Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
»Hat sie vielleicht etwas mitgehört?«
    »Nein.« Er zögerte. »Ich glaube, dass sie etwas von meinen Fähigkeiten geerbt hat. Ich habe Anzeichen dafür beobachtet, dass sie ein Medium sein könnte. Wahrscheinlich hat sie deinen Schmerz gespürt, weil du an ihn gedacht hast, während du sie auf dem Schoß hattest. Das geschieht bei mir auch manchmal.« Er geriet ins Stocken. »Als ich vorhin deine Hand gehalten habe, habe ich ihn auch gesehen. Ein kleiner Junge, blonde Locken, blaue Augen, sehr große Augen. Und er war dir sehr ähnlich und hat immer am liebsten Vollgas gegeben. Ich habe es nicht erwähnt, weil ich dir nicht wehtun wollte.«
    Ich schluckte, rutschte in meinem Sessel herum und schaute hinaus aufs Wasser. Über dieses Thema sprach ich nie, nicht einmal mit Black, obwohl der sich redlich Mühe gab, mir zu helfen, meine Trauer zu verarbeiten. Also würde ich auch jetzt nicht damit anfangen, insbesondere nicht mit McKay, auch wenn ich wusste, dass er mich nur trösten wollte. Es war schlimm genug, Elizabeths weichen kleinen Körper an meinem zu spüren. Sie fühlte sich genauso an wie Zach in der Nacht, in der ich ihn im Arm gehalten hatte, bis sich seine großen blauen Augen zum allerletzten Mal schlossen und er für immer aus meinem Leben verschwand. Ein rasender Schmerz kochte ungefiltert in mir hoch, dass es mir das Herz zu verbrennen drohte.
    »Entschuldige, Claire. Ich merke dir an, dass es dir nicht gut geht.«
    Ich konnte nicht antworten. Was sollte ich dazu auch sagen? Zum Glück verstand McKay und wechselte das Thema.
    »Vielleicht könnten wir ja öfter etwas zu dritt unternehmen, Claire. Nur, damit Lizzie sich daran gewöhnt, dass eine Frau dabei ist. Ihre Mom war nicht unbedingt ein gutes Vorbild. Sie braucht eine Frau, der sie vertrauen kann.«
    »Ach, mach mal einen Punkt, McKay, bei dir stehen die Frauen doch Schlange. Wozu also auch noch ich?«
    McKay erwiderte nichts. Obwohl der Donner grollte, als schüttle jemand eine Aluminiumplatte, rührte Elizabeth sich nicht. McKay trank einen Schluck Bud Light. »In meinem Leben gibt es keine Frau. Ich verbringe meine Zeit damit, Lizzie aus dieser Sache herauszuhelfen. Die Therapie nützt etwas, aber sie wird noch eine Weile brauchen. Dass sie sich so an dich kuschelt, ist ein Zeichen dafür, dass sie Fortschritte macht. Danke, dass du sie im Arm gehalten hast.«
    »Kein Problem.« Ja, schon gut.
    Schweigen entstand. Die Sterne gingen, einer nach dem anderen, auf. Wir beobachteten, wie der Regen weit draußen vor der Mündung der Bucht das Wasser peitschte, und warteten darauf, dass Harve zurückkam. Inzwischen tippte er auf seinem Computer herum und beantwortete vermutlich die Fragen eines seiner Kunden. Nachdem wir eine Weile wortlos den Zikaden, dem leisen Klang von Harves Stimme und dem unermüdlichen Rauschen der Bäume gelauscht hatten, wurde McKay mitteilungsbedürftig.
    »Weißt du was?«
    »Was?«
    »Ich überlege mir, ob ich nach Springfield ziehen und dort mein eigenes Geschäft eröffnen soll.«
    »Echt? Was für ein Geschäft?«
    »Wahrscheinlich lachst du mich jetzt aus.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Letzte Woche bin ich durch Springfield gefahren und in der Altstadt, in der Walnut Street, auf ein leeres viktorianisches Haus gestoßen. Ein riesiger alter Kasten. Und da habe ich mir gesagt, dass sich dort doch gut wohnen ließe. Also werde ich vermutlich ein Gebot abgeben. Gut, der bauliche Zustand ist ziemlich miserabel, aber ich bin handwerklich geschickt, und wenn ich es streiche und herrichte, sieht es bestimmt spitze aus.«
    »Wirklich? Ist es nicht ein bisschen groß für dich und Lizzie?«
    »Genau das ist ja der springende Punkt. Ich hatte die Idee, eine Pension aufzumachen. Meine Kochkünste genügen für ein Frühstück mit Eiern und Speck oder so. Außerdem ist gleich in der Nähe eine wirklich gute Kindertagesstätte. Ich könnte auch ein Kindermädchen einstellen, wenn ich eines finde, mit dem Lizzie klarkommt.«
    »Dann habe ich ja zwei Freunde in der Hotelbranche.« Ich trank einen Schluck Bier und stellte fest, dass es warm und ungenießbar war. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als warmes Bier. Ich stellte die Flasche weg.
    McKay kicherte leise. Er hatte ein sympathisches, offenes Lachen. »Die Cedar Bend Lodge spielt eindeutig in einer anderen Liga. Im Moment ist das Haus noch ziemlich heruntergekommen, und ich werde viel Arbeit hineinstecken müssen. Doch es ist eine Arbeit, die mir Spaß macht. Lackierst du

Weitere Kostenlose Bücher