Das Böse in dir
Vermutung, dass sie in dieser Sache eine wichtige Rolle spielten. Als ich den Perlentalisman in meiner Hand hin und her wendete, konnte ich keinen Hinweis auf einen Hersteller entdecken, doch ich gab nicht so schnell auf. Stattdessen drehte ich einen ziemlich großen um, der an der Wand über dem Bett hing, und, voilà, schon wurde ich fündig.
»Das Ding kommt aus Branson.«
»Das soll wohl ein Scherz sein. Im guten alten Branson, Missouri, soll es jemanden geben, der chinesische Armbänder herstellt? Das höre ich zum ersten Mal.«
»Weißt du vielleicht, ob es dort einen Headshop oder einen Eso-Laden gibt? Wahrscheinlich wurden die Sachen dort gekauft.«
Bud lachte auf.
»Wie bist du denn drauf? Ich glaube nicht, dass Bransons Entertainer-Szene davon begeistert wäre. Ganz zu schweigen von den Busladungen von Rentnern. In der Innenstadt von Springfield findest du so etwas vielleicht, da gibt es in letzter Zeit immer mehr Aussteiger.«
»Am besten schlagen wir im Telefonbuch nach. Die Headshops in Springfield auch. Vermutlich war der Typ Stammkunde, ganz gleich, wo. Möglicherweise kann der Verkäufer uns ja auch erklären, wozu er so viele gebraucht hat.«
»Wahrscheinlich hat er den Laden ganz allein am Leben gehalten.«
Während Bud nach unten ging, um Vicky zu holen, damit sie fotografierte, kramte ich noch ein wenig in Mikey Murphys Schreibtisch herum, wobei ich mir Mühe gab, nichts durcheinanderzubringen. Er war ebenfalls schwarz lackiert und ein sehr schönes und meiner Vermutung nach ausgesprochen teures Stück. Unter der Schreibtischplatte gab es ein Geheimfach. Das wusste ich, weil Black in seinem Haus in Bermuda einen ganz ähnlichen Schreibtisch hatte. Ich fand den Riegel, schob ihn zurück, und, siehe da, auf dem Grunde des Faches, lagen, mit der Vorderseite nach unten, ein paar Fotos.
»Aha, hier sind Bilder. Vielleicht ist ja unser Opfer drauf.«
»Bingo«, sagte Bud, der gerade mit Vicky im Schlepptau zurückkehrte.
»Ich fange im Wohnzimmer an«, verkündete sie.
Wir nickten, betrachteten aber bereits das Foto. Es stellte ein junges Mädchen dar, das uns unschuldig entgegen lächelte. »Das könnte das Mädchen von unten sein«, meinte ich.
»Jedenfalls hat sie lange schwarze Haare wie das Opfer.«
»Eine Asiatin.«
»Würde zu Mikey Murphys Geschmack passen.«
»Okay. Sie hat ein Sweatshirt mit dem Aufdruck der Missouri State University an«, stellte Bud fest. »Vielleicht studiert sie ja dort. Wenn ja, erfahren wir den Namen in der Studentenkanzlei.«
»Hat studiert, meinst du wohl.«
»Ja. Obwohl sie fürs College fast zu jung aussieht. Außerdem ist sie zierlich wie das Opfer.«
»Sie könnte es sein. Das sagt mir wenigstens mein Bauch.«
»Wirklich hübsch. Ein Jammer, dass sie Mikey Murphy in die Arme gelaufen ist.«
»Falls er unser Täter ist.«
»Glaubst du, es könnte jemand anders gewesen sein?«
»Ich weiß nicht. Mir kommt die ganze Sache irgendwie komisch vor. Er wollte, dass wir ihn finden und uns hier umschauen. Herrje, er hat uns ja beinahe eine Wegbeschreibung hinterlassen. Oder der wahre Täter wollte, dass wir ihn finden und für den Mörder halten. Damit wir von einem Mord mit anschließendem Selbstmord ausgehen. Es könnte ihn ja jemand umgelegt und dann alles so inszeniert haben, als wäre Mikey es selbst gewesen.«
Bud schien nicht überzeugt. »Könnte natürlich sein. Aber wenn du mich fragst, ist es ziemlich unwahrscheinlich.«
»Wir werden es rauskriegen. Sollen die Kollegen die Wohnung unter die Lupe nehmen. Wir klappern unterdessen die Läden hier ab und erkundigen uns, ob jemand etwas gehört oder gesehen hat.«
»Sehr gut. Ich muss nämlich dringend raus aus der Bude. Ich finde es richtig unheimlich hier.«
Unten hatte Vicky das Opfer bereits fotografiert, und Buck und seine Leute sicherten die Spuren in der Küche. Das Mädchen lag noch im Ofen, weil es abkühlen musste, bevor es auf eine Bahre gelegt werden konnte. Zu meiner Überraschung war mein Chef, Sheriff Charlie Ramsay, höchstpersönlich erschienen. Er stand auf der anderen Seite des Küchenblocks, dem Opfer gegenüber.
»Was ist nur aus dieser Welt geworden?«, seufzte Charlie.
Ich zuckte mit den Schultern. Die Frage war erstens rein rhetorisch und überstieg zweitens mein Verständnis.
»Sind Sie absolut sicher, dass der Selbstmörder von der Brücke Joseph Murphys Junge ist, Claire?«
Das gefiel mir gar nicht. Charlie ist mit dem Guru des Gouverneurs per Du. Außerdem hat
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