Das Böse in dir
gerne?«
»Aha, jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit. Du versuchst es mit dem guten alten Tom-Sawyer-Trick.«
»Hey, ich brauche eben Hilfe. Ich werde jeden anflehen, den ich in die Finger kriege.«
Inzwischen war McKay ernst geworden. »Klar helfe ich dir, wenn ich kann«, erwiderte ich deshalb. »Woher hast du denn das Geld dafür?«
»Ich habe meine Pension vom Militär und während meiner Dienstzeit ein wenig auf die hohe Kante gelegt. Außerdem habe ich etwas von meinen Eltern geerbt.«
»Offenbar hast du dir alles genau überlegt. Sehr gut.«
»Jetzt fehlt mir nur noch die richtige Frau, mit der ich das alles teilen kann.«
Mist. Bis jetzt hatte doch alles geklappt wie am Schnürchen. Eine kuschelige platonische Freundschaft. Aber nun betrachtete er mich wieder, wie er es ab und zu tat – feierlich, schmachtend und romantisch. Das hatte mir gerade noch gefehlt. »Für einen Romeo wie dich dürfte das doch kein Problem sein. Sollen Black und ich dich mit einer seiner hinreißenden Mitarbeiterinnen verkuppeln? Er hat Horden von ihnen.«
»Ich will es mit dir teilen, Claire.«
Verdammt, der Mann saß wirklich hartnäckig auf der Leitung. »Ich glaube, das hatten wir schon mal, McKay. Vielleicht nicht so im Detail, doch es hat sich nichts geändert.«
»Ich denke, dass du nicht zu Black und seiner Art zu leben passt. Auf lange Sicht wird er dich nicht glücklich machen. Versteh mich nicht falsch, ich mag ihn. Er ist nur einfach nicht cool genug für dich.«
Seine Selbstgewissheit brachte mich zum Lachen. »Und du bist es offenbar?«
»Verdammt richtig.«
Wieder fing ich zu lachen an. Und er auch. Die meiste Zeit über vertrugen wir uns. Ich mochte ihn. Wir hätten zusammen ein Bier trinken gehen und einen draufmachen können, wenn es Black nicht gegeben hätte. Aber es gab Black. Er spielte eine WICHTIGE Rolle in meinem Leben. Thema erledigt.
»Ich habe eine Idee, McKay. Warum veranstaltest du in deiner Pension keine Hokuspokus-Vorstellungen, Seancen im Salon vor dem Abendessen? Du könntest deinen Gästen die Hand halten und ihre Gedanken lesen. Bestimmt wärst du sofort ausgebucht.«
McKay ließ sich nicht auf meine Hänselei ein und lächelte nur. »Genau das hatte ich vor. Offenbar bist du Hellseherin.«
Ich tat, als nähme ich ihn ernst. »Ich glaube dir kein Wort.«
»Oh, doch. Ich habe von einem Typen gehört, der an der Ostküste etwas Ähnliches versucht. In Rhode Island oder so. Er verdient sich dumm und dämlich. Warum sollte es bei mir nicht auch klappen?«
»Dann musst du aber mehr Erfolg haben als vorhin mit meinem Armband.«
»Lass es mich in ein paar Tagen noch einmal versuchen. Du warst einfach zu nah und hast zu gut gerochen. Wie soll ich da meine hellseherischen Kräfte einsetzen?«
»Das sind nur Irish Spring und Waffenöl.«
»Meine beiden Lieblingsdüfte, insbesondere an einer scharfen Frau.«
Einen kurzen sehr innigen Moment lang trafen sich unsere Blicke, weshalb es ein wahres Glück war, dass in der nächsten Sekunde mein Telefon läutete. Elizabeth fuhr hoch und rieb sich die Augen, während ich das Telefon vom Gürtel nahm und das Display studierte. »Das ist Bud. Ich muss rangehen.«
Ich setzte Elizabeth auf den Boden, stand auf und trat von der Veranda. »Ja, Bud? Was ist?«, meldete ich mich.
»An der Missouri State in Springfield wird eine Studentin asiatischer Abstammung vermisst. Hast du Lust, heute Abend ihr Zimmer im Wohnheim unter die Lupe zu nehmen? Die Polizei von Springfield hat ihr Okay gegeben, nachdem ich von dem möglichen Doppelmord und dem nicht identifizierten Opfer erzählt habe.«
»Wo bist du? Ich hole dich ab.«
»Hat Black nichts dagegen?«
Ich verzog das Gesicht. Ständig bohrten alle in meinem Liebesleben herum. Allmählich wurde es langweilig. »Black ist noch in New York. Wo bist du?«
»Bin gerade nach Hause gekommen. Lass mich nur rasch etwas essen, dann kann es losgehen.«
»Ich bin gleich bei dir. Harve hat eine Tonne frittierten Barsch und Maisbrotbällchen übrig. Ich bringe dir ein Proviantpaket mit, nur Geduld.«
»Hey, Claire, weißt du eigentlich, warum diese Maisbrotbällchen hush puppies heißen?«
»Ist das auch aus dem Buch, das ich dir geschenkt habe?«
»Ja. Sie heißen deshalb so, weil die Rebellen, wenn sie merkten, dass die Yankees zu nahe kamen, ihren Hunden die Dinger zugeworfen haben, hush puppies, ruhig, Hunde, damit sie nicht bellten.«
»Das klingt frei erfunden.«
»Nein, es ist aus dem Buch, und
Weitere Kostenlose Bücher