähnte und streckte sich theatralisch, umkreiste erwähnte Kissen einige Male, ließ sich wieder darauf nieder und schloss mit einem entnervten Seufzer die Augen. Ich fragte mich, ob Zach der lustige kleine Hund wohl gefallen hätte, und bereute diesen Gedanken sofort. Mein Sohn hätte ihn geliebt, mit ihm gespielt und alles an ihm gern gehabt, genau wie Lizzie.
    Ich ging in Blacks gewaltige, luxuriös ausgestattete Küche mit ihrem blitzblanken Edelstahldekor, den schimmernden Schränken aus Kirschholz und den Arbeitsflächen aus schwarzem Granit und steuerte auf den Kühlschrank zu, der meiner Schätzung nach groß genug für die Vorräte einer sechsmonatigen Militärexpedition in die Antarktis war. An die offene Tür gelehnt, betrachtete ich die Wasserflaschen, kein Ozarka, wie wir es im Büro des Sheriffs tranken und überall in der Oak Haven Clinic herumstand, sondern irgendeine superschicke Marke, zweifellos gewonnen aus einem ganz besonders sauberen und klaren Bach in den Hochlagen der Alpen. Zumindest schloss ich aus dem bärtigen Jodler in Lederhosen auf dem Etikett, dass es von dort stammte. Außerdem gab es da unzählige Flaschen Apfelsaft, Orangensaft und Granatapfelsaft, den ich zugegebenermaßen echt fies finde. Wo zum Teufel bewahrte er nur sein Pepsi auf? Natürlich hätte ich unten anrufen und einen kalten Sechserpack bestellen können. Aber, nein, ich wollte doch nicht die Leute von der Nachtschicht aufscheuchen, nur weil ich Lust auf eine Cola hatte. Also würde ich mich ausnahmsweise mit etwas Gesundem begnügen. Es war ja nichts anderes da.
    Ich schnappte mir eine kleine Flasche V-8-Gemüsesaft und goss ein wenig davon in eine weiße Kaffeetasse mit dem Emblem der Cedar Bend Lodge. Der Saft schmeckte gut und nach ausgewogener Ernährung. Vielleicht würde er ja die letzten einundzwanzig Tage ohne Obst und Gemüse ausgleichen. Black mochte Grünzeug und hatte mir sogar einen Obstkorb mitgebracht. Das Obst stand noch immer, die gelbe Folienverpackung unversehrt, auf der Küchentheke. Black machte sich viel zu viel Gedanken um meinen Magen und darüber, ob ich auch genügend Vitamine abbekam.
    Ich schaltete die schicke Lichterleiste über dem glänzenden schwarzen Küchentisch an, setzte mich und breitete die beiden Autopsieberichte vor mir aus. Vielleicht hatte ich ja etwas übersehen. Die Tatortfotos waren kein hübscher Anblick. Keines davon. Insbesondere die von dem weiblichen Opfer. Bei ihr standen wir wieder ganz am Anfang, und ich fragte mich, ob meine neue Freundin und seit Kurzem potenzielle Verdächtige Khur-Vay mir da wohl weiterhelfen konnte. Offenbar kannte sie jedes einzelne Mitglied der asiatischen Bevölkerungsgruppe in Branson in- und auswendig. Außerdem hatte sie etwas an sich, das meinen Argwohn weckte, auch wenn ich nicht ganz dahinter kam, insbesondere deshalb, weil sie mir ursprünglich sympathisch gewesen war. Eigentlich hatte ich sonst einen Riecher für Bösewichte und Mörderinnen und verabscheue sie auf Anhieb – allerdings nicht in ihrem Fall.
    Ich las beide Berichte erst einmal, dann zum zweiten Mal durch, weil ich noch immer überhaupt nicht schläfrig war. Dabei fragte ich mich, ob Bud bei seinen Nachforschungen vielleicht mehr Glück gehabt hatte, und fing an, seine Nummer zu wählen, bis mir einfiel, wie viel Uhr wir hatten. Beim Gedanken an Bud bekam ich Hunger und ging zur Theke, wo eine Unmenge von Apothekergläsern voller Knabbereien standen. Black hat eine Schwäche für Knabbereien, die man einfach so in den Mund stecken kann. Leider war der Großteil davon gesund und deshalb ungenießbar für mich. Ich betrachtete die Reisplätzchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die Rosinen, die Pecannüsse und das Studentenfutter, bis mein Blick auf Oreos, Päckchen mit M&Ms und Mini-Snickers fiel, die alle zusammen in einem großen Glas ganz am Ende lagen. Wahrscheinlich eigens für mich angeschafft. Endlich etwas Richtiges. Nach einem Viertelliter Sellerie-Tomaten-Saft gab es nichts Besseres als Schokolade. Eine Dosis Zucker war dringend angesagt. Vielleicht würde mich das ja aufmuntern.
    Ich kippte mir ein ganzes

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