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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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danach vermutlich nichts mehr herunterbringen würden. Meine ganz eigene Methode, Diät zu halten.
    Der Schlüssel mit der Aufschrift »Eingangstür« passte zur Tür der Pizzeria. Vermutlich war er gekennzeichnet worden, um uns die Arbeit zu erleichtern. Obwohl das Lokal geschlossen und menschenleer war, klopften wir einige Male an, nur für den Fall, dass er eine Freundin oder einen Mitbewohner hatte, die oben schliefen oder in der Küche Pizzateig kneteten. Auf dem Highway 54 vor der Ladenzeile herrschte immer noch starker Verkehr. Wir warteten einige Minuten, wobei ich hoffte, dass wir drinnen niemanden antreffen würden, dem wir die Hiobsbotschaft überbringen mussten. Das Benachrichtigen von Angehörigen war nicht gerade meine Stärke. Ich hasste es wie die Pest. Lieber hätte ich zehn Wurzelbehandlungen am Stück über mich ergehen lassen. Wirklich.
    »Es muss jemand da sein«, stellte Bud fest. »Ich rieche, dass jemand kocht. Grillfleisch vielleicht?«
    Offenbar würde mein Wunsch nicht in Erfüllung gehen. »Schon, aber das hier ist eine Pizzeria, und hier auf diesem Schild im Fenster steht klar und deutlich ›geschlossen‹.«
    »Das heißt nicht, dass niemand da ist, der vielleicht gerade das Abendessen für unseren armen Jungen kocht. Vielleicht ist es ja ein Dampfgarer. Wir gehen jetzt rein.«
    Bud schob die Tür auf, und wir betraten das dunkle Restaurant. Vorsichtig natürlich, wir waren ja nicht von gestern. Ich zog keine meiner beiden Pistolen, weil ich Gefahr weder witterte noch erwartete. Zumindest nicht, bis mein sechster Sinn zum Leben erwachte, mir einen Schubs in den Rücken versetzte und etwas wie »hau ab, so schnell du kannst« raunte. Deshalb beschloss ich, gleich auf der Schwelle stehen zu bleiben und zur Waffe zu greifen. Bud folgte meinem Beispiel. Schließlich sind wir ein Team. Dann sahen wir uns beide um, und Bud rief vorsichtig »Hallo«.
    Drinnen war es dämmrig. Das Restaurant war nicht groß, doch vermutlich nett und gemütlich, wenn es geöffnet hatte. Die zahlreichen Tische waren mit rotweiß karierten Plastiktischdecken versehen, wie man es in Amerika beim Italiener erwartet, die Bänke entlang der Wände rot gepolstert. Auf jedem Tisch standen Körbe mit ebenfalls rotweiß karierten Servietten und Krüge mit roten Seidengeranien. Weiße Kerzen steckten in mit Wachs betropften leeren Chiantiflaschen. Im hinteren Teil des Raums befand sich ein langer Tresen mit vielen Neonreklamen, die für Busch, Bud Light und Coors warben. Allerdings war es totenstill – bis auf ein leises und stetes elektronisches Piepen aus einem Hinterzimmer.
    »Hörst du das, Bud?«
    »Das Gepiepe? Ja.«
    »Was ist das?«
    »Keine Ahnung. Aber es kommt von hinter der schwarzen Schwingtür. Eine Zeitschaltuhr in der Küche?«
    Wir gingen zur Schwingtür rechts vom Tresen, die vermutlich in die Küche führte. Plötzlich wurde ich wieder von einem warnenden Schauder überlaufen und wartete einen Moment, während er mir den Rücken hinaufkroch, bis sich mein Genick steif und eiskalt anfühlte. Inzwischen war der Geruch nach Bratfleisch stärker. Ich sah Bud an. Er nickte. Die Waffen im Anschlag, traten wir in die Küche, als wäre sie Daniels Löwengrube. Sie war so groß wie der Gastraum und frei von Bedrohungen. Das Lämpchen am Ofen blinkte rot und piepste in regelmäßigen Abständen. Auf dem großen Küchenblock mit der schwarzen Granitplatte in der Mitte des Raums lag ein großes Herdgitter aus Metall. Ich umrundete den Küchenblock und bückte mich, um durch die Glastür des riesigen Pizzaofens zu spähen.
    Es drehte mir den Magen um, und Galle stieg mir in der Kehle hoch. Entsetzt wich ich zurück und traute meinen Augen nicht. »Oh, mein Gott, Bud, sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Was?«, fragte Bud. »Lass mich mal sehen.«
    »Schau rein und erklär mir, was das ist.«
    Bud kam auf die andere Seite des Küchenblocks, schaute aber nicht, sondern streckte die Hand nach dem Griff der Herdklappe aus und riss sie auf. Ein Albtraum. Von Grauen erfüllt starrten wir auf den Inhalt des Pizzaofens. Jemand hatte eine Leiche hineingestopft. Eine Frau, zierlich, nackt und zusammengekrümmt. Der Ofen war auf niedrige Temperatur eingestellt, und nach dem Aussehen der Leiche zu urteilen, briet sie schon eine geraume Weile. Ihre Haut war braun und verkrustet, und ich konnte ihr versengtes langes dunkles Haar riechen.
    »Schalt den Ofen aus, Bud, schalt ihn aus. Schnell. Oh, mein Gott! Mir wird schlecht!«
    Bud

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