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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Menschen verwehrt blieben. Er war ein wirkliches Ass in seinem Beruf.
    Während ich wartete, saß ich da und dachte über diese neue Entwicklung nach. Bei meinem Besuch in Khur-Vays Studio hatten wir über Mikey gesprochen. Warum hatte sie die Karten nicht auf den Tisch gelegt und mir verraten, wer sie wirklich war und dass sie früher eine Beziehung mit Mikey gehabt hatte? Oder hatte sie etwas zu verbergen?
    Gestern, am späten Nachmittag, waren endlich die Patienten­akten von Young und Collins aus der Klinik gekommen und lagen nun gestapelt vor mir auf dem Schreibtisch. Ich überlegte noch immer, wie ich an eine Durchsuchungsanordnung für ihre Privatwohnungen herankommen sollte, aber mir fiel einfach kein gesetzlich stichhaltiger Grund ein. Vielleicht war ja ein nächtlicher Einbruch angesagt. Jedenfalls eignete sich dieser Zeitpunkt so gut wie jeder andere, um alles zu lesen und festzustellen, wie sie ihre schmutzigen Tricks schönredeten. Eigentlich hätte Bud mir dabei helfen sollen, doch er war noch immer nicht zurück. Vermutlich saß er gerade im Auto. Obwohl die richterliche Anordnung nur die Akten von Mikey und später auch die von Cleo umfasst hatte, hatten die Ärzte freiwillig die einiger anderer Patienten dazugelegt, die während desselben Zeitraums behandelt worden waren. Doch was ich wirklich brauchte, waren die Akten aller Patienten der Klinik, und zwar zwei Jahre vor und nach dieser Zeit. Keine Chance. Ich betrachtete die dicken Papierstapel. Was für ein Spaß! Ich hatte den Verdacht, dass ich die ganze Nacht mit der Lektüre von Texten verbringen würde, die auch aus einem Horrorfilm-Drehbuch von Wes Craven hätten stammen können.
    Mit Boyce Collins’ Patienten fing ich an, hauptsächlich deshalb, weil der Mann mir so auf die Nerven ging und mich wahrscheinlich sogar sexuell belästigt hatte. Zuerst nahm ich mir Mikeys ziemlich umfangreiche Akte vor. Bei ihm war eine Paranoia diagnostiziert worden. Ach, ja? Dreihundert Armbänder und Amulette gegen den bösen Blick, entweder an seiner Person oder in seiner Wohnung drapiert, wiesen stark in diese Richtung. Rückblickend betrachtet, hatte er natürlich allen Grund gehabt, sich zu fürchten. Ich las weiter: die verschiedensten Therapien, hauptsächlich Gruppentherapien mit den anderen Patienten. Er war zurückhaltend und aufmerksam und machte keine Schwierigkeiten, fürchtete sich jedoch vor seinem eigenen Schatten. Vermutlich lag das an der Eiskönigin des Universums. Ausnahmsweise musste ich Freud und seinen Theorien zum Thema Mütter recht geben.
    Zwanzig Minuten vergingen. Kein Harve. Kein Bud. Okay, dann also weiterlesen. Je weiter ich kam, desto auffälliger erschien mir, wie viele dieser Jugendlichen sich entweder in der Klinik selbst oder nach ihrer Entlassung das Leben genommen hatten. Gut, es handelte sich um eine Einrichtung für suizidgefährdete Patienten, von denen einige sicher schon einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich hatten. Doch obwohl diese Häufung für eine solche Klinik vermutlich nicht außergewöhnlich war, machte Oak Haven dadurch nicht unbedingt den Eindruck eines sicheren Zufluchtsorts für Lebensmüde. Ich fragte mich, ob die problembeladenen Jugendlichen einander nicht vielleicht hinter verschlossenen Türen in ihrem Vorhaben bestätigten und Wetten abschlossen, wer zuerst ernst machen würde. Obwohl viele der Fälle laut Akte ein glückliches Ende genommen hatten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass da etwas nicht stimmte. Ich wusste einfach, dass die Ärzte dort bei diesen Morden die Hände im Spiel hatten.
    Ich las weiter. Anscheinend hatten sich mehr Mädchen als Jungen während ihres Aufenthalts umgebracht. Ich blätterte die Faxe durch und suchte nach Sharon Richmond. Nicht dabei. Dann hielt ich Ausschau nach Li He. Sie war von beiden Ärzten behandelt worden, und zwar wegen einer Zwangsstörung und Selbstmordneigung. Ersteres erklärte ihr übernatürlich ordentliches Zimmer im Wohnheim.
    Der Mexican Hat Dance durchbrach die Stille. Widerstrebend griff ich nach dem Telefon. Vielleicht war es das beste, wenn ich nur noch auf Anrufe von Freunden reagierte, denen ich vertraute. Es war Harve. Rasch drückte ich auf Annehmen.
    »Das Mädchen war schwieriger aufzuspüren als gedacht. Sie zieht häufig um. Inzwischen lebt sie in Ozark. Sie ist vor einigen Jahren aus Dyersburg, Tennessee, hierher gekommen.«
    Ozark war eine Kleinstadt auf halbem Wege zwischen Branson und Springfield. »Hast du ihre

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