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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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und stützte die Hände auf die Knie. Er trug eine schwarzrot karierte Boxershorts und ein weißes T-Shirt. »Warum hast du sie überhaupt gesehen? Bist du einfach aufgewacht? Oder war da ein Geräusch oder so wie im Film?«
    »Ich weiß nicht mehr genau, wie es passiert ist. Ich habe nur die Augen aufgemacht, und da war dieses komische Licht, genau über deinem Bett. Ich habe dich angeschaut, aber du hast mir den Rücken zugekehrt, und ich habe dich schnarchen gehört.«
    Inzwischen hatte Buddy die Augen so weit aufgerissen, dass Tee beinahe laut losgelacht hätte. »Was hast du gemacht?«
    »Ich bin aufgestanden und zum Fenster geschlichen.« Er zeigte auf das Fenster neben Buddys Bett. »Und da habe ich zwischen den Bäumen am Tennisplatz ein riesiges weißes Leuchten bemerkt. Ich bin beinahe ausgeflippt, Buddy, und habe mich ganz schnell wieder ins Bett geflüchtet. Ich hatte total Angst. Am nächsten Morgen bin ich hingegangen, um nachzuschauen, was es gewesen sein könnte, aber da war nichts. Also habe ich ein paar Sachen zum Thema Außerirdische gelesen. Und weißt du was?«
    »Was?«
    »Angeblich fangen die Entführungen genauso an. Sie kommen mitten in der Nacht, wenn alle schlafen, und leuchten die Gegend mit ihren superstarken Laserstrahlen ab. Und dann wählen sie die Versuchspersonen aus, die sie in ihrem Raumschiff mitnehmen wollen, um an ihnen herumzuexperimen­tieren.«
    »Verdammter Mist. Glaubst du, die wollen mit einem von uns Jugendlichen hier in der Klinik ihre Versuche machen?«
    »Ja, das glaube ich. Allerdings werden wir uns an nichts erinnern, selbst falls sie sich dich oder mich aussuchen. Sie haben nämlich so ein Gehirnwäscheding, das dafür sorgt, dass man alles vergisst, was sie mit einem anstellen, wenn sie einen erst einmal haben. Vielleicht sind wir ja sogar schon entführt worden und wissen es gar nicht.«
    Buddy fing leicht zu zittern an. Tee betrachtete Buddys ­Hände. Inzwischen hatte er sie ineinander gekrampft, um das Beben zu unterdrücken. Manchmal tat er das in der Gruppentherapie, wenn er über seine Ängste reden musste. Seine Krankenakte ging sehr ausführlich auf seine Kindheit ein. Zum Beispiel stand darin, sein Dad habe sich gruselige Halloweenmasken aufgesetzt und sich angeschlichen, um ihn zu Tode zu erschrecken, als er noch ein kleiner Junge gewesen war. Manchmal hatte er die Maske sogar getragen, wenn er den schlafenden Buddy aus dem Bett gezerrt hatte, um ihn mit einer Fliegenklatsche zu verprügeln. Seitdem fürchtete der arme Buddy sich vor seinem eigenen Schatten. So wie jetzt – er zitterte wirklich wie Espenlaub.
    »Aber, Buddy, beruhig dich. Vielleicht haben sie sich in dieser Nacht ja auch jemand anderen ausgesucht. Möglicherweise sogar einen von den Seelenklempnern. Ach, was hältst du von dieser Idee? Es könnte ja sein, dass einer unserer Ärzte ein Außerirdischer ist. Oder sie kommen sogar alle von einem anderen Planeten. Wenn dein Doc mit dir Hypnotherapie macht, nimmt er dich womöglich mit in sein Raumschiff und steckt dir Kanülen in alle Körperöffnungen. Das würde mich nicht wundern.«
    Mehr war nicht nötig gewesen. Seit diesem Abend stand Buddy Todesängste aus und konnte nachts nicht schlafen. Der arme Irre dachte nur noch an kleine graue Männchen, die ihn holen wollten. Er war so nervös, dass Tee einen hysterischen Anfall auslösen konnte, indem er hinter ihm ein schweres Buch fallen ließ. Eine Weile fand Tee das sehr amüsant. Doch dann fing Buddy an, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen, weil er von ihm beschützt werden wollte. Bald entwickelte sich das zu einem wirklichen Ärgernis, insbesondere wenn Tee mit einer seiner Freundinnen verabredet war.

Zwölf
    Ich lümmelte in einem zartbitterschokoladefarbenen Ledersessel im Wartebereich des General Aviation Complex herum, als ich das dumpfe Dröhnen eines herannahenden Flugzeugs hörte. Eigentlich hatte ich mit Blacks Learjet gerechnet, doch das Geräusch klang verdächtig nach seinem Bell 430 Helikopter. Das Geräusch des Rotors war bereits wahrzunehmen, noch ehe der Hubschrauber selbst in Sicht kam. Also trat ich vor das Terminal und spähte hinauf in den dunklen Himmel. Die Nacht war bewölkt, es nieselte, und der heiße Asphalt verströmte einen feuchten, dunstigen Geruch. Allerdings war das Wetter nicht so schlecht, dass es zur Verspätung von Flügen geführt hätte. Die Landungslichter beleuchteten Start- und Landebahnen, die in der Finsternis verschwanden. Der hell

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