Das Böse in dir
er, politisch und anderweitig, in Jefferson City gute Beziehungen. Also konnte der Fall ziemlich heikel werden und mir unnötig die Arbeit erschweren.
»Ja, Sir, wir glauben schon. Zufällig war Black dabei, als der Anruf kam. Er hat das Opfer sofort als ehemaligen Patienten erkannt. Buck hat den Führerschein des Toten vor Ort an der Leiche sichergestellt. Die Fotos scheinen übereinzustimmen. Buck hat die offizielle Identifizierung durchgeführt, und wir wollten gerade die Angehörigen verständigen.«
»Nein, das muss ich selbst übernehmen. Joseph Murphy ist ein alter Freund. Auch wenn wir politisch nicht immer einer Meinung waren, bin ich ihm das schuldig. Ich fahre heute Abend hin und überbringe ihm die Hiobsbotschaft. Sie und Bud können ihn morgen befragen. Vermutlich werden Sie auch mit den anderen Familienmitgliedern sprechen wollen. Joseph hat mehrere Kinder.«
»Ja, Sir. So haben wir die Zeit, die Leute zu vernehmen, die hier in der Gegend arbeiten. Vielleicht wissen sie ja ewas über die Opfer.«
Bud und ich wechselten einen Blick. Wir waren beide heilfroh, nicht diejenigen sein zu müssen, die Mom und Dad mitteilten, dass sich ihr Leben für immer verändert hatte. Für gewöhnlich war das nämlich unsere Aufgabe, und, glauben Sie mir, das ist wirklich kein Honigschlecken. Deshalb drückten wir uns vor dieser unangenehmen Pflicht so oft wir konnten.
Charlie musterte mich eindringlich. Es war eine Angewohnheit von ihm, mich nicht einfach nur anzuschauen wie andere Leute, sondern mein Gesicht, ja, die Tiefen meiner Seele zu erforschen. »Wurde das Verbrennungsopfer schon identifiziert?«
Er schaute nicht in die entsprechende Richtung. Doch ich warf einen Blick auf den Pizzaofen, wo inzwischen einige Spurensicherungsexperten mit Schutzhandschuhen aus Silberfolie damit beschäftigt waren, die Leiche zu bergen. Wer, wenn nicht Mikey, hatte dem armen Mädchen so etwas angetan? Ich würde es beweisen und den widerlichen Perversling zur Strecke bringen. Der Mensch, der diesen Mord begangen hatte, hatte sein Recht verwirkt, mit uns anderen auf diesem Erdboden zu wandeln.
»Wir haben oben ein Foto von einer jungen Asiatin gefunden. Kein Name, aber sie könnte das Opfer sein. Sie hat ein Sweatshirt von der Missouri State University an. Vielleicht hilft uns das ja weiter.«
»Unternehmen Sie nichts, bevor Buck die Identität zweifelsfrei bestimmt hat.«
»Ja, Sir.«
»So ein Wahnsinn. Joseph und Mary Fern werden völlig fertig sein. Verflixt und zugenäht, ich habe es wirklich satt, dass diese Psychopathen meine Wähler umlegen.«
Ach ja, verflixt ist auch eine von Charlies in der Baptistenkirche der Südstaaten verhafteten Beschönigungen eigentlich gotteslästerlicher Kraftausdrücke, was mich manchmal zum Schmunzeln bringt. Doch es steht mir nicht an, über die Schimpfwörter meiner Mitmenschen zu richten.
»Okay, dann ziehen Sie beide jetzt los und hören sich in dieser Ladenzeile um. Ich will wissen, wer das war, damit er entweder den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringt oder die Todesspritze kriegt. Was, ist mir egal.«
»Ja, Sir«, antworteten Bud und ich zusammen, allerdings nicht ganz im Chor, sondern ein wenig versetzt.
Mehr als erleichtert, machten wir uns aus dem Staub. Ich, für meinen Teil, hatte beschlossen, nie wieder eine Pizza zu essen, nicht einmal eine echte in Italien, falls Black mich je zu einer Sightseeingtour nach Rom entführen sollte, was er mir immer wieder androhte. Nach dem heutigen Tag jedoch nahm der Gedanke Gestalt an, dass es vielleicht gar keine so schlechte Idee war, diesem Land für eine Weile den Rücken zu kehren.
Vier
Draußen marschierte Bud den Gehweg entlang zum östlichen Ende der Ladenzeile, während ich die entgegengesetzte Richtung einschlug. Mein Ziel war Stonecrest Book and Toy, mein liebster Buchladen am See. Als ich hereinkam, erkannte ich Sarah, eine der Geschäftsführerinnen, die gerade einen Stapel Astrologiebücher abkassierte. Die Kundin war eine Jugendliche von etwa fünfzehn oder sechzehn Jahren und trug ein abgeschnittenes T-Shirt, das kaum ihre Brüste bedeckte. Offenbar war ihr Idol Britney Spears, keine sehr gute Idee, denn ihre Shorts erfüllten zwar ihren Zweck, allerdings nur, wenn man sie mit viel Wohlwollen betrachtete.
»Hallo, Sarah.«
Sarah blickte auf und lächelte mir rasch zu. Sie war eine attraktive Rothaarige und außerdem sehr nett und hatte sich selbst übertroffen, um mir bei der Beantwortung der Frage zu helfen,
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