Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
Ich wandte mich wieder an Black. »Besteht wirklich kein Zweifel, Black? Willst du ihn dir nicht aus der Nähe anschauen?«
    »Du hast das Fernglas doch selbst schon benutzt, Claire. Es ist, als würde ich dicht daneben stehen. Das ist Mikey, darauf würde ich alles verwetten.«
    »Mikey?«
    »So wollte er genannt werden. Hat sogar darauf bestanden. Seine Familie hat ihn auch so angesprochen.«
    »Weißt du seine Adresse noch?«
    »Die kann ich dir gleich besorgen. Soll ich Miki mobil anrufen, damit sie sie für dich heraussucht?«
    »Ja, wir müssen so schnell wie möglich seine Familie verständigen. Ist er verheiratet?«
    »Nicht, als ich ihn behandelt habe. Seine Freundin hatte ihn damals verlassen, und er ist darüber depressiv geworden. Deshalb war er bei mir. Doch ich habe ihn an einen Kollegen überwiesen.«
    »Warum?«
    »Seine Eltern haben mich darum gebeten. Sie wollten, dass er in Jeff City in einer auf Jugendliche spezialisierten Klinik therapiert wird. Sie kannten einen der Ärzte.«
    »Wie hieß der?«
    »Martin Young. Er ist fest angestellter Psychiater dort. Der Name der Klinik ist Oak Haven. Es ist eine Art altmodisches Sanatorium für junge Leute. Sie behandeln hauptsächlich Jugendliche mit Depressionen und Angststörungen, insbesondere solche, die einen Selbstmordversuch hinter sich haben, oder wenn Suizidgefahr besteht. Es ist eine stationäre Einrichtung mit intensiven Therapiesitzungen und außerdem Unterricht, damit die Patienten während ihres Aufenthalts schulisch nicht ins Hintertreffen geraten. Die Klinik hat einen guten Ruf. Ziemlich teuer zwar, aber auch recht erfolgreich, soweit ich gehört habe.«
    »In diesem Fall kann man wohl nicht von Erfolg sprechen. Gut, wir überprüfen das. Hier kommen Buck und die Jungs. Fahr schon mal nach Hause und iss etwas. Ich rufe dich später an. Bud und ich müssen die Familie benachrichtigen. Wann fliegst du nach New York?«
    »Morgen kurz vor zwölf. Ich bleibe noch ein bisschen hier und mache mich dann auf den Weg. Melde dich, wenn ich dich nachher abholen soll.«
    »Wird gemacht.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. »Es ist wirklich jammerschade, Claire«, sagte Black schließlich. »Ich dachte wirklich, dass Dr. Young ihm helfen kann, seine Probleme zu lösen.«
    »Ja, er war viel zu jung, um zu sterben. Bis später.«
    »Und immer schön den Kopf unten halten, Baby. Ruf mich bloß nicht wieder aus dem Krankenhaus an.«
    Blacks Methode, mich zu bitten, vorsichtig zu sein. »Gut. Bis später also.«
    Ich klappte das Telefon zu und wartete, bis Buckeye Boyd das unwegsame Gelände überwunden und uns erreicht hatte. Sein buschiges weißes Haar stand ihm zu Berge, vermutlich, weil der Wind es gezaust hatte. Doch sein Bart und Schnurrbart waren schwarz und wie immer ordentlich gestutzt. Er hinkte noch, weil er beim letzten Wettangeln auf einem glitschigen Bootssteg ausgerutscht war. Obwohl er den ersten Platz gemacht und den Pokal zu seinen vielen anderen gestellt hatte, bewegte er sich nun schon seit Wochen mühsam vorwärts. Ein missmutiger Ausdruck malte sich auf seinem Gesicht, sicher nicht nur wegen des steilen Abhangs, sondern auch, da er nun American Idol oder Survivor verpassen würde. Er war nämlich ein begeisterter Fan von Reality-Shows. Connie folgte ihm auf den Fersen.
    Shaggy kam gleich hinter ihm. Er schleppte seinen Alukoffer und hinkte ebenfalls, denn er war vor einigen Monaten in dieselbe Bredouille geraten wie Buds Freundin und hatte sich dabei ziemlich schwere Schussverletzungen eingefangen. Doch inzwischen war er fast wieder der alte. Er hatte einige leichtfertige Entscheidungen gefällt und teuer dafür bezahlt. Seitdem hatte er sich verändert und war nicht mehr der ausgeflippte, lässige Pseudo-Beachboy von früher. Zumindest war er noch nicht zu seinen alten Gewohnheiten zurückgekehrt. Ich hoffte, dass er sich eines Tages wieder erholen würde. Obwohl er mich mit seinem vertrauten Grinsen bedachte, das ich auch erwiderte, wollte sich der verängstigte Ausdruck in seinen Augen einfach nicht legen. Wahrscheinlich würde das noch eine Weile dauern.
    Offen gestanden fragte ich mich mittlerweile, ob sich dieser Ausdruck allmählich zu unser aller Markenzeichen entwickelte. Zumindest bei den Leuten, die zu viel Zeit in meiner Gesellschaft verbrachten. Vielleicht war ich mit dem Tod und der Zerstörung, mit denen mich mein Beruf ständig konfrontierte, inzwischen ja überfordert. Ob es besser für mich war, wenn ich mich erst mal

Weitere Kostenlose Bücher